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Aus den Ländern
Gemeinsam für die Freiberuflichkeit
Interessengemeinschaft der Heilberufe in Schleswig-Holstein
Als turnusgemäß amtierender Sprecher der IdH nannte Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, die gelebte Interprofessionalität und die gemeinsamen Werte der IdH-Mitglieder als Gründe für das gemeinsame Auftreten der Heilberufler. Die Mitglieder der IdH seien leidenschaftlich der Gesundheit ihrer Patienten verbunden. Alle sähen die Freiberuflichkeit als beste Grundlage für ihre Professionen, würden „Selbstverwaltung leben“ und fühlten sich einer bürgernahen flächendeckenden Gesundheitsversorgung verpflichtet. Als überzeugte Europäer wüssten sie, dass Gesundheit und Soziales in respektvoller Subsidiarität organisiert werden müssten, und alle wollten zur Fortentwicklung der Heilberufe mit Augenmaß beitragen.
Wünsche zur Gesundheitspolitik
Da Begrüßungsvorträge aller acht Mitgliedsorganisationen der Ärzte, Apotheker, Tierärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten den Rahmen des Abends gesprengt hätten, äußerten die Vertreter der IdH-Mitglieder jeweils nur einen Satz zur Berufspolitik. Gerd Ehmen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, begrüßte das Ziel des neuen schleswig-holsteinischen Koalitionsvertrages, für eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum zu sorgen. Dafür sei ein verlässlicher, subsidiär selbstbestimmter und für alle gleicher Rechtsrahmen nötig. Für den Apothekerverband fokussierte Froese auf die Arzneimittelpreisbindung als unbedingte Voraussetzung für den Erhalt des Sachleistungsprinzips bei Arzneimitteln. Ärztekammerpräsident Dr. Franz-Joseph Bartmann begrüßte das Bekenntnis der neuen Landesregierung zur Telemedizin. Dr. Monika Schliffke, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, empfahl die Abschaffung der hausärztlichen Bedarfsplanung als ersten Schritt zur Sicherstellung der Versorgung bei abnehmenden personellen Ressourcen.
Gesundheitsminister für Freiberuflichkeit
Der seit etwa drei Monaten amtierende Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) bezeichnete den Koalitionsvertrag der „Jamaica-Koalition“ als „gut und innovativ“ bei Gesundheit und Pflege. Sein Grußwort gestaltete er als „Plädoyer für Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung“. Dabei bezog Garg ausdrücklich die angestellten Freiberufler ein. Denn entscheidend sei, dass der Beruf weisungsunabhängig ausgeübt werde. Garg beklagte, dass die Vergütungsmodelle im Gesundheitswesen nicht zur angestrebten Vernetzung passen würden. Möglicherweise könne die Digitalisierung zu einer Brücke werden. Zum Apothekensystem bekannte er sich mit der Aussage: „Die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes ist Unfug.“ Dies komme mit ihm nicht infrage. Er gab damit zu erkennen, dass die Position der Landes-FDP zu Apotheken nicht mit dem Wahlprogramm der Bundes-FDP übereinstimmt. Auf das Rx-Versandverbot ging er jedoch nicht ein.
Medienpreis für NDR-Team
Bei der Veranstaltung wurde außerdem der Medienpreis Gesundheit verliehen, den die IdH seit 2001 jährlich für unabhängige, kritische und fundierte Berichterstattung über Gesundheit oder Gesundheitspolitik aus Schleswig-Holstein vergibt und der mit 2000 Euro dotiert ist. Dr. Thomas Friedrich, Geschäftsführer des Apothekerverbandes, erklärte, dass jeder der sechs nominierten Beiträge das Anliegen in preiswürdiger Weise erfülle. Ausgezeichnet wurden Stefan Eilts, Constantin Gill, Eike Lüthje, Christian Schepsmeier und Julia Schumacher als Rechercheteam des Norddeutschen Rundfunks für ihre intensive Recherche und journalistische Aufarbeitung von Arzneimittelversuchen an Heimkindern und Jugendlichen am ehemaligen Landeskrankenhaus Schleswig in den 1950er- bis 1970er-Jahren. Die Beiträge wurden über Fernsehen, Hörfunk und Internet verbreitet. Froese, der den Preis aushändigte, erklärte dazu: „Mit ihrer crossmedialen, unaufgeregten, aber eindringlichen Berichterstattung haben sie im wahrsten Sinne des Wortes Licht in ein dunkles Kapitel der Medizingeschichte Schleswig-Holsteins gebracht.“ Die Berichterstattung hatte für große Aufmerksamkeit gesorgt und sogar Eingang in den neuen Koalitionsvertrag gefunden, in dem die Landesregierung ihre Unterstützung für die weitere Aufarbeitung bekräftigt. Eilts betonte in seiner Dankesrede, es sei bei den Arzneimittelversuchen um Menschen gegangen, die sich in der Obhut des Landes befanden. Mit der Preisverleihung werde auch den Anliegen dieser Menschen Gewicht gegeben.
Froese und Friedrich bedankten sich zudem für die engagierte Arbeit der ZDF-Fernsehredakteurin Heike Kruse und des Gesundheitsredakteurs der „Kieler Nachrichten“, Christian Trutschel. Beide hatten den Preis bereits in früheren Jahren erhalten und gehörten in diesem Jahr wieder zu den Nominierten. |
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