Aus der Hochschule

„Best Paper Award“ geht nach Halle

Hallesche Pharmazeuten werden für Studie zu Nanopartikeln ausgezeichnet

Für ihre Forschung an Nanopartikeln als Medikamententräger haben Pharmazeuten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) den „Best Paper Award“ des Jahres 2016 der renommierten Fachzeitschrift European Journal of Pharmaceutics and Biopharmaceutics (EJPB) gewonnen. Die Wissenschaftler konnten zeigen, wie die Partikel während der Verdauung zersetzt werden und wie sich dieser Prozess blockieren lässt. Damit ist es möglich, zielgenauere Arzneimittel auf der Basis von Nanopartikeln herzustellen.

Medikamente auf der Basis von Nanopartikeln erfreuen sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit: Die kleinen Partikel können sehr gut an eine gewünschte Stelle im Körper gelangen und gezielt den Wirkstoff dort ausschütten, wo er wirken soll. Damit das gelingt, muss der Wirkstoff meist an ein bestimmtes Trägersystem gebunden werden. „Nanopartikel haben somit die Funktion eines Taxis für ­Medikamente“, sagt Prof. Dr. Karsten Mäder vom Institut für Pharmazie der MLU, der die Studie geleitet hat.

Foto: Privat
Prof. Dr. Karsten Mäder

Seit einigen Jahren arbeiten Pharmazeuten an biologisch abbaubaren Nano­partikel-Trägersystemen, die über den Mund eingenommen werden können. Je nach gewünschtem Wirkungsort müssen die Nanopartikel über unterschiedliche Eigenschaften verfügen, damit diese entweder im Dünn- oder Dickdarm Wirkstoffe freisetzen. „Leider ist bei polymeren Nanopartikeln aber bisher noch zu wenig darüber bekannt, ob und wie diese Stoffe im Körper abgebaut werden. Das erschwert die Herstellung zielgerichteter Nanopartikel“, sagt Mäder weiter.

Foto: Dr. Gerd Hause/Martha Heider
Milchige Lösung der Nanopartikel, rechts eine elek­tronenmikroskopische Aufnahme der Partikel. Die Forschung über den Abbau der Nanopartikel im Organismus könnte die Basis neuer Arzneiträgersysteme bilden.

Die Pharmazeuten um Mäder nutzten deshalb eine Art „Verdau-Test“ im Labor, mit dem sie die Verdauung der Stoffe beobachten konnten. In ihrer Studie untersuchten sie Nanopartikel auf der Basis von Poly-(Laktid-co-Glykolid) (PLGA). Sie konnten zeigen, dass bestimmte PLGA-Nanopartikel durch das fettspaltende Enzym Pankreaslipase gespalten wurden – andere, mit einem speziellen Stabilisator ausgestattete Nanopartikel jedoch nicht. Die Ergebnisse, die die ­Arbeitsgruppe für PLGA-Nanopartikel gewonnen hat, könnten laut Mäder auch auf andere Trägersysteme übertragen werden. Damit ließen sich womöglich neue Arzneiträgersysteme, etwa zur Behandlung von Darmentzündungen, entwickeln.

Zur Publikation: Anika Mante, Martha Heider, Christin Zlomke, Karsten Mäder. PLGA nanoparticles for peroral delivery: How important is pancreatic digestion and can we control it? European Journal of Pharmaceutics and Biopharmaceutics, 2016;108:32-40, doi.org/10.1016/j.ejpb.2016.08.009 |

Prof. Dr. Karsten Mäder, Leiter der Abteilung Pharmazeutische Technologie

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)

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