Prisma

Intranasales Insulin dämpft Hunger

Durch die Nase direkt zum Hypothalamus und zu anderen Hirnregionen

cae | Forscher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) in Tübingen befassen sich mit der Wirkung von Insulin auf das zentrale Nervensystem. Dabei fielen ­Aktivitäten im präfrontalen Kortex und im Hippocampus auf, die mit der Regulation des Hungers durch den Hypothalamus in Zusammenhang stehen dürften.
Foto: Antonioguillem – Fotolia.com
Wie Duftstoffe gelangt auch intranasal appliziertes Insulin über die Riechnerven direkt ins Gehirn – und löst dort interessante Reaktionen aus.

Das Peptidhormon Insulin erfüllt seine wichtigste Aufgabe beim Glucose-Stoffwechsel in allen Zellen, die direkt an den Blutkreislauf angeschlossen sind. Insulin kann jedoch auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden und nimmt danach Einfluss auf die vom Hypothalamus gesteuerte Regulation der Körperfunktionen, so auch auf die Empfindung von Hunger und Durst. Um weitere Erkenntnisse über die Rolle von Insulin im zentralen Nervensystem zu gewinnen, haben Forscher des DZD es Probanden intranasal verabreicht, denn auf diese Weise kommt das Insulin sofort dorthin: Es gelangt über die Riechnerven in der Nase zum Riechkolben und somit in das Gehirn, ohne den Umweg über den Blutkreislauf zu nehmen.

Die Hirnfunktionen der 47 – teils schlanken, übergewichtigen oder adipösen – Probanden wurden vor und 30 Minuten nach der Applikation von Insulin bzw. Placebo mithilfe der Magnet­resonanztomografie beobachtet. Dabei fielen nach der Gabe von Insulin Änderungen von Hirnaktivitäten auf: Die funktionellen Verknüpfungen der Regionen des Ruhestandsnetzwerks (default-mode network, DMN) im präfrontalen Kortex nahmen sowohl untereinander als auch mit dem Hippocampus und dem Hypothalamus zu. Das DMN ist normalerweise aktiv, wenn die anderen Regionen des Kortex vergleichsweise inaktiv sind, also wenn wir nicht bewusst denken, sondern unsere Gedanken schweifen lassen. Der Hippocampus wiederum wandelt Gedanken in Erinnerungen um.

Weitere 90 Minuten später mussten die Probanden ihr aktuelles Hungergefühl einstufen. Erwartungsgemäß zeigte sich, dass die Insulingabe den Hunger gedämpft hatte. Darüber hinaus zeigten Blutuntersuchungen, dass bei den Probanden der Verumgruppe die Sensitivität für Insulin gestiegen war – dies ist gleichbedeutend mit ­einem geringeren Risiko für die Entwicklung eines metabolischen Syndroms und eines Diabetes Typ 2. Es ist anzunehmen, dass die stärkeren Aktivitäten des DMN und des Hippocampus keine zufälligen Begleitphänomene, sondern Faktoren der Wirkung des Insulins auf den Hypothalamus und somit auf den Stoffwechsel sind. |

Quelle

Kullmann S et al. Intranasal insulin enhances brain functional connectivity mediating the relationship between adiposity and subjective feeling of hunger. Sci Rep 2017;7:art no 1627

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