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Arzneimittel und Therapie
Entwarnung für Aripiprazol & Co.
Schwangere mit psychischen Erkrankungen setzen ihr Kind keinem erhöhten Risiko aus
Atypische Antipsychotika der zweiten Generation wie Aripiprazol werden unter anderem bei bipolaren Störungen und Schizophrenie verschrieben. Für betroffene Frauen, die schwanger sind oder eine Schwangerschaft planen, stellt sich die Frage, ob die Therapie unterbrochen oder weitergeführt werden soll. Wichtig für eine Entscheidungsfindung ist in erster Linie, ob die Nebenwirkungen der Medikation überwiegen oder eine unbehandelte Erkrankung für die Mutter und das Ungeborene gefährlicher ist.
Für ihr systematisches Review zu diesem Thema durchsuchten Forscher um Sarah Rosato aus Italien medizinische Datenbanken mit veröffentlichten Artikeln bis Oktober 2015. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Journal of Clinical Psychiatry. Dabei wurden sowohl experimentelle Studien als auch systematische Reviews und Metaanalysen einbezogen. Gesucht wurde mit den Begriffen Schwangerschaft, bipolare Störungen sowie Schizophrenie. 5463 Studien wurden gefunden. Nach Ausschluss von 5303 nicht zutreffenden und Entfernung von Duplikaten blieben 49 Artikel übrig.
Abruptes Absetzen kritisch
Insgesamt war die Studienlage sehr inkonsistent. Unter den Faktoren, die mit einem höheren Rückfallrisiko während der Schwangerschaft einhergehen, scheint der abrupte Abbruch der Antipsychotika-Therapie aber besonders kritisch zu sein. Die Daten zeigen, dass mindestens 50% der Frauen mit bipolarer Störung, die ihre Therapie unterbrochen hatten, während der Schwangerschaft symptomatisch wurden. Das Rückfallrisiko war sowohl bei Schizophrenie als auch bei bipolaren Störungen signifikant erhöht, und die Frauen erlitten die Rückfälle schneller und mit einer höheren Krankheitsbelastung während der Schwangerschaft im Vergleich zu nicht schwangeren Frauen mit psychischen Erkrankungen.
Die Studienlage zu Komplikationen bei der Geburt unter Antipsychotika- Einnahme ist für bipolare Störungen und Schizophrenie sehr gering. Es besteht bei beiden Krankheiten ein leicht erhöhtes Risiko für Komplikationen bei der Geburt sowohl bei Müttern mit unbehandelter als auch behandelter Krankheit. Daten über die Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft sind jedoch in der Mehrheit der Studien nicht gegeben.
Eine mütterliche Schizophrenie, aber nicht die bipolare Störung, kann mit Nebenwirkungen für das Neugeborene assoziiert sein. Diese Schlussfolgerung stammt jedoch aus Studien, die keine Informationen über die Exposition der Arzneimittel während der Schwangerschaft lieferten. Atypische Antipsychotika der zweiten Generation, als Klasse und einzeln, waren nicht mit zunehmenden Fehlbildungen bei Föten assoziiert.
Insgesamt bemängeln die Forscher die geringe Anzahl an klinischen Studien und die mangelnde Verfügbarkeit von Beobachtungsstudien oder Herstellerberichten. Die Autoren erklären, dass die Neigung dazu, Antipsychotika zu verschreiben, nicht am Vorhandensein positiver Studien liegt, sondern an der Abwesenheit negativer Daten. Entgegen der Meinung, Antipsychotika müssten in der Schwangerschaft niedriger dosiert werden, plädieren die Forscher dafür, die Dosis genau zu überwachen und gegebenenfalls sogar zu erhöhen. Durch die physiologischen Veränderungen in der Schwangerschaft und den veränderten Metabolismus kann die Konzentration der Medikamente stark reduziert sein. Die Studienlage zeigt, dass es für angehende Mütter am wenigsten gefährlich ist, die Behandlung mit der niedrigsten sicheren Dosis weiterzuführen. |
Quelle
Tosato S et al. A Systematized Review of Atypical Antipsychotics in Pregnant Women: Balancing Between Risks of Untreated Illness and Risks of Drug-Related Adverse Effects. J Clin Psychiatry 2017;78(5):e477–e489, https://doi.org/10.4088/JCP.15r10483
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