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Man muss das Geld nur besser verteilen
Schulz-Asche (Grüne) sorgt mit Meinungsbeitrag für Diskussion
Es geht um das Gutachten, das der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Uwe May, die Politikwissenschaftlerin Cosima Bauer und der Jurist Dr. Heinz-Uwe Dettling im Auftrag der Noweda und des Deutschen Apotheker Verlags (DAV) als Reaktion auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 19. Oktober 2016 zur Rx-Preisbindung im grenzüberschreitenden Arzneimittelversandhandel erstellt haben. Die Richter hatten bemängelt, dass im Verfahren nicht hinreichend aufgezeigt worden sei, dass die Rx-Preisbindung dem Erhalt der flächendeckenden Versorgung diene. Diese „Lücke im Tatsächlichen“ soll das Gutachten schließen. Die finale Fassung wird innerhalb der kommenden zwei Wochen als Buch veröffentlicht. Ein erster Auszug erschien in DAZ 2017, Nr. 13, S. 22 ff. Zentrales Element des Gutachtens sind Berechnungen verschiedener Szenarien, die online bereits unter www.apothekennetz.info nachvollzogen werden können. Die Gutachter ziehen daraus den Schluss: Nur eine Beschränkung des Versandhandels auf nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel könne verhindern, dass rund 1000 Ortschaften in Deutschland mit weniger als 5000 Einwohnern ihre einzige Vor-Ort-Apotheke verlieren. Reagiere der Gesetzgeber nicht, sei die Existenz von ca. zehn Prozent der Vor-Ort-Apotheken in Deutschland unmittelbar gefährdet.
„Rettet die kleine Apotheke“
Schulz-Asche las die Zahlen der Gutachter allerdings ganz anders – und spielte sie zusammen mit ihrer Interpretation dem „Handelsblatt“-Journalisten Peter Thelen zu. Parallel dazu veröffentlichte die Gesundheitspolitikerin auf ihrer Webseite einen Meinungsbeitrag unter dem Titel „Rettet die kleine Apotheke“. Der Tenor lautet hier wie dort: Ein massives Verteilungsproblem der Einkommen zwischen guten und schlechten Lagen sowie großen und kleinen Apotheken ist der Grund für schließende Apotheken. Die Diskussion um den Rx-Versandhandel ist laut Schulz-Asche „nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver der Großverdiener“. Ihre Lösung: Statt den Versand einzuschränken und „per Gießkannensystem das Honorar für alle immer weiter anzuheben“, sei ein Sicherstellungszuschlag für die Landapotheken nötig – zu zahlen von den reichen Apotheken. Eine Idee, die übrigens auch der Bundesverband Deutscher Versandapotheken ins Spiel gebracht hat. „Die Zahlen zeigen, dass dafür genug Geld da ist“, so Schulz-Asche.
DAV-Geschäftsführer Dr. Christian Rotta reagierte mit einem Kommentar auf DAZ.online und in der AZ 2017, Nr. 32/33. Er spricht von einem „Grünen Ablenkungsmanöver“. Statt zeitnahe Maßnahmen zur Sicherung der Arzneimittelversorgung insbesondere in dünn besiedelten Gebieten auf ihre Realitätstauglichkeit und Umsetzbarkeit abzuklopfen, versuche Schulz-Asche eine Ablenkungsdebatte über Betriebsergebnisse „armer“ und „reicher“ Apotheken vom Zaun zu brechen. Tatsächlich ist die Feststellung, dass es erhebliche Einkommensunterschiede zwischen den Apotheken gibt, keinesfalls neu.
Schulz-Asche wiederum reagierte mit einem Beitrag auf ihrer Facebook-Seite: „Grünes Ablenkungsmanöver vom Plan der Apotheken-Elite, dass alles so bleibt wie seit hundert Jahren und lästige Konkurrenz obendrein noch ausgeschaltet wird“ sei in ihren Augen die passendere Überschrift des Kommentars. Sie bleibt bei ihrem Standpunkt. Dies wiederum forderte Rotta zu einer Replik heraus, in der er nochmals den Hintergrund des Gutachtens erklärt und auf den Beitrag der Grünen zur größer werdenden Schere zwischen reichen und armen Apotheken hinweist: Rot-Grün habe 2004 mit der Zulassung des Apotheken-Mehrbesitzes (und des Rx-Versandhandels) die Büchse der Pandora für die jetzige beklagte Entwicklung geöffnet.
Auf der Facebook-Seite von Schulz-Asche und auf DAZ.online beteiligten sich auch viele Apotheker an der Debatte. Darüber hinaus fand das Thema nur begrenzte mediale Aufmerksamkeit. |
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