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Schwerpunkt Personalakquise
Vamos a la farmacia
Das Projekt der Apothekenkooperation Migasa
Die jungen spanischen Apothekerinnen und Apotheker mussten allerdings noch einige Hürden nehmen, um in deutschen Apotheken mitarbeiten zu dürfen: Da stand an erster Stelle ein Deutschkurs, den es zu absolvieren hieß. Und natürlich mussten sie das Verfahren zur Anerkennung der spanischen Approbation durchlaufen. Die Migasa-Apotheken halfen den spanischen Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Integration in Deutschland und in der Apotheke. Sie sorgten für eine Unterkunft, bezahlten den Sprachkurs und halfen bei ihrem Weg zur Anerkennung der Approbation.
Ein gutes halbes Jahr später war es dann so weit: Im Januar/Februar 2016 konnten alle 14 Kandidatinnen und Kandidaten an den jeweiligen Bezirksregierungen (Detmold, Münster und Düsseldorf) erfolgreich die Fachsprachenprüfung absolvieren und sie haben die deutsche Approbation erhalten.
Natürlich war es das erklärte Ziel der Migasa-Apotheken, die spanischen Kolleginnen und Kollegen nach ihren Prüfungen dauerhaft in der Apotheke zu halten. Da das Projekt auf gegenseitige Freiwilligkeit basierte, mussten sich die spanischen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten nicht verpflichten, auch nach den Prüfungen und der deutschen Approbation in den Apotheken zu arbeiten. Stand heute arbeiten sieben von den ursprünglich vierzehn Kandidaten noch in der Apotheke, in der sie die Hospitation begonnen haben – „eine tolle Quote, wie wir knapp 2,5 Jahre nach Projektbeginn finden“, merkt dazu Sebastian Kockmann, der für dieses Projekt zuständige Leiter bei Migasa, an. „Die sieben Kandidaten sind heute vollwertige Mitarbeiter und übernehmen alle Aufgaben, die auch die deutschen Kollegen ausführen. Zudem sehen wir mit großer Freude, dass die Spanier tatsächlich heimisch geworden sind und an ihren jeweiligen Standorten eigene Freundeskreise aufgebaut haben.“
Von den sieben Apothekerinnen und Apothekern, die „abgewandert“ sind, arbeiten auch heute noch vier Kandidaten in einer deutschen Apotheke, allerdings außerhalb der Migasa (Hamburg und Berlin). „Hier haben wir den deutschen Kollegen einen guten Dienst erwiesen“, ist Kockmann überzeugt, „die weiteren drei Kandidaten sind zurück nach Spanien gegangen, was natürlich absolut legitim ist.“
Natürlich seien diese „Trennungen“ nicht das Ziel des Projekts gewesen, aber alles sei sehr sauber und wertschätzend abgelaufen. Kockmann: „Es ist schön zu sehen, dass auch heute noch teils intensive Kontakte zwischen den jeweiligen Parteien bestehen, obwohl sich die Spanier für einen anderen Weg entschieden haben.“
Das Projekt, zweite Auflage
Aufgrund des Erfolges aus dem ersten Projekt haben sich die Mitgliedsapotheken der Migasa für eine Fortsetzung entschieden. Elf deutsche Apotheken aus dem Kreise der Migasa zeigten sich von diesem Konzept überzeugt und signalisierten, gerne einen spanischen Pharmazeuten in ihrer Apotheke anstellen zu wollen.
Wie schon beim ersten Projekt arbeitete die Migasa auch in der zweiten Auflage mit der Deutschen Handelskammer in Madrid zusammen. Und so reiste eine kleine Delegation der Migasa am 26./27. September 2016 nach Madrid, um in den Räumlichkeiten der Handelskammer Interviews mit potenziellen Kandidaten (25 vorausgewählte Personen) zu führen. Aus diesen 25 Kandidaten wurden elf ausgewählt, die überzeugt haben. In der Zeit von Oktober 2016 bis April 2017 absolvierten die Kandidaten erfolgreich einen Sprachkurs am International Formation Center (IFC) in Madrid (ebenfalls ein Kooperationspartner aus dem ersten Projekt) und erhielten das B2-Niveau attestiert.
Am 30. April 2017 kam der große Tag für alle Projektbeteiligten: Pünktlich um 11:20 Uhr landete die Iberia-Maschine in Düsseldorf und für die elf Spanier begann das Abenteuer. Gemeinsam ging es per Bus in die Arena auf Schalke, wo die deutschen Pharmazeuten den neuen Mitarbeitern einen herzlichen Empfang bereiteten. Nach einem gemeinsamen Mittagessen und einigen organisatorischen Themen verteilten sich dann die Spanierinnen und Spanier auf die Gastgeber-Apotheken in Himmelpforten, Hameln, Katlenburg-Lindau, Grebenstein, Mülheim, Herne, Alpen, Wermelskirchen, Ochtrup, Steinfurt und Münster.
Am 2. Mai begann für die Spanier bereits die Arbeit in der Apotheke, wo sie ihre neuen Kollegen erstmals kennenlernen konnten. Von Montag bis Donnerstag hospitieren die Pharmazeuten nun in der jeweiligen Apotheke, freitags findet ein ganztägiger Sprachkurs in Dortmund und Göttingen statt. Dort soll den Pharmazeuten der nötige Feinschliff im Spracherwerb „verpasst“ werden.
Gesetztes Ziel ist es, dass die Spanier im November/Dezember 2017 die Fachsprachenprüfungen an den einzelnen Bezirksregierungen bzw. Kammern absolvieren können. „Die Lernkurve aus dem ersten Projekt haben wir mitgenommen, so dass wir punktuell einige Dinge im zweiten Durchlauf anpassen konnten,“ so Kockmann schmunzelnd.
Wer möchte spanische Apotheker aufnehmen?
Apotheken, die Interesse daran haben, eine spanische Kollegin, einen spanischen Kollegen aufzunehmen, und ihren Weg zur Erlangung der deutschen Approbation begleiten möchten, können sich bei der Migasa melden (auch wenn man kein Mitglied bei der Migasa ist). Die Migasa vermittelt die entsprechenden Kontakte und begleitet den Prozess.
Modellprojekt fürs Bundesgebiet?
Da bei der Apothekenkooperation bereits einige Anfragen eingegangen sind, die zeigen, dass Bedarf an spanischen Apothekern auch über die Grenzen des Migasa-Gebiets hinaus vorhanden ist, startet diese Kooperation aktuell ein Modell-Projekt für das gesamte Bundesgebiet.
Derzeit besuchen einige spanische Pharmazeuten einen Sprachkurs am IFC in Madrid, Ende Juli 2017 endet dieser Sprachkurs mit der Prüfung auf B2-Niveau. Etwa Mitte August wird Migasa-Projektleiter Sebastian Kockmann bundesweit nach Apotheken suchen, die einen spanischen Pharmazeuten aufnehmen möchten. |
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