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„Päckchen verschicken ist nicht digital“
Pharmacon-Eröffnung: Kritik an Arzneimittelversand, Lob und Unterstützung für Verbotspläne
Am vergangenen Sonntag begann in Schladming in der Steiermark der diesjährige Winter-Pharmacon, der noch bis Ende der Woche dauern wird. Der Präsident der veranstaltenden Bundesapothekerkammer, Dr. Andreas Kiefer, nutzte seine Eröffnungsrede, um die Bedeutung der öffentlichen Apotheken zu betonen. Die flächendeckende Infrastruktur stelle ein öffentliches Gut dar, das diskriminierungsfrei von jedermann genutzt werden kann. „Jeder, der eine Apotheke benötigt, kann sie nutzen, ohne dafür zur Kasse gebeten zu werden“, so Kiefer. Das gelte auch nachts, an Sonn- und Feiertagen.
Diesem öffentlichen Gut stellte Kiefer das reine Renditedenken von Kapitalgesellschaften gegenüber, den es eben nicht um die Gesundheitsversorgung gehe. Kiefer warnte davor, dass das gemeinwohlorientierte System in Schieflage geraten könne, wenn ihm Geld entzogen wird.
„Erfreulich“ nannte Kiefer den Gesetzentwurf Gröhes, mit dem dieser den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel verbieten möchte, sowie den Umstand, dass sich alle im Bundestag vertretenen Parteien grundsätzlich zum bestehenden System bekannt hätten. Auch wenn es noch Uneinigkeit über den richtigen Weg gebe, wie das System weiterentwickelt werden soll.
Ärgerlich findet Kiefer dagegen die Argumentation, ein Rx-Versandverbot sei in Zeiten der Digitalisierung anachronistisch und unrealistisch. Es sei doch vielmehr „geradezu lächerlich“, Versandapotheken mit der Digitalisierung in Verbindung zu bringen. Kiefer: „Was hat es mit Digitalisierung zu tun, wenn ein Patient sein ärztliches Rezept per Post verschickt und dafür einige Tage später ein Paket erhält?“
Die Apotheken seien mit ihren zahlreichen Modellprojekten deutlich weiter, betonte Kiefer.
Kiefer: „Unterschriftenaktion unterstützen!“
Die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort rief Kiefer dazu auf, sich an der Unterschriftenaktion der ABDA zu beteiligen. Es sei wichtig, die Bevölkerung über die Folgen des EuGH-Urteils zu informieren und so Gröhes Gesetzentwurf zu unterstützen. Den Vorwurf, die Aktion sei anti-europäisch, wies Kiefer zurück. Es müsse möglich sein, Ross und Reiter zu nennen. Die Entscheidung des EuGH spiegele eben nicht die grundsätzliche Arbeitsteilung zwischen EU und Mitgliedstaaten in Fragen des Gesundheitswesens wider, so Kiefer, „sondern nimmt eine andere Richtung“.
Unterstützung bekam Kiefer aus Österreich signalisiert. Dr. Gerhard Kobinger, Präsident der Landesgeschäftsstelle Steiermark der Österreichischen Apothekerkammer, warf der EU vor, die Freien Berufe insgesamt „am liebsten aufschnupfen“ zu wollen zugunsten des Shareholder-Value.
„Botanisches“ aus der Schweiz
Aus der Schweiz berichtete der Präsident des Apothekerverbands PharmaSuisse, Fabian Vaucher, von den Problemen „mit der grenzüberschreitend invasiven Pflanze“ Zur Rose. Dieses „umtriebige Unternehmen“, das seit 2012 Eigentümerin von DocMorris ist, habe auch in der Schweiz eine lange Geschichte von Rechtsbrüchen vorzuweisen. Gerade in Zeiten, in denen sich die Erkenntnis durchsetze, wie wichtig die Apotheke als erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen sei und welchen Stellenwert die hochqualifizierte persönliche Beratung darstelle, sei das reine Profitstreben der Versandapotheke erstaunlich. Es dürfe nicht sein, dass Arzneimittel „wie BigMacs über die Theke gehen“ so Vaucher. Seine trotz des ernsten Themas humorvolle Rede beendete der Schweizer optimistisch: „Rosen verblühen – spätestens im Herbst“. Die Blütezeit der Apotheken dagegen habe gerade erst begonnen. |
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