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Tierpharmazie

Mehr als nur lästig für unsere Haustiere

Zecken, Flöhe und Milben können gefährlich werden

Während Antiparasitika unter den Humanarzneimitteln hierzulande eher Nischenprodukte darstellen, zählen sie bei den Tierarzneimitteln zu den wichtigsten Gruppen. Nach Angaben des Bundesverbandes für Tiergesundheit entfallen 19% des Tierarzneimittelumsatzes in Deutschland auf Mittel gegen Parasiten. Die wichtigsten Ektoparasiten bei Hunden und Katzen, die für den Apothekenalltag bedeutsam sein können, sind Flöhe, Zecken und Milben. Neben den etablierten Mitteln bieten die Isoxazoline seit einigen Jahren neue Behandlungsmöglichkeiten. | Von Sabine Wanderburg

Entwicklung von Flohpopulationen

Flöhe können bei Hunden und Katzen ganzjährig auftreten, weil Floheier, -larven und -puppen in geheizten Räumen überwintern. Die flügellosen blutsaugenden Insekten befallen Säugetiere, Vögel und Menschen. Die häufigste Flohart bei Hunden und Katzen ist der Katzenfloh (Ctenocephalides felis). Durch ihre enorme Vermehrungsrate können wenige Flöhe schnell zu einem Massenbefall im ganzen Haus führen. Eine Flohpopulation besteht nur zu 5% aus den adulten Flöhen, die dem Tierbesitzer auffallen (s. Abb. 1). Der Rest entfällt auf die Vorstadien, die sich unter idealen Bedingungen in drei Wochen zu adulten Flöhen entwickeln. Daher müssen neben dem betroffenen Haustier praktisch alle Einrichtungsgegenstände „behandelt“ werden, auf denen sich Vorstadien der Flöhe befinden können. Eine wirksame Prophylaxe für das Haustier erspart solche Mühen.

Abb. 1: Entwicklungszyklus eines Flohs Eine Floh­population besteht nur zu 5% aus adulten Flöhen, die sich am Tier befinden. 95% befinden sich als Eier, Larven oder Puppen in der Umgebung. Während ihres Lebens legen weibliche Flöhe einige hundert Eier, die mit bloßem Auge kaum erkennbar sind. Aus ihnen schlüpfen die Larven und verpuppen sich nach ca. zwei Wochen. Sie bilden aus dem Sekret der Speicheldrüse einen Kokon. Er ist meist von Staub bedeckt und kaum zu erkennen. Das Puppenstadium kann mehrere Monate dauern. Nähert sich ein Wirtstier oder ein Mensch der ruhenden Puppe, können die Erschütterungen des Bodens das Schlüpfen auslösen.

Adulte Katzenflöhe sind etwa zwei bis vier Millimeter lang und müssen täglich Blut saugen. Sie leben ein bis drei Wochen lang, im Höchstfall fünf Monate, und verbringen diese Zeit meist auf nur einem Wirt, können aber mit bis zu 30 Zentimeter weiten Sprüngen den Wirt wechseln. Die Flohweibchen legen täglich etwa 30 Eier, die zu Boden fallen und sich tief an lichtgeschützten Stellen in Polstermöbeln, Bodenritzen und auf dem Teppichgrund verbergen. Das dritte Larvenstadium spinnt einen drei bis fünf Millimeter großen Kokon, in dem die Verpuppung stattfindet und der gegenüber Staubsaugen, Austrocknung und Insektiziden sehr widerstandsfähig ist.

Folgen des Flohbefalls

Rötung, Quaddeln und der starke Juckreiz bei Flohstichen entstehen durch Histamin und proteolytische Enzyme im Flohspeichel. Die Stiche eines einzigen Flohs können bei Haustieren und Menschen eine Floh-Allergie-Dermatitis (FAD) auslösen. Außerdem können Flöhe als Vektoren Krankheiten übertragen, der Katzenfloh insbesondere die Erreger der „Katzenkratzkrankheit“, Bartonella vinsonii und Rickettsia felis, in Einzelfällen auch Brucellose, Typhus oder Pasteurellose. Der Floh ist zudem Zwischenwirt für den Gurkenkern-Bandwurm Dipylidium caninum. Bei Flohbefall sollte ein Haustier daher auch mit Praziquantel gegen Bandwürmer behandelt werden.

Erste Hinweise auf Flohbefall bei Haustieren sind verstärktes Kratzen, Beißen oder Hautveränderungen im Bereich der Kruppe, des Schwanzansatzes oder der wenig behaarten Bauchseite. Beim Auskämmen mit einem engzahnigen Flohkamm sind dann schwarzbraune, längliche Krümel aus Flohkot zu finden. Werden sie auf einem hellen feuchten Tuch verrieben, färben sie sich rot, weil der Flohkot über­wiegend aus halbverdautem Blut besteht.

Maßnahmen gegen Flöhe

Nach einer Flohdiagnose sind je nach Ausmaß des Befalls folgende Maßnahmen angezeigt:

  • Behandlung des betroffenen Tieres mit Adultiziden oder Insektenwachstumsregulatoren,
  • tägliches Kämmen des Tieres zur Entfernung adulter Flöhe und Kontrolle auf Flohkot,
  • Einsatz von Sprays oder Foggern mit Wachstumsregulatoren zur Umgebungsbehandlung,
  • intensive Reinigung von Decken und Teppichen in den Aufenthaltsbereichen des Tieres.

Fogger verbreiten einen Wirkstoffnebel und eignen sich besonders für größere Räume. Für Nischen bieten sich Sprays an. Insektenwachstumsregulatoren blockieren die Weiterentwicklung von Floheiern, -larven und -puppen und machen weibliche Flöhe unfruchtbar. Das Benzoylharnstoff-Derivat Lufenuron erzielt diese Wirkung, indem es die Synthese, Polymerisation und Ablagerung von Chitin hemmt. Lufenuron wird Hunden und Katzen oral verabreicht (z. B. Program®), Katzen auch als Injektion. Es wirkt nicht gegen adulte Flöhe. (S)-Methopren und Pyriproxifen imitieren die Wirkung des Juvenilhormons und hemmen so die Entwicklung der unreifen Insektenstadien. (S)-Methopren ist beispielsweise in Kombination mit Fipronil als Spot-on verfügbar (Frontline® Combo). Pyriproxifen gibt es als Spot-on (z. B. Cyclio® Spot on) und in Kombination mit Pyrethroiden als Spray und Fogger (z. B. Tamirex® plus) zur Umgebungsbehandlung.

Adultizide gegen Flöhe

Adultizide wie Fipronil, Imidacloprid, Nitenpyram, Pyrethroide und Isoxazoline töten erwachsene Flöhe innerhalb von wenigen Minuten oder Stunden. Sie werden als Halsband, Puder, Shampoo, Spray oder Spot-on eingesetzt. Halsbänder für Katzen können allerdings sehr gefährlich werden. Wenn die Katzen damit hängenbleiben, können sie sich erwürgen. Außerdem kann eine Vorderpfote beim Putzen unter das Halsband geraten, so dass das Band einseitig unter der Achsel einschneidet. Dies kann zu therapieresistenten Wunden führen, die lange Behandlungen erfordern. Dies spricht für Spot-ons als gut praktikable Alternative.

Fipronil (z. B. Frontline® spot on) ist ein Phenylpyrazol-­Derivat und wirkt als Kontaktinsektizid. Es bindet an die GABA-Rezeptoren der Nervenzellen von Arthropoden und hemmt nicht kompetitiv den prä- und postsynaptischen Transfer von Chloridionen durch die Zellmembran. Es reichert sich in den Talgdrüsen an und wird kontinuierlich über mehrere Wochen lang abgegeben. Adulte Flöhe sterben beim Kontakt mit dem behandelten Tier, bevor sie Blut saugen können. Fipronil, das für Hunde und Katzen zugelassen ist, kann bei Kaninchen tödlich wirken. Dies zeigt, wie wichtig die tierartbezogenen Zulassungen bei Tierarzneimitteln sind.

Wie gefährlich ist Fipronil?

Das Breitspektrum-­Insektizid Fipronil wird in der Veterinärmedizin häufig angewandt und kommt auch bei Haustieren zum Einsatz, um Flöhe, Zecken und andere Parasiten zu be­seitigen. Bei Lebensmittel liefernden Tieren ist sein Einsatz nicht erlaubt. Doch wie aktuelle Ereignisse zeigen, ist über Beimischungen in Desinfektionsmitteln Fipronil auf Hühnereier gelangt. In der DAZ 2017, Nr. 32, S. 26 - 28 erläutert der Toxikologe Prof. Dr. Ralf Stahlmann von der Charité in Berlin, welche Gefahren tatsächlich von den belasteten Eiern ausgehen.

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Imidacloprid (z. B. Advantage®), ebenfalls ein Kontaktinsektizid, hemmt die cholinerge Erregungsübertragung. Es wird mit der Hautabschilferung abgegeben, wirkt bis zu vier Wochen lang gegen adulte Flöhe und zusätzlich larvizid, wenn Larven die Hautschuppen fressen. Nitenpyram (z. B. Capstar®) blockiert ebenfalls die insektenspezifischen Nicotin-­artigen Acetylcholin-Rezeptoren. Es kann als Tablette bei akutem Flohbefall verabreicht werden und tötet die blutsaugenden Flöhe schon 15 Minuten nach der Eingabe.

Pyrethroide wie Permethrin (z. B. Exspot®, Preventic® Permethrin) wirken als Kontaktgifte durch die ständige Depolarisation der erregbaren Membranen. Durch die Nervenreizung der Fußorgane der Ektoparasiten wirken sie zusätzlich repellierend. Doch für Katzen sind Pyrethro­ide schon in geringsten Dosierungen hochgradig toxisch, weil die Pyrethroide durch Glukuronidierung verstoffwechselt werden und die Aktivität der Glucuronyltransferase bei Katzen stark vermindert ist. Typische Vergiftungssymptome wie Zittern, Muskelkrämpfe, Bewegungsstörungen, starker Speichelfluss, Atemnot, Erbrechen und Durchfall können bereits nach wenigen Minuten auftreten, manchmal aber auch erst nach bis zu drei Tagen. Pyrethroid-haltige Präparate, die für Hunde zugelassen sind, dürfen daher keinesfalls bei Katzen angewendet werden. Auch wenn Katzen im selben Haushalt leben wie der behandelte Hund, ist besondere Vorsicht nötig. Die Katze sollte nicht auf denselben Liegeplätzen liegen wie der Hund und auch keinen direkten Kontakt zu ihm haben. Wenn dies nicht durchführbar ist, muss auf Pyrethroide verzichtet werden.

Innovative Ektoparasitenbehandlung

Eine weitere Option bieten seit 2014 die Isoxazoline. Damit ist erstmals eine Gruppe von exklusiv für die Tiermedizin entwickelten systemischen Insektiziden und Akariziden verfügbar. Isoxazoline haben eine hohe Plasmaproteinbindung, werden im gesamten Körper verteilt und erreichen ihre höchste Konzentration im Fettgewebe, gefolgt von Niere, Leber und Muskulatur. Sie sind auch in der Haut nachweisbar. Parasiten müssen mit der Nahrungsaufnahme auf dem Wirtstier beginnen, um in Kontakt mit dem Wirkstoff zu kommen. Daher können Isoxazoline eine Übertragung von Krankheiten durch die Parasiten nicht ausschließen. Isoxazoline binden sowohl an GABA- als auch an Glutamat-Rezeptoren. Sie führen zur spastischen Paralyse und dadurch zum Tod der Parasiten. Fluralaner (Bravecto®) wird Hunden als Kautablette verabreicht und ist seit 2016 auch für Katzen als Spot-on verfügbar. Es wirkt jeweils für zwölf Wochen gegen Floh- und Zeckenbefall und wird weitgehend unverändert mit den Faeces ausgeschieden. Mittlerweile wurden weitere Isoxazoline eingeführt. Als Kautabletten für Hunde sind Sarolaner (Simparica®) und Afoxolaner (Nexgard®) verfügbar, die jeweils mindestens fünf Wochen lang gegen Flöhe und Zecken wirken.

Zecken und die Folgen

Wie die Isoxazoline wirken auch einige andere Flohmittel akarizid, also gegen Zecken, und sind daher für die gemeinsame Prophylaxe gegen Flöhe und Zecken geeignet. Die wichtigsten Zeckenarten in Deutschland sind der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), die Bunt- oder Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) und die eingeschleppte Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Sie sind von März bis November aktiv. Bei hoher Luftfeuchtigkeit wandern sie an Pflanzen bis zu 80 cm hoch und warten auf einen geeigneten Wirt, den sie über Körperausdünstungen wahrnehmen. Repellenzien wie DEET (Diethyltoluamid) oder Icaridin können Zecken davon abhalten, sich auf dem Wirt anzuheften, wirken jedoch nur wenige Stunden und eignen sich daher kaum für Haustiere. Medizinisch relevant sind Zecken insbesondere durch die Krankheiten, die beim Saugakt übertragen werden können. Beim Hund ist besonders die Borreliose relevant, die durch Borrelia burgdorferi sensu stricto, B. garinii oder B. afzelii ausgelöst wird. Etwa 95% der Infektionen verlaufen asymptomatisch. Wenn Symptome auftreten, sind dies meist fieberhafte Polyarthritis mit intermittierender Lahmheit sowie gehäuft bei Retrievern und Berner Sennenhunden Glomerulonephritis. Sehr selten sind Herz oder Nervensystem betroffen. Therapeutisch ist Doxycyclin in der Dosierung von 10 mg/kg Körpergewicht zweimal täglich über 30 Tage Mittel der Wahl.

Darüber hinaus können Zecken beispielsweise Ehrlichien, Rickettsien, Coxiellen, Anaplasmen, Bartonellen und Babesien auf Tiere übertragen. Die Babesiose durch Babesia canis, auch Hundemalaria genannt, wird von der Auwaldzecke übertragen und kommt besonders in Süddeutschland und Brandenburg vor. Hunde und Pferde infizieren sich oft mit FSME, erkranken aber nur sehr selten. Bei geschwächtem Immunsystem endet eine solche Infektion jedoch relativ häufig tödlich. Katzen erkranken nach heutigen Erkenntnissen weder an Borreliose noch an FSME.

Schutz vor Zecken

Wie beim Menschen können Zecken mechanisch vom Tier entfernt werden. Akarizide töten Zecken, bevor Krankheitserreger übertragen werden, und dienen daher zur Prophy­laxe. Pyrethroide haben sich wegen des zusätzlichen repellierenden Effektes bewährt, allerdings mit den wichtigen Einschränkungen bei Katzen. Fipronil wird allein oder in Kombination mit Amitraz und S-Methopren als Spot-on eingesetzt. Die systemisch angewandten Isoxazoline sind eine gute Möglichkeit, wenn der Hund nicht äußerlich behandelt werden soll, beispielsweise weil enger Kontakt zwischen dem Tier und kleinen Kindern besteht. So gibt es für jede Situation ein passendes Mittel zur Floh- und Zeckenprophylaxe.

Gegen Borreliose werden für Hunde auch Impfungen angeboten, die sich gegen eine oder mehrere Borrelien-Arten richten. Eine solche Impfung sollte jedoch nur zusätzlich zur Prophylaxe mit Akariziden eingesetzt werden, wenn ein besonders hohes Expositionsrisiko besteht.

Milben in verschiedenen Varianten

Eine weitere wichtige Gruppe von Ektoparasiten bei Hunden sind Milben, beispielsweise Demodex-, Sarcoptes- und Cheyletiella-Milben. Demodex-Milben gehören in geringer Zahl zur normalen „Fauna“ der Haut vieler Säugetiere. Ein Befall mit den wirtsspezifischen, in der Haut lebenden Sarcoptes-Milben oder den oberflächlich auf der Haut lebenden Cheyletiellen ist immer pathologisch. Die Infektion wird durch Kontakt zwischen den Wirtstieren übertragen. Sarcoptes- und Cheyletiella-Milben können zudem Zoonosen auslösen. In Fehlwirten können sich die Milben zwar nicht vermehren, aber sie können in der menschlichen Haut überleben und bei späterem Kontakt die Infektion beim Hund aufrechterhalten.

Eine lokalisierte Demodikose mit umschriebenen haarlosen Stellen und leichter Hautrötung tritt bei jungen Hunden auf und heilt meist spontan ab. Eine generalisierte Demodikose kann bei heranwachsenden oder erwachsenen Hunden auftreten und stellt eine der gefährlichsten Hauterkrankungen des Hundes dar. Sie befällt mehrere Körperregionen (Kopf, Beine, Körper, Pfoten) und ist immer behandlungsbedürftig. Symptome sind Haarausfall, Erythem, follikuläre Hyperkeratose, Komedonen, Krusten und sekundäre bakterielle Haut­infektionen. Mögliche Ursachen sind systemische Erkrankungen, Immunschwäche, eine immunsuppressive Therapie oder ein Gendefekt.

Fotos: Dr. St. Peters, Tierklinik Birkenfeld
Abb. 2: Befall mit Milben Labradorhündin mit chronischer Sarcoptes-Räude (links). Ausgehend vom Bauch, den Ellenbogen und Sprunggelenken hat sich die Infektion auf nahezu den ganzen Körper ausgedehnt. Verdickte und hyperpigmentierte Haut, Haarausfall und Pyodermie sind massive Sekundärveränderungen. Generalisierte Demodex-Räude (Demodikose) bei einem Mops (rechts). Deutlich zu sehen sind multifokale Alopezie und Hyperpigmentierung.

Weibliche Sarcoptes-Milben graben Gänge in die Haut. Läsionen werden zuerst in wenig behaarten Regionen sichtbar und breiten sich dann über den ganzen Körper aus (Abb. 2). Zunächst bilden sich Knötchen, Pusteln und vermehrte Schuppen, später folgen Haarausfall sowie Verdickung und Faltenbildung der Lederhaut. Kratzen führt zu Rötungen, Hautabschürfungen und bakteriellen Sekundärinfektionen. Milben werden mikroskopisch in tiefen Hautgeschabseln nachgewiesen. Sarcoptes-Milben können ab der vierten bis sechsten Woche auch über Antikörper aus dem Serum diagnostiziert werden.

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Lokale Milben-Behandlung

Zur topischen Therapie der Demodikose bei Hunden dient Amitraz (Ectodex®). Das lipophile Formamidin-Derivat wirkt agonistisch an Oktopamin-Rezeptoren im Zentralnervensystem der Milbe. Im Wirt hemmt es die Prostaglandin-Synthese und wirkt alpha-2-adrenerg. Es wird sowohl dermal als auch enteral resorbiert. Die relativ aufwendige Waschbehandlung muss alle fünf bis sieben Tage wiederholt werden, bis in zwei aufeinander folgenden Hautgeschabseln keine lebenden Milben oder Eier mehr mikroskopisch nachgewiesen werden, was bis zu sechs Monate dauern kann. Seltene unerwünschte Wirkungen der Waschbehandlung sind Sedation, Lethargie, Bradykardie oder eine verlangsamte, flache Atmung. Das Belecken des Fells kann zu Erbrechen führen. Bei starken Nebenwirkungen sollte der Hund mit einem normalen Hundeshampoo gewaschen und danach abgetrocknet und warm gehalten werden. Alpha-2-Antagonisten wirken als Antidot. Da Amitraz die Freisetzung von Insulin vermindert, kann es sowohl beim Hund als auch beim unachtsamen Anwender zu einer temporären Hyperglykämie kommen. Beim Menschen können zudem Müdigkeit, Kopfschmerzen, Reizungen der Bindehäute, Ausschläge und asthmaähnliche Atemprobleme auftreten. Amitraz darf nicht bei Katzen, Chihuahuas, tragenden oder säugenden Hündinnen, Welpen unter drei Monaten und Hunden mit Bradykardie oder Glaukom angewendet werden.

Systemische Milben-Behandlung

Leichtere Fälle der generalisierten Demodikose können systemisch mit Spot-ons behandelt werden. Wirksam und zugelassen ist Moxidectin (im Kombinationspräparat mit Imidacloprid, Advocate®). Offenbar wirken die als neue Flohmittel eingeführten Isoxazoline auch gegen alle Milben-Arten, wobei jedoch bisher nur Sarolaner (Simparica®) eine Zu­lassung nur gegen Sarcoptes-Milben hat. Zur systemischen Therapie der Sarcoptes-Räude sind die Spot-ons mit Selamectin (Stronghold®) und Moxidectin (z. B. in Advocate®) zugelassen. Sie werden bis zur Symptomfreiheit alle zehn bis vierzehn Tage aufgetragen, meist vier bis sechs Mal.

Neben Hunden können auch Katzen, Frettchen, Meerschweinchen, Kaninchen und andere Kleinnager von Sarcoptes- oder Cheyletiella-Milben befallen werden. Daher ist die Behandlung aller Kontakttiere mit Selamectin oder Moxidectin sinnvoll, auch wenn sie keine Symptome zeigen. Diese Wirkstoffe eignen sich auch zur Behandlung einer Infektion mit Otodectes cynotis (Ohrräude-Milben) bei Katzen. |

Quelle

Informationen des European Scientific Counsel for Companion Animal Parasites (ESCCAP), Vereinigung von Veterinärparasitologen. www.esccap.de

Leitlinie Verhinderung der Erregerübertragung durch Blut saugende Vektoren bei Hunden. Herausgeber: Bundesverband praktizierender Tierärzte e.V., Bundestierärztekammer, DVG - Fachgruppe Parasitologie und Parasitäre Krankheiten, Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin (DGK-DVG). 2007:1-31, www.bundestieraerztekammer.de/downloads/btk/leitlinien/Ekto2007.pdf

Pantchev N. Halsband, Spot-on, Tablette und Co. - Wie schützt man den Hund gegen CVBD? In: Kompendium Kleintier 2013, Enke Verlag

Peters S. Flöhe – Behandlung und Kontrolle. In: Kleintier konkret 1999;5

Peters S. Flohallergie (Flohallergische Dermatitis, FAD) – klinisches Bild, Diagnose und Prinzipien der Therapie. In: fachpraxis 2010;57

Produktinformation Ectodex®

Produktinformation Bravecto®

Schnieder T. Zecken und Flöhe bei Hunden und Katzen: Bekämpfung in Herbst und Winter. In: Kleintiermedizin 2009;7/8

Vetidata-Liste zugelassener Ektoparasitika bei Hunden und Katzen, Stand: 12. Juni 2017

Autorin

Tierärztin Sabine Wanderburg hat in Hannover Veterinärmedizin studiert und hält mit ihrem Dackel Bodo auch Seminare für Apotheker zu veterinärmedizischen Themen.

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