Arzneimittel und Therapie

TKI bei AMD

Kann die orale Behandlung Injektionen einsparen?

Patienten mit neovaskulärer (feuchter) altersbedingter Makuladegeneration (nAMD), die mit intravitrealen Anti-VEGF-Injektionen behandelt werden, empfinden diese als sehr belastend, und nicht immer sind sie effektiv. Ermutigend sind daher die positiven Ergebnisse einer Phase-I-Studie mit einem oralen Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) als mögliche Alternative oder wenigstens als eine gut verträgliche Therapieform, mit der sich die Zahl der Injektionen reduzieren lässt.

Seit rund zehn Jahren werden zur Behandlung der feuchten altersbedingten Makuladegeneration Wirkstoffe wie Ranibizumab, Aflibercept und (off label) Bevacizumab eingesetzt, die gegen den vascular endothelial growth factor (VEGF) gerichtet sind. Die intravitrealen Injektionen sind für die – häufig hochbetagten – Patienten sehr belastend. Außerdem profitieren nicht alle davon. In einer aktuellen Phase-I-Studie hat eine amerikanische Arbeitsgruppe den oralen Tyrosinkinase-Inhibitor X-82, ein Strukturanalogon von Sunitinib, bei Patienten mit nAMD getestet. X-82 hemmt wie Sunitinib nicht nur die Rezeptor-Tyrosinkinasen von VEGF, sondern auch die von PDGF (platelet-derived growth factor), der bei der Entwicklung einer nAMD ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Durch die Inhibition wird die Weiterleitung von angiogenen Wachstumssignalen im Auge beeinträchtigt. In Zellkulturen besaß X-82 eine ähnliche antiangiogene Aktivität wie Sunitinib. In Tier­modellen hemmte die Substanz die retinale Neovaskularisation effektiv.

Bessere Sehschärfe, weniger Injektionen

Die Studie schloss 35 nAMD-Patienten ein, sieben von ihnen waren behandlungsnaiv. Sie erhielten über 24 Wochen X-82 in schrittweise ansteigender Dosierung zwischen 50 und 300 mg sowie nach vordefinierten Behandlungsschemata zusätzlich ihre anti-VEGF-Injektionen wie vor der Studie. Alle vier Wochen wurden sie umfangreich augenärztlich untersucht. Dabei beurteilte man unter anderem die Sehschärfe, registrierte Art und Anzahl der Nebenwirkungen und die Zahl der notwendigen anti-VEGF-Injektionen. Von den 25 Patienten (71%), die die Studie beendeten, verbesserte sich bei allen außer einem die Sehschärfe. 15 von ihnen hatten im Studienzeitraum keine anti-VEGF-Injektionen benötigt, um ihre Sehschärfe zu erhalten. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Diarrhö, Übelkeit, Fatigue und Transaminase-Erhöhungen, die sich nach Studienende normalisierten. In einem Kommentar zur Studie wird letztgenannte Nebenwirkung besonders thematisiert, da man eine Dosisabhängigkeit vermutet. Diese Frage wird möglicherweise in der nun folgenden randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-II-Studie mit X-82 bei AMD geklärt werden können, deren Rekrutierung im Januar 2017 abgeschlossen wurde. |

Quelle

Jackson TL et al. Oral tyrosine kinase inhibitor for neovascular age-related macular degeneration. JAMA Ophthalmol 2017;135:761-767

Apte RS. Tyrosine kinase inhibitor in age-related macular degeneration. JAMA Ophthalmol 2017;135:767-769

X-82 to Treat Age-related Macular Degeneration. NCT02348359, www.clinicaltrials.gov

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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