Arzneimittel und Therapie

Tamoxifen abgesetzt

Endokrine Beschwerden gefährden den Erfolg der Brustkrebsprävention

Frauen mit einem hohen Brustkrebsrisiko können präventiv Tamoxifen einnehmen, um ihr Erkrankungsrisiko zu verringern. Treten unter der Einnahme von Tamoxifen klimakterische Beschwerden auf, werden diese nicht selten der endokrinen Therapie zugeschrieben, obwohl sie auf physiologischen Vorgängen während der Wechseljahre beruhen. Hier ist eine frühzeitige Aufklärung notwendig, um die Adhärenz zu stärken und das Therapieziel nicht zu gefährden.

Daten aus mehreren Studien deuten darauf hin, dass eine fünfjährige präventive Tamoxifen-Einnahme das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um 30% senkt, und dass der präventive Effekt mindestens 20 Jahre lang anhält. Eine dieser Studien ist die placebokontrollierte randomisierte IBIS-I-Studie (IBIS = International Breast Cancer Intervention Study), die sich unter anderem auch mit der Therapieadhärenz in Abhängigkeit vom Auftreten menopausaler Symptome befasste. Im Rahmen dieser Studie wurde die Adhärenz von rund 3800 Frauen untersucht, die mindestens 4,5 Jahre lang Tamoxifen oder ein Placebo eingenommen hatten. Das Auftreten klimakterischer Beschwerden wie Hitzewallungen, Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, unregelmäßige Blutungen sowie vaginale Trockenheit wurde in Bezug zu der Adhärenz gesetzt. Art und Häufigkeit menopausaler Symptome unterschieden sich in den beiden Gruppen nur marginal. Ein signifikanter Unterschied zeigte sich hingegen bei der Adhärenz: Diese war im Placebo-Arm signifikant höher als im Tamoxifen-Arm (74% vs. 65,2%: p < 0,001). Das heißt, dass physiologisch auftretende Wechseljahrsbeschwerden als Nebenwirkungen der Therapie gedeutet wurden, was zu einem vermehrten Absetzen der Medikation führte. Die Drop-out-Rate war am höchsten in den ersten zwölf bis 18 Monaten und nahm dann ab.

Foto: Cozy Nook – stock.adobe.com
Im Brustkrebsmonat Oktober wird weltweit verstärkt über Prophylaxe und Therapie aufgeklärt.

Konsequenzen für die Praxis

Zu Beginn einer präventiven Einnahme von Tamoxifen muss die Patientin ausführlich über das Therapieziel und Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Präzise Informationen über mögliche unerwünschte Ereignisse und deren Wahrscheinlichkeit helfen, eine falsche Einordnung der Symptome zu vermeiden und die Adhärenz zu stärken. Dies ist besonders in den ersten ein bis zwei Therapiejahren erforderlich. |

Quelle

Smith S et al. Participant-reported symptoms and their effect on long-term adherence in the International Breast Cancer Intervention Study I (IBIS I). Journal of Clinical Oncology 2017;35(23):2666-2673. doi.org/10.1200/JCO.2016.71.7439

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

Das könnte Sie auch interessieren

Brustkrebsinzidenz bei Risikopatientinnen gesenkt

Tamoxifen mit Langzeiteffekt

Gefährdete Frauen können von Aromatasehemmern profitieren

Anastrozol senkt das Brustkrebsrisiko

Zulassung für Anastrozol in Großbritannien erweitert

Brustkrebs vorbeugen

Adjuvante Therapie nach Mammakarzinom

Wie lange mit Tamoxifen behandeln?

Warum eine Genotypisierung vor einer Tamoxifen-Behandlung Sinn machen könnte

Erst Gentest, dann Therapie?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.