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Aus den Ländern
Becker: „Päckchenpack-Pharmazie ist nicht digital“
Parlamentarisches Frühstück in Baden-Württemberg
Ein Thema war der berufliche Nachwuchs. „Finden Sie eigentlich noch ausreichend Fachpersonal für Ihre Apotheken“, fragte der SPD-Abgeordnete Rainer Hinderer. Die Diskussion zeigte, dass insbesondere die vergleichsweise sehr niedrigen Tarifgehälter für PTA und Approbierte dazu führen, dass diese nach ihrer Ausbildung nur zögerlich in die öffentliche Apotheke eintreten. Schon allein deswegen müsse es eine Weiterentwicklung der Arzneimittelpreisverordnung geben, denn mit der derzeitigen Vergütung seien höhere Ausgaben für Personal nicht möglich.
Diskutiert wurde auch über innovative Arzneimittel. Petra Krebs (Grüne) prognostizierte, dass die Politik zukünftig auch Antworten auf sehr unbequeme Fragen finden müsse: Welche Leistungen und welche Medikamente wollen wir zukünftig noch für welche Patienten erstatten? Wie viel darf eine Lebensverlängerung von vielleicht ein oder zwei Monaten kosten? Alle Anwesenden waren sich einig, dass es auf diese Fragen keine einfachen Antworten geben werde.
Versandhändler füllen Lücken, die sie selbst geschaffen haben
In Sachen EuGH-Urteil prallten die bekannten Argumente auch an diesem Morgen aufeinander. Die LAV-Vertreter traten der These, dass der Versandhandel dringend gebraucht werde, entschieden entgegen. „Die Versandhändler nehmen für sich in Anspruch, Lücken schließen zu wollen, die sie durch einen Verdrängungswettbewerb vorher erst geschaffen haben“, erklärte Christoph Gulde. LAV-Präsident Fritz Becker ergänzte, dass das oft beschworene Argument, man könne den Versandhandel schon aufgrund fortschreitender Digitalisierung nicht verbieten, ein Scheinargument sei. „Es leuchtet uns nicht ein, was an Päckchenpack-Pharmazie digital sein soll.“
Cannabis aus der Apotheke
Interessiert zeigten sich die Politiker auch an den Neuregelungen der Schmerztherapie mit Cannabis. Sie wollten wissen, wie sich die Versorgungssituation darstellt, welche Arbeiten in der Apotheke anfallen und wie diese Leistung honoriert wird. Becker erklärte hierzu: „Die Versorgung ist sehr aufwendig in der Zubereitung und der Portionierung. Wir wollen zukünftig nicht am Wirkstoff Cannabis verdienen, sondern fordern, dass die komplexe pharmazeutische Dienstleistung angemessen honoriert wird.“ Um hier Regelungen zu finden, sei man bereits mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung im Gespräch, so Becker weiter.
Trotz mancher unterschiedlicher Sichtweisen waren sich Gäste und Gastgeber in einem Punkt einig, den Fritz Becker so zusammenfasste: „Wir alle haben ein gemeinsames Ziel, nämlich die Aufrechterhaltung der Versorgung in der Fläche und die Ortsnähe zum Patienten.“ Es gelte, in den nächsten Jahren die richtigen politischen Weichenstellungen für die Sicherung dieses Systems zu treffen. |
Quelle: LAV BW
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