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Aus der Hochschule
Das leistet die Klinische Pharmazie
Umfrage zur Forschung in Klinischer Pharmazie von 2009 bis 2013
Methode
Die Datenerhebung wurde mittels Online-Fragebogen (SurveyMonkey®) durchgeführt, welcher auf Grundlage der Delphi-Methode erstellt wurde. Bei der Delphi-Methode handelt es sich um ein wissenschaftliches Verfahren zur Konsensfindung, z. B. in der Erstellung von Fragebögen [2]. Dabei brachte ein Expertenteam (Kristina Friedland, Erlangen; Ulrich Jaehde, Bonn; Thorsten Lehr, Saarbrücken; Christoph Ritter, Greifswald) in iterativen Diskussionsrunden sowohl während der Erstellung des Fragebogens als auch bei der Auswertung der erhaltenen Antworten seine Erfahrung ein.
Im Fragebogen wurden die Daten der Standorte über einen Zeitraum von fünf Jahren (2009 – 2013) erhoben. Der Fragebogen war in vier Abschnitte unterteilt:
- Zuerst wurden die Basisdaten der Standorte erhoben,
- dann die Teilnahme an Forschungsverbünden und
- die Daten zu den einzelnen Forschungsverbünden,
- abschließend bestimmte Angaben zu den Forschungseinrichtungen.
Der Fragebogen wurde an die Verantwortlichen des Faches Klinische Pharmazie aller 22 Hochschulstandorte für Pharmazie in Deutschland gesendet. Die erhaltenen Antworten wurden als erstes anonymisiert und nachfolgend in verblindeter Weise statistisch ausgewertet.
Datenbasis
17 der 22 Hochschulstandorte beantworteten den Fragebogen (Rücklaufquote: 77,3%), davon 16 vollständig und einer unvollständig; fünf Standorte machten keine Angaben. Einige Teilnehmer haben die Fragebögen erst Anfang 2014 zurückgeschickt und darin auch Angaben für 2014 gemacht; diese Angaben wurden in der Auswertung dem Doppeljahr 2013/14 zugeordnet.
Klinische Pharmazie an den Hochschulstandorten
Das Fach Klinische Pharmazie wurde im Jahr 2013 (Zeitpunkt dieser Erhebung) an 13 Standorten durch eine leitende Position vertreten, die ausschließlich für das Fachgebiet zuständig war, und zwar durch sieben Vollprofessuren, drei außerplanmäßige Professuren, eine Juniorprofessur, eine Hochschuldozentur und eine Akademische Ratsposition. An 13 Standorten waren im Jahr 2013 ununterbrochen Forschungseinheiten (z. B. ein Arbeitskreis) eingerichtet, die patientenorientierte Forschung betrieben (s. Abb. 1). Zu beachten ist, dass drei der 13 Forschungseinheiten erst seit Kurzem (< 3 Jahre) bestanden. Die kumulative gesamte Forschungsdauer, die von diesen 13 Forschungseinheiten seit ihrem jeweiligen Bestehen bis 2013 geleistet wurde, beträgt 125 Jahre bzw. im Median neun Jahre pro Standort.
Charakteristika der Forschungsverbünde
Acht der 13 Forschungseinheiten waren im Zeitraum von 2009 bis 2013 Partner in insgesamt 24 größeren drittmittelgeförderten Forschungsverbunden (mindestens 3 Kooperationspartner), wobei 7 Forschungseinheiten vollständige Angaben hierzu machten. Diese Forschungsverbünde dauerten im Median drei Jahre und hatten im Median sechs Partnereinrichtungen. Teilweise waren sie auf „unbegrenzte“ Zeit angelegt und/oder sehr groß mit bis zu 26 Partnern. In der Mehrheit handelte es sich um Hochschulpartner, 41% waren nichtuniversitäre Institutionen, darunter Forschungseinrichtungen und die pharmazeutische Industrie (s. Abb. 2). An 70% der Forschungsverbünde beteiligten sich ausschließlich nationale Partner, in größeren Forschungsverbünden nahmen Partner aus bis zu zwölf weiteren Nationen teil.
19 Forschungsverbünde wurden von 2009 bis 2013/14 gegründet, also im Durchschnitt 3,8 pro Jahr. Sie wurden durch verschiedene Träger finanziert. Hauptdrittmittelgeber waren mit insgesamt 45,8% drei nationale staatliche Förderinstitutionen: die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG), das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (s. Abb. 3).
Insgesamt 54,2% der Drittmittel gaben weitere nationale und internationale staatliche Fördereinrichtungen (z. B. die EU mit 12,5%) sowie private Sponsoren. Das Gesamtfördervolumen der einzelnen Forschungsverbünde wurde in zehn Kategorien gruppiert, wobei der Median sich auf 1 bis 2,5 Millionen Euro belief (s. Abb. 4). Von dem Fördergeld erhielten die Forschungseinheiten im Median jeweils 50.000 bis 100.000 Euro.
Forschungsaktivitäten und -leistungen
Um eine Forschungsbilanz für das Fachgebiet Klinische Pharmazie ziehen zu können, wurden verschiedene Aspekte mit der Bezugsgröße „je Forschungseinheit pro Jahr“ berücksichtigt. Dabei wurden die Angaben der einzelnen Forschungseinheiten (n = 12) zu den Jahren 2009 bis 2013 ausgewertet.
Durchschnittlich gab es knapp fünf wissenschaftlich tätige Mitarbeiter (gerechnet als Vollzeitäquivalente; z. B. 2 Teilzeitstellen à 50% = 1 Vollzeitäquivalent) pro Forschungseinrichtung, und fast die Hälfte dieser Mitarbeiter wurde über Drittmittel finanziert; diese hohe Quote war unabhängig von der Anzahl des wissenschaftlichen Personals der Forschungseinrichtung (Spanne: 1,5 bis 8, s. Abb. 5).
An acht Standorten konnte in den Jahren 2009 bis 2013 ein Diplom oder Master in Klinischer Pharmazie erworben werden. Insgesamt gab es 83 erfolgreiche Abschlüsse, was 2,5 pro Jahr und Forschungseinheit entspricht; hinzu kamen 1,5 Promotionen pro Jahr und Forschungseinheit. Zum Zeitpunkt der Umfrage gehörten 92 Doktoranden den Forschungseinheiten an, von denen knapp die Hälfte drittmittelfinanziert war. Im Untersuchungszeitraum waren insgesamt zwölf Habilitanden und/oder postdoktorale Nachwuchswissenschaftler an den Forschungseinheiten tätig, von denen sich zwei habilitiert haben.
Im gleichen Zeitrahmen wurden insgesamt 237 Originalarbeiten und 54 Übersichtsarbeiten in Peer-reviewed Journals veröffentlicht; das sind im Durchschnitt 4,5 Originalarbeiten und 1,0 Übersichtsarbeiten pro Jahr und Forschungseinheit. Siebenmal wurden Forschungsprojekte der Klinischen Pharmazie ausgezeichnet.
Diskussion
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass an 13 von 17 Hochschulstandorten eine Forschungseinheit in Klinischer Pharmazie besteht. Von ihnen waren acht an Forschungsverbünden beteiligt, die in Kooperation mit universitären und mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Partnern der pharmazeutischen Industrie und weiteren Einrichtungen durchgeführt wurden.
Die Forschungseinheiten wurden großenteils durch Drittmittel gefördert. Ungefähr die Hälfte des wissenschaftlichen Personals und im Besonderen der wissenschaftliche Nachwuchs (Doktoranden und Habilitanden) waren drittmittelfinanziert.
Limitierend an der durchgeführten Studie ist, dass nur 16 der 22 Hochschulstandorte den Fragebogen komplett ausgefüllt haben (72,7%). Davon abgesehen wären auch direkt vergleichbare Daten zur Situation in den anderen pharmazeutischen Kernfächern wünschenswert. Deshalb sollte diese Erhebung künftig erweitert und kontinuierlich durchgeführt werden.
Fazit
Das Fach Klinische Pharmazie leistet als Bindeglied zwischen der pharmazeutisch-wissenschaftlichen Grundlagenforschung und der patientenorientierten Arzneimittelanwendung einen wichtigen Beitrag zur Qualität und Ausrichtung des Pharmaziestudiums. Innerhalb von zwölf Jahren nach der Einführung dieses Fachs in die Approbationsordnung für Apotheker hat sich bereits an vielen Hochschulstandorten die klinisch-pharmazeutische Forschung im Verbund mit Forschungspartnern auf internationalem Niveau etabliert und ist insgesamt auf einem sehr erfolgreichen Weg. Von den 13 Hochschulstandorten, an denen eine Forschungseinheit bestand (Median des Bestehens: 9 Jahre), waren acht an Forschungsverbünden beteiligt. Diese Standorte stellten in fast drei Vierteln der Forschungsverbünde den Projektleiter oder eine führende Person in den Konsortien. Des Weiteren waren die Standorte mit eigenständiger Forschungseinheit in Klinischer Pharmazie hinsichtlich der Drittmittelfinanzierung, der Anzahl veröffentlichter Publikationen und der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses sehr erfolgreich. Sehr bemerkenswert ist, dass die Hälfte des wissenschaftlichen Personals durch Drittmittel finanziert wird. Dies verspricht für die Zukunft eine weitere Stärkung der patientenbezogenen und interdisziplinären Forschung im Fach Pharmazie. Eine longitudinale Beurteilung in regelmäßigen Abständen, z. B. alle sechs Jahre, wird empfohlen. |
Literatur
[1] Approbationsordnung für Apotheker vom 19. Juli 1989 (BGBl. I S. 1489), zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 18. April 2016 (BGBl. I S. 886) geändert
[2] Kühl S et al (Hrsg). Handbuch Methoden der Organisationsforschung. Springer, Heidelberg 2009
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