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Thema Rheuma
„Ich bekomme das nicht auf!“
Hilfsmittel und Tipps zur Arzneimittelanwendung für Rheumatiker
Die Probleme für die Betroffenen beginnen häufig bereits beim erstmaligen Öffnen der Primärverpackung eines Arzneimittels, insbesondere wenn diese mit einer Erstöffnungssicherung wie beispielsweise einem Sicherungsring, einer Verschlussmanschette oder einer schwer zu erfassenden Öffnungslasche versehen sind. In diesen Fällen sollte in der Apotheke das pharmazeutische Personal die Entfernung der Erstöffnungssicherung anbieten. Zu weiteren Prozeduren, die die Apotheke übernehmen kann, zählen das Durchstechen der Folie im Hals von Tuben mithilfe des Dorns im Schraubverschluss oder das Öffnen von Folienbeuteln. Beispielsweise sind Einzeldosenbehältnisse von Augentropfen häufig zusätzlich in Aluminiumfolie eingesiegelt. Das Öffnen kann selbst für Gesunde sehr kraftaufwendig sein. Viele Patienten berichten auch über Schwierigkeiten bei der Entnahme von Tabletten aus Blistern. Hierbei sind jedoch einige Einschränkungen zu beachten, wie etwa die Lichtempfindlichkeit oder ein verstärkter Abrieb, wenn der Patient Tabletten in größerer Menge und/oder über längere Zeit in „Pillendosen“ lagern und transportieren möchte. Besser wäre in diesem Fall, der Patient entleert die Blisterpackung bzw. teilt die Tablette erst kurz vor der Einnahme mithilfe von Tablettenausdrückhilfen (Abb. 1) bzw. Tablettenteilern. Einige Beispiele und Bezugsquellen finden Sie im Kasten „Bezugsquellen“.
Bezugsquellen
Es gibt eine Vielzahl von Anbietern von mechanischen Hilfsmitteln zur Erleichterung der Applikation von Arzneimitteln:
- Tablettenausdrücker: z. B. www.wepa.de; www.alltagshilfen24.com
- Tubenentleerer: z. B. www.sanivita.de; www.wepa.de
- Applikationshilfen für Augenarzneimittel: z. B. Autosqueeze® www.shop.owen-mumford.de Augeneintropfhilfe AutoDrop® www.shop.owen-mumford.de
- Öffnungshilfen für Schraubverschlüsse: www.aktivwelt.de
Den gebrauchsfertigen Zustand herstellen
Auch das Herstellen des gebrauchsfertigen Zustands eines Arzneimittels erfordert Kraft und Geschicklichkeit, über die Rheumatiker häufig nicht mehr in ausreichendem Maße verfügen. Dazu zählen beispielsweise das Öffnen von Augentropfen-Mehrdosenbehältnissen, die nach dem Bottelpack®-Verfahren hergestellt worden sind. Dabei muss die nur locker aufgeschraubte Verschlusskappe kräftig im Uhrzeigersinn gedreht werden, bis der zur Flaschenspitze gerichtete Einstichdorn die Spitze des Fläschchens durchsticht, wodurch die Tropföffnung entsteht.
Beim Spiriva® Respimat® ist eine gewisse Kraft notwendig, um die Patrone vor der erstmaligen Anwendung in den Inhalator zu drücken. Solche Prozeduren können ebenfalls – mit Zustimmung des Patienten – vom Apothekenpersonal übernommen werden.
Viele vor der Anwendung eines Arzneimittels notwendige Manipulationen können jedoch nicht in der Apotheke durchgeführt werden. Dazu zählt beispielsweise die Entnahme eines Suppositoriums aus der Folienverpackung oder das Abziehen der Gummikappe von einer Kanüle. Dennoch kann das Apothekenpersonal auch in diesen Fällen Unterstützung anbieten:
- Ein Angehöriger oder eine Pflegeperson wird in der Apotheke instruiert, um die Prozedur ausführen zu können.
- Die Apotheke nimmt mit dem Arzt Kontakt auf, damit er eine ergonomisch besser geeignete Arzneiform verordnet.
- Der Patient erhält Tipps, wie er den Kraftaufwand beim Umgang mit der Arzneiform verringern kann (Abb. 2).
- Der Patient versucht, ob er mit einer anderen Applikationsart besser zurechtkommt.
- Das Apothekenpersonal empfiehlt ein Hilfsmittel zur Erleichterung der Applikation (Abb. 3).
Neben den bereits erwähnten Tablettenausdrückhilfen bzw. Tablettenteilern gibt es viele weitere Hilfsmittel. Einige werden von den Pharmafirmen angeboten, andere finden sich im Haushalt bzw. sind in Drogerie- oder Kosmetikgeschäften erhältlich. Dazu zählen beispielsweise Wimpernzangen, mit deren Hilfe Einmaldosis-Pipetten mit Augentropfen leichter zusammengedrückt werden können.
Kommt ein Patient mit der üblichen Applikationsart wegen mangelnder Geschicklichkeit nicht zurecht und kann diese Aufgabe nicht von einer anderen Person übernommen werden, empfiehlt es sich, eine andere Applikationsart auszuprobieren. Ein Beispiel dafür ist die kanthale Applikation von Augentropfen.
Dabei begibt sich der Patient in die flache Rückenlage. Zuerst wird der Lidwinkel des betreffenden Auges gesäubert, z. B. mit einem in sterile, isotonische Kochsalzlösung getauchten Kosmetiktuch. Danach tropft der Patient das Medikament unter Verwendung beider Hände auf den inneren Lidwinkel (Canthus medialis). Anschließend öffnet er das Auge und bleibt etwa eine Minute ruhig liegen. In dieser Zeit verteilt sich der Tropfen über die Binde- und Hornhaut des Auges.
Tipps und Kniffe vermitteln
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Kraftaufwand bei der Anwendung von Arzneimitteln zu verringern. Ist beispielsweise kein Tubenentleerer zur Hand, kann der Patient die Viskosität einer Salbe oder Paste, die sich aus der Tube schwer herausdrücken lässt, durch Erwärmung derselben verringern. Dazu hält er sie eine Zeitlang zwischen den Handflächen oder steckt sie in die Hosentasche. Eine Alternative, die die Apotheke anbieten könnte, ist das Umkonfektionieren in ein vom Patienten leichter zu entleerendes Behältnis (z. B. eine Schraubdeckelkruke) mit entsprechender Deklaration. Ein weiterer Tipp, den die Apotheke vermitteln kann, ist der Wechsel der Griffart. So zeigen Untersuchungen, dass mit dem Schlüsselgriff oder dem Dreifingergriff deutlich größere durchschnittliche Kräfte ausgeübt werden können als mit dem Spitzgriff (Abb. 4).
Quelle
Kircher W. Arzneiformen richtig anwenden, 4. Aufl. 2016, Deutscher Apotheker Verlag
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