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- DAZ 43/2017
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Arzneimittel und Therapie
Pumpe schlägt Pen
Kinder mit Typ-1-Diabetes sind nach Insulin-Injektionsbehandlung schlechter eingestellt
Bei einer Pumpentherapie wird die physiologische Insulin-Produktion mit einer kontinuierlichen Basalrate eines schnellwirkenden Insulin-Analogons und Bolusgaben zu den Mahlzeiten gut nachgeahmt. Randomisiert-kontrollierte Studien zeigten, dass dadurch der HbA1c-Wert („Langzeit-Blutzucker“) niedriger einstellbar ist als mit mehrmals täglichen Pen-Injektionen. Allerdings wurde in einigen Studien ein erhöhtes Ketoazidose-Risiko unter der Pumpentherapie bei Kindern beobachtet, wohingegen seltener schwere Hypoglykämien auftraten. Problematisch waren bei bisherigen Analysen die geringen Fallzahlen und die somit begrenzte Aussagekraft der Studien.
In der nun durchgeführten Studie wurden Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes von 446 Diabetes-Zentren in Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz eingeschlossen. Dadurch konnten Beobachtungsdaten von insgesamt 30.579 Typ-1-Diabetikern im Alter von 1,5 bis 19 Jahren ausgewertet werden.
Die Studienteilnehmer waren durchschnittlich 14,1 Jahre alt und zu 53% männlich. Innerhalb des jeweiligen Beobachtungsjahres fanden knapp fünf Kontakte mit den Diabetes-Zentren statt. Von den Teilnehmern hatten 14.119 eine Insulin-Pumpe, und weitere 16.460 nutzten mehrmals tägliche Insulin-Injektionen mittels Pen für ihre Therapie.
Weniger schwere Hypoglykämie unter Pumpentherapie
Insgesamt hatten 6,1% der Teilnehmer eine oder mehrere schwere Hypoglykämien im Beobachtungsjahr, und bei 2,0% kam es zu einem hypoglykämischen Koma. Das Risiko für eine schwere Hypoglykämie war bei Pumpentherapie signifikant niedriger als bei Pentherapie (10,30 vs. 15,53 Fälle pro 100 Patientenjahre; Inzidenzratenverhältnis [IRR] 0,66 [95%-Konfidenzintervall: 0,59 bis 0,75]). Ebenso war die Gefahr, in ein hypoglykämisches Koma zu fallen, bei Pumpentherapie signifikant reduziert (IRR = 0,66; 95%-KI: 0,55 bis 0,80). Auch das Risiko für eine diabetische Ketoazidose sowie für eine schwere Ketoazidose mit einem Blut-pH-Wert unter 7,1 war bei den Kindern mit einer Insulin-Pumpe signifikant niedriger als bei einer Pentherapie. Zudem war die metabolische Kontrolle, gemessen am HbA1c-Wert, bei Pumpentherapie besser. Die Kinder und Jugendlichen erreichten im Schnitt einen 0,18% niedrigeren HbA1c-Wert (7,99% vs. 8,17%), wenn sie eine Pumpe nutzten im Vergleich zu den Pen-Nutzern. Die metabolische Kontrolle war bei den 1,5- bis 5-jährigen Kindern nicht signifikant unterschiedlich, bei den älteren Kindern und Jugendlichen hingegen signifikant besser bei Pumpentherapie. Allerdings wurde in allen Altersgruppen unter Pumpentherapie der Blutzucker signifikant häufiger gemessen (p < 0,001).
Fazit
Diese Beobachtungsstudie zeigte erstmals anhand einer großen Fallzahl, dass die Pumpentherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes sicher ist und zu einer besseren metabolischen Kontrolle beiträgt. Dies ist besonders bedeutsam, da Insulin-Pumpen in Zukunft bei sogenannten künstlichen Bauchspeicheldrüsen (geschlossenes System aus kontinuierlichem Glucose-Monitoring und subkutaner Insulin-Infusion) eine zentrale Rolle einnehmen können. |
Quelle
Karges B, Schwandt A et al. Association of insulin pump therapy vs insulin injections therapy with severe hypoglycemia, ketoacidosis, and glycemic control among children, adolescents and young adults with type 1 diabetes. JAMA 2017;318(14):358-1366
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