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Wahlprüfsteine (III): Mehr Kooperation und neue Aufgaben im Gesundheitssystem

Parteipositionen zur Bundestagswahl

Bereits zum vierten Mal hat ADEXA die Programme aller Parteien mit realistischer Chance auf einen Platz im Bundestag ausgewertet und Fragen unter dem Blickwinkel von Arbeitnehmern gestellt. Lesen Sie im dritten Teil unserer Serie, welche Pläne Politiker haben, um Gesundheitsberufe weiterzuentwickeln. Es geht ihnen um mehr Vernetzung, aber auch um neue Aufgabenbereiche.
Grafik: VRD – Fotolia.com

In den nächsten Jahren kommen auf Gesundheitspolitiker gewaltige Auf­gaben zu. Die Bevölkerung wird älter, und schon heute gibt es mancherorts kaum noch Arztpraxen beziehungsweise Apotheken. Um betagte, multimorbide Patienten zu betreuen, müssen alle Heilberufler kooperieren – doch sehen Parteien die Notwendigkeit, zu handeln?

Die ADEXA-Fragen und die Antworten der Parteien sowie Wahlprogramme finden Sie auf www.adexa-online.de in der Rubrik „Aktuelles“ unter „Themen“ im Menüpunkt „Wahl­bausteine zur Bundestagswahl 2017“.

CDU/CSU: Brücken zwischen Disziplinen und Sektoren bauen

„Wir wollen im Interesse der Patientinnen und Patienten ein noch viel stärker aufeinander abgestimmtes und auf sie zugeschnittenes Versorgungssystem entwickeln“, schreibt die Union auf Anfrage von ADEXA. „Dazu wollen wir den in der letzten Wahl­periode begonnenen Prozess der stärkeren Vernetzung fortsetzen und ­Brücken zwischen den Disziplinen und Sektoren bauen.“

Christdemokraten und Christsoziale setzen ganz auf den Innovationsfonds. Dieses Instrument sei schon heute bei mehr als 120 Projekten im Einsatz, um neue Ideen der patientenorientierten Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Apothekern zu erproben. Im nächsten Schritt planen sie, die Ergebnisse auszuwerten und Projekte zu priorisieren. „So schaffen wir Brücken zwischen den bislang ­getrennten Sektoren der ambulanten und stationären Versorgung“, schreiben beide Parteien.

Die ersten Wahlprüfsteine verpasst?

Alle Beiträge finden Sie online unter http://bit.ly/2uBXDIo.

Teil I: Beruf und Familie

Teil II: Die Altersarmut bekämpfen

SPD: Kompetenz von Apothekern stärker einbinden

Für Sozialdemokraten darf die Gesundheitsversorgung weder vom ­Einkommen noch vom Wohnort abhängen. Um strukturelle Defizite zu beseitigen, arbeiten sie an einer inte­grierten Bedarfsplanung für die gesamte medizinische Versorgung. Aktuell sehen sie bei den großen Themen Prävention und Rehabilitation Defizite.

„Wir brauchen darüber hinaus mehr Hausärztinnen und Hausärzte als heute, denn sie sind die erste Anlaufstelle im Krankheitsfall“, konstatieren SPD-Gesundheitsexperten. „Die Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker muss in die Versorgungsstrukturen effizient mit eingebunden werden.“

FDP: Diagnostik von Bagatellerkrankungen in Apotheken

Deutlich weiter gehen Freie Demokraten in ihrem Programm. Sie schreiben, öffentliche Apotheken seien mit ihrer persönlichen Beratung, Präsenz und Ansprache weiterhin von „hoher, gerade auch lokaler Bedeutung“ und „unverzichtbarer Bestandteil unseres Gesundheitssystems“.

Gegenüber ADEXA erklärte ein Sprecher, die Partei setze sich für eine „angemessene Entlohnung bei der qualifizierten Tätigkeit“ ein. „So fordern wir beispielsweise die Ab­rechnungsmöglichkeit für besondere Leistungen, zu denen vor allem die individuelle Beratung zählt, aber auch Diagnostik bei Bagatellerkrankungen gehören kann.“

Die Linke: Neue Aufgaben für Apotheken

Gesundheitsexperten der Linken bewerten zu wenig Kooperation zwischen den Berufsgruppen momentan als „ein großes Manko des deutschen Gesundheitssystems“. Deshalb fordern sie „eine Versorgung durch alle Akteure, bei der die Patientinnen und ­Patienten im Mittelpunkt stehen“. Dafür seien mehr Kommunikation und eine andere Aufgabenverteilung notwendig.

„Apotheken könnten in der Arznei­mittelversorgung neue Aufgaben ­übernehmen“, heißt es dazu. Konkret nennen Linkspolitiker das Medika­tionsmanagement, welches „die Bundesregierung im eHealth-Gesetz unzweckmäßig in die Hand der Ärztinnen und Ärzte gelegt hat“. Für das Medikationsmanagement ist die Apotheke nach Auffassung der Linken ideal. Nur hier fallen alle ärztlichen Verordnungen sowie die Selbstmedikation zusammen.

Gleichzeitig präferieren sie das ABDA/KBV-Modell. Es bringe mit der ärztlichen Wirkstoffverordnung und einem evidenzbasierten Medikationskatalog wichtige Vorteile zusammen. „Wir ­haben dieses Modell unterstützt und erhoffen uns aus dem Modellversuch ARMIN weitere Erkenntnisse für eine patientenorientierte und hochwertige Arzneimittelversorgung“, stellt die Linke klar.

Bündnis 90/Die Grünen: Kom­petenz der Apotheker in den Medikationsplan einbeziehen

Während das Wahlprogramm bei den Grünen hinsichtlich neuer Aufgaben von Apothekenangestellten eher unverbindlich bleibt, ist das kürzlich ­erschienene Diskussionspapier „Die Digitalisierung im Gesundheitswesen in der Hand der Patientinnen und Patienten“ umso interessanter.

Darin schreiben Maria Klein-Schmeink, Konstantin von Notz, Kordula Schulz-Asche, Elisabeth Scharfenberg und Harald Terpe: „Das jetzige E-Health-Gesetz hat die Digitalisierung allein aus dem Blickwinkel der ärztlichen Berufe betrachtet. Die anderen Gesundheitsberufe spielen keine Rolle. Das wollen wir ändern und die Kompetenz der anderen Gesundheitsberufe im Zuge der Digitalisierung im Gesundheitswesen stärker einbinden. So ist kein triftiger Grund erkennbar, weshalb die pharmakologische Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker nicht stärker bei der Erstellung und Pflege des Medikationsplans einbezogen werden. Sie haben oftmals den besten Überblick darüber, welche Medikamente die Patientinnen und Patienten einnehmen und genießen zu Recht ein hohes Vertrauen.“

AfD: keine Positionierung

Die Alternative für Deutschland geht in ihrem Wahlprogramm nicht auf Aspekte der Kooperation oder auf neue Tätigkeitsbereiche ein. Betont wird lediglich die Notwendigkeit einer flächendeckenden Versorgung.

Keine Wahlempfehlung

Mit den Beiträgen zur Bundestagswahl analysiert ADEXA Programme unter dem Blickwinkel von Angestellten. Eine Wahlempfehlung gibt die Apothekengewerkschaft nicht ab. |

Michael van den Heuvel

Zur Expopharm mit ADEXA

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