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Arzneimittel und Therapie
Preiswerter und genauso wirksam
Off-label-Bevacizumab besteht in direktem Vergleich zu Aflibercept bei Makulaödem
2012 kam in Deutschland der Wirkstoff Aflibercept auf den Markt. Das Fusionsprotein hemmt den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) und ist unter dem Handelsnamen Eylea® zur Behandlung
- der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration (AMD),
- einer Visusbeeinträchtigung aufgrund eines Makulaödems infolge eines retinalen Venenverschlusses oder Zentralvenenverschlusses,
- einer Visusbeeinträchtigung aufgrund eines diabetischen Makulaödems und
- einer Visusbeeinträchtigung aufgrund einer myopen choroidalen Neovaskularisation zugelassen.
Es folgte damit Ranibizumab (Lucentis®), das für denselben Anwendungsbereich zugelassen ist. Ein Nachteil beider Wirkstoffe sind die hohen Therapiekosten: Bei Aflibercept sind es im ersten Jahr rund 7500 Euro und in den Folgejahren 1000 Euro bis 6500 Euro, bei Ranibizumab im ersten Jahr 3300 Euro bis 13.200 Euro, in den Folgejahren bis zu 13.000 Euro.
600 Euro versus 7500 Euro Jahrestherapiekosten
Bereits seit Längerem wird als Alternative zu diesen beiden Wirkstoffen der monoklonale Antikörper Bevacizumab (Avastin®) verwendet, der um ein Vielfaches günstiger ist (eine Einzeldosis kostet rund 50 Euro, das sind höchstens 600 Euro jährlich). Bevacizumab ist eigentlich zur Behandlung unterschiedlicher Tumorarten zugelassen, wird aber von Ophthalmologen off label bei verschiedenen Augenerkrankungen eingesetzt. In mehreren Studien wurden bereits die Wirksamkeit und Sicherheit von Bevacizumab bei altersabhängiger Makuladegeneration und diabetischem Makulaödem gezeigt. Nun wurde in der sogenannten SCORE2-Studie (Study of Comparative Treatments for Retinal Vein Occlusion) im direkten Vergleich untersucht, ob Bevacizumab auch in der Indikation Makulaödem infolge eines retinalen Venenverschlusses oder Zentralvenenverschlusses ähnlich wirksam wie Aflibercept ist.
Die SCORE2-Studie
Die Studie wurde in 66 Studienzentren in den USA durchgeführt. 362 Patienten mit Makulaödem aufgrund eines retinalen Venenverschlusses oder Zentralvenenverschlusses wurden randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten entweder Aflibercept (1,25 mg) oder Bevacizumab (2,0 mg) mittels intravitrealer Injektion alle vier Wochen über einen Zeitraum von sechs Monaten. Als primärer Zielparameter wurde die Veränderung der Sehschärfe anhand korrekt erkannter Buchstaben (visual acuity letter score, VALS) definiert. Nach sechs Monaten erhöhte sich der VALS in der Bevacizumab-Gruppe um 18,6 verglichen mit dem Ausgangswert, in der Aflibercept-Gruppe um 18,9 (mean difference: 0,14). Somit konnte die Gleichwertigkeit der beiden Therapien gezeigt werden; Bevacizumab war Aflibercept hinsichtlich der Wirksamkeit nicht unterlegen.
Aufgrund dieser Daten, die nun auch die Gleichwertigkeit von Bevacizumab und Aflibercept bei Makulaödem untermauern, scheint der größte Unterschied zwischen den beiden Wirkstoffen tatsächlich der Preis zu sein. Vermutlich wird der Off-label-Einsatz von Bevacizumab weiter zunehmen. |
Zum Weiterlesen
Schwerpunkt Altersabhängige Makuladegeneration
DAZ 2017, Nr. 6, S. 42 bis 59
- Claudia Bruhn: Schleichender Verlust. Pathogenese und leitliniengerechte Behandlung der AMD
- Interview mit Prof. Dr. Frank G. Holz: Hoffnungsträger Lampalizumab. Neue Therapieansätze für die neovaskuläre AMD und das Spätstadium der trockenen AMD
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- Petra Jungmayr: Bevacizumab zur intravitrealen Injektion. Was bei der Herstellung und Abrechnung zu beachten ist
Quelle
Scott IU et al. Effect of Bevacizumab vs Aflibercept on Visual Acuity Among Patients With Macular Edema Due to Central Retinal Vein Occlusion. JAMA 2017; doi: 10.1001/jama.2017.4568
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