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Kongresse
25 Jahre NZW
Vom Workshop zum richtungsweisenden pharmazeutisch-onkologischen Fachkongress
In seiner Begrüßung streifte Kongresspräsident Klaus Meier, Soltau, die Entwicklungen und Errungenschaften der onkologischen Pharmazie während der vergangenen 25 Jahre. Hervorzuheben sind die Verbesserung des Arbeitsschutzes, Einflüsse auf Berufsverbände, Ärzte und Gesetzgebung sowie die Beratung und Begleitung des onkologischen Patienten. Die Unterstützung des Krebspatienten war und bleibt das primäre Anliegen der onkologischen Pharmazie. Davon leiten sich auch aktuelle Forderungen nach einer kompetenten Beratung und Versorgung des onkologischen Patienten ab, die über eine Dienstleistungspauschale unterstützt werden sollte.
Diesen einleitenden Äußerungen folgten die Grußworte von Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks, Hamburg, und Petra Kolle, Erste Vizepräsidentin der Apothekerkammer Hamburg, die beide die Notwendigkeit einer kompetenten Versorgung krebskranker Patienten und die Leistungen der onkologischen Pharmazie hervorhoben.
Vier langjährige Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) skizzierten die künftigen Aufgaben und zeigten die bisherigen Leistungen auf, u. a. die Entwicklung und Fortschreibung der Qualitätsstandards für den pharmazeutisch onkologischen Service (QUAPOS), die Weiterbildung „Onkologische Pharmazie“ für PTA und Apotheker (Letztere gemäß BAK-Curriculum, das 2016 aktualisiert wurde), die ZytOralia-Kampagne und die Entwicklung der Oralia-Datenbank, eine eigene Fachzeitschrift („Onkologische Pharmazie“), die Mandatsträgerschaft in der Zertifizierungskommission der Deutschen Krebsgesellschaft, Mitarbeit bei der Erstellung von Leitlinien sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften.
Berufspolitisches Forum
Im Mittelpunkt des berufspolitischen Forums standen die Zytostatika-Ausschreibungen und das Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG). Michael Marxen, Vizepräsident der DGOP, Wesseling, nannte die derzeitigen Folgen einer die Komplexität der Versorgung ignorierenden Ausschreibung, u. a. die Verunsicherung der Patienten, teilweise chaotische Zustände bei der Arzneimittelbelieferung (weite Entfernungen, zu viele Praxen werden durch eine Apotheke versorgt), Ad-hoc-Zubereitungen in den Praxen ohne Personen- und Produktschutz, Mehrbelastungen für Praxismitarbeiter durch Bestellungen bei mehreren Apotheken und ein nicht gewollter Wechsel der beliefernden Apotheke. Diese, im Vorfeld absehbaren, Auswirkungen führten zu einer vehementen Ablehnung der Ausschreibungen vonseiten der Patienten, Ärzte und Apotheker. Lediglich einige Krankenkassen sehen in den Ausschreibungen eine Möglichkeit zur Wahrung von Qualität und Wirtschaftlichkeit. Dies muss hinterfragt werden, da Qualität nicht mit Kassen-abhängigen Versorgungsumschichtungen zu erreichen ist und die von den Kassen propagierten Einsparungen sicherlich geringer ausfallen als angegeben, so Marxen.
Mit dem baldigen Inkrafttreten des AMVSG – vorgesehen ist der 1. April 2017, was der anwesende MdB Tino Sorge (CDU), Berlin, bestätigte – werden einige Probleme, die durch die Ausschreibungen entstanden sind, entfallen, aber neue hinzukommen. Zu begrüßen ist die Möglichkeit der Patientenversorgung aus einer Hand, der aber eine Änderung der Hilfstaxe und eine Vergütungsabnahme gegenüberstehen. Wie sich die Verlagerung der Ausschreibung auf die Hersteller auswirken wird – Stichwort Lieferengpässe, Handhabung von Verwürfen, die oktroyierte Verwendung von Generika mehrerer Hersteller? – ist derzeit noch nicht abzusehen.
Aus Klinik- und Praxisalltag
In mehreren Vorträgen wurde ein Überblick zu den häufigsten Tumorarten (Brust-, Darm-, Prostata- und Lungenkrebs), zur Supportivtherapie (neue S3-Leitlinie), zum Management von Toxizitäten, zum off label use und zu neuen Wirkstoffen in der Onkologie – allein 2016 vierzehn neue Präparate – vermittelt. In der Vortragsreihe „Cancer Politics“ wurden Möglichkeiten zur Stärkung der Präventionsbereitschaft, Wünsche der Patienten nach dem Ende der Nachsorgeperiode und gesundheitspolitische Rahmenbedingungen und Instrumentarien zur Verbesserung der Krebsvorsorge skizziert.
Mit einer neuen Herausforderung für alle öffentlichen Apotheker, nämlich mit der Beratung bei der Abgabe oraler Zytostatika, befassten sich einige Workshops, in denen anhand von Fallbeispielen praxisnahe Fragen erläutert wurden. Des Weiteren wurde auf die Problematik der Nicht-Teilbarkeit von cmr-Arzneimitteln und die Möglichkeit einer Sondenapplikation eingegangen. Ferner wurden Informationsquellen vorgestellt, mit deren Hilfe Interaktionen mit oralen Zytostatika erkannt und beurteilt werden können. |
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