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Mehr Innovationen statt OTC-Geschäft

Pharmaunternehmen spezialisieren sich zunehmend auf den Rx-Bereich

ts/ms | Sowohl Merck als auch Pfizer überlegen, sich vom OTC-Geschäft zu trennen. Beide wollen mehr auf innovative Forschungsetzen. Auch andere Unternehmen spezialisieren sich. Neu ist der Trend aber nicht. Andere Pharmafirmen vertrauen im Gegenzug auch auf Diversifizierung und verbreitern ihr Portfolio.

Fokussierung auf die Kernaktivitäten und Trennung von nicht mehr relevanten Geschäftsbereichen scheint der neue Trend in der Pharmaindustrie zu sein. So hat der Darmstädter Konzern Merck im Frühjahr 2017 die Trennung von seinem Biosimilargeschäft bekannt gegeben. Im September folgte dann die Ankündigung, sich möglicherweise auch vom OTC-Geschäft verabschieden zu wollen. Bereits im Vorjahr hat Boehringer Ingelheim seinen OTC-Bereich an Sanofi verkauft und erwarb im Gegenzug allerdings die Tiergesundheitssparte der Franzosen. Nun überlegt der US-Konzern Pfizer, sein Geschäft mit verschreibungsfreien Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln abzuspalten. Denkbar sei eine vollständige oder teilweise Abgabe, ein Verkauf, ein Spin-off „oder eine andere Transaktion“. Ob es am Ende wirklich dazu kommt, ist allerdings noch unklar. Eine Entscheidung werde voraussichtlich im Laufe des kommenden Jahres fallen. Pfizers Consumer-Healthcare-Linie zählt nach eigenen Angaben mit zuletzt (2016) 3,4 Milliarden Dollar Umsatz (2,9 Milliarden Euro) zu den weltweit größten OTC-Geschäften.

Konzentration auf innovative Arzneimittel

Die Idee hinter den strategischen Überlegungen von Merck und Pfizer ist die gleiche. Merck-Konzernchef ­Stefan Oschman teilte mit, dass der Healthcare-Bereich im Wesentlichen auf die Biopharma-Pipeline setze. So ruhen die Hoffnungen insbesondere auf dem Multiple-Sklerose-Arzneimittel Cladribin und dem Krebsmedikament Avelumab. Offenbar will Merck seine Investitionen auf die Forschung und Entwicklung derartiger Mittel fokussieren. Das stark marketinggetriebene OTC-Geschäft passt da nicht mehr rein. Ähnlich argumentiert Pfizer: Die aktuelle Strategieinitiative gründe in den Anstrengungen des Konzerns, seine Kapital- und Personalressourcen stärker auf das Kerngeschäft mit verschreibungspflichtigen Innovationen zu konzentrieren.

Auch Diversifizierung möglich

Die Entwicklung ist allerdings nicht wirklich neu: Bereits im Jahr 2002 trennte sich beispielsweise Roche von seinem Vitamin-Business. Darüber hinaus gibt es auch eine gegenteilige Entwicklungen in der Branche zu mehr Diversifizierung. So hat der Bad Homburger Konzern Fresenius für 656 Millionen Euro das Biosimilargeschäft von Merck gekauft und an die Tochter Kabi angedockt. Damit hat Fresenius einen komplett neuen Geschäftsbereich aufgemacht. Auch Bayer ist in die Breite gegangen. 2004 fügte der Konzern seiner OTC-Range die Selbstmedikationsprodukte von Roche hinzu, 2013 übernahm Bayer den Phytohersteller Steigerwald. Ein Paradebeispiel für ­erfolgreiche Diversifizierung ist ­Novartis. Während der Mutterkonzern das Geschäft mit innovativen Produkten betreibt, kümmern sich die Konzerngesellschaften Sandoz beziehungsweise Hexal um die Generika und Biosimilars.

Ob sich ein Unternehmen spezialisiert oder diversifiziert, ist vom Einzelfall abhängig, je nachdem ob das Unternehmen in dem entsprechenden Geschäft eine bestimmte Marktmacht hat oder aufbauen kann, sagte Ulrich Huwald, Pharmaanalyst bei Warburg Research. Dabei kann es auch zu ganz neuen Konstellationen kommen. So soll der Schweizer Konsumgüterhersteller Nestlé mit einer Übernahme von Mercks OTC-Geschäft liebäugeln. Der Nahrungsmittelriese könnte damit zu einer Größe im Pharma-Marketing werden. |

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