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Arzneimittel und Therapie
Silber mit Evidenz
Silber-haltige Wundverbände wirken antimikrobiell, senken Kosten und steigern Lebensqualität
Die Anwendung von Silber und seinen Salzen hat in der Medizin und vor allem bei der Wundversorgung eine lange Tradition. Überliefert ist, dass bereits 1850 v. Chr. in Ägypten Blattsilber in der Wundbehandlung eingesetzt wurde. Um 1920 ließ die FDA kolloidales Silber für die Behandlung von Wunden zu. Silbersulfadiazin (SSD), das Silbersalz des Sulfadiazins, fand Ende der 1960er-Jahre Eingang in die Wundversorgung. Es wurde von da an hauptsächlich bei Brandwunden eingesetzt (z. B. Flammazine® Creme).
Zweifel an Silbersulfadiazin
In zwei Cochrane-Reviews aus den Jahren 2008 und 2010 schnitt Silbersulfadiazin allerdings schlecht ab. Speziell für die Vermeidung von Infektionen bei Brandwunden fanden die Autoren in den Studien keine Evidenz, im Gegenteil. Im Vergleich zu anderen Wundauflagen erhöhte sich bei Anwendung von Silbersulfadiazin das Risiko für eine Verzögerung der Wundheilung.
In elementarer Form ist Silber nicht antimikrobiell wirksam. Silberionen beeinträchtigen nach Adsorption an bakteriellen Zellwänden den Stofftransport, die Energiegewinnung und die Zellintegrität. Im Zellinneren binden Silberkationen beispielsweise an Thiol-Gruppen bakterieller Enzyme oder an andere Proteine und beeinträchtigen Stoffwechsel und Vermehrung. In Biofilmen destabilisieren Silberionen deren Matrix und machen die Keime wieder empfindlicher gegenüber Antibiotika. Vorteilhaft ist, dass die verschiedenen Angriffsorte die Ausbildung von Resistenzen erschweren. Dadurch sind Silberionen langfristig gegen viele Bakterien, Pilze und Viren wirksam.
Silber-haltige Wundauflagen richtig anwenden
- Auflagen sollten möglichst nicht über den Wundrand hinausgehen, um die Silber-Freisetzung auf der gesunden Haut zu verhindern.
- Für die Freisetzung der Silberionen muss Feuchtigkeit vorhanden sein.
- Bei nanokristallinem Silber darf zum Anfeuchten der Auflagen keine Kochsalzlösung, sondern nur steriles Wasser verwendet werden, da Silber durch Salzbildung inaktiviert werden kann.
- Bei gleichzeitiger Anwendung anderer Mittel (z. B. Desinfektions- und Wundpflegemittel) müssen die Angaben der Hersteller der Wundauflagen bezüglich möglicher Inkompatibilitäten beachtet werden.
- Mit bildgebenden Verfahren (z. B. MRT) sind Silberwundauflagen meist nicht kompatibel.
- Silberallergie ist eine Kontraindikation.
Produktname |
Beschreibung |
Hersteller |
Website für weitere Informationen |
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Vliwaktiv® Ag
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Aktivkohle-Tamponade/Saugkompresse mit Silber |
Lohmann & Rauscher |
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Suprasorb® A + Ag
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Calciumalginat-Verband |
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Acticoat™-Serie |
Silber-freisetzende Wundauflage |
Smith & Nephew |
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Allevyn™-Serie |
Silber-freisetzende Schaumverbände |
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Askina® Calgitrol®
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Silberalginat-Paste |
B. Braun |
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Askina® Calgitrol® Ag
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Silberalginat-Wundauflage |
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Mepilex®-Serie
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Schaumverbände, zum Teil geformt (z. B. Mepilex® Heel Ag für die Ferse)
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Mölnlycke |
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Melgisorb® Ag
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Alginatverband mit Silberkomplex |
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Aquacel® Ag-Serie
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Silber-haltige Schäume und Wundauflagen |
ConvaTec |
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Silvercel™ |
Wundauflagen mit Silber-beschichteten Nylonfasern |
Systagenix |
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UrgoTül Silver®
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Silber-haltige Wundauflage |
Urgo |
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UrgoSorb Silver®
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Calciumalginat-Wundauflage mit Silberkomplex |
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Biatain® Ag –Serie
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Silber-haltige Schaumverbände |
Coloplast |
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Physiotulle® Ag
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Salbenkompresse mit Carboxymethylcellulose und Silbersulfadiazin |
Die Literaturrecherche erstreckte sich von Januar 2000 bis Juni 2015. In die Metaanalyse eingeschlossen und kategorisiert wurden 173 Publikationen zu Silber in der Wundbehandlung, darunter 31 randomisierte kontrollierte Studien und acht Kohortenstudien. Indikationen dieser Untersuchungen waren Verbrennungen, Ulcus cruris venosum, Dekubitus, chronische Wunden, diabetisches Fußsyndrom und weitere, z. B. Wunden nach Transplantatentnahme oder Spalthautersatz.
Untersucht wurden Parameter wie Heilung, Lebensqualität inklusive Schmerz, Reduktion der bakteriellen Keimlast sowie Kosteneffektivität. In 28 klinischen Studien zeigten sich statistisch signifikante Endparameter zugunsten von Silber.
Auf der Basis dieser Ergebnisse entwickelten die Autoren einen Behandlungsalgorithmus für Silber in der Wundbehandlung. Danach muss zunächst eine klare Indikationsstellung erfolgen. Der Einsatz von Silber kann empfohlen werden bei kritisch kolonisierten oder lokal infizierten Wunden, bei solchen mit multiresistenten Erregern, bei sekundär heilenden chronischen sowie bei infektionsgefährdeten Wunden. Am Beginn der Behandlung sollte stets ein Débridement oder eine Wundreinigung stehen. Vierzehn Tage nach Therapiebeginn sollten Behandler kritisch überprüfen, ob das Therapieziel erreicht wurde. Falls ja, kann dann beispielsweise auf eine Wundauflage ohne Silber umgestellt werden. Ansonsten müssen die Indikationen überprüft werden, bevor über die weitere Therapie entschieden wird. |
Quelle
Dissemond J et al. Evidenz von Silber in der Wundbehandlung – Metaanalyse der klinischen Studien von 2000–2015. Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 2017;15(5):524-535, DOI: 10.1111/ddg.13233
Mutschler E et al. Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie, der klinischen Pharmakologie und Toxikologie. 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2012
Kircher W. Arzneiformen richtig anwenden. 4. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag 2016
Storm-Versloot MN et al. Probable that silver-containing dressings and creams do not prevent wound infection or promote healing. Cochrane Database Syst Rev 2010;3:CD006478, http://www2.cochrane.org/reviews/en/ab006478.html
Wasiak J et al. Dressings for treating superficial and partial thickness burns. Cochrane Database Syst Rev 2008;(4):CD002106, http://www2.cochrane.org/reviews/en/ab002106.html
www.wundwissen.info, Abruf am 12.7.2017
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