Prisma

microRNA senkt das Schlaganfallrisiko

Target für künftige Arzneimittel

cae | Instabile Plaques in Arterien sind eine Gefahr für Thrombosen und Infarkte. Zu ihrer Stabilisierung trägt ein kleines RNA-Molekül bei: miR-210.
Grafik: Science Photo Library / Pixologicstudio
Atherosklerotische Plaquesan der Bifurkation einer Arterie. Die Lipidkerne (gelb) sind mit einer dünnen Schicht von Muskelzellen überzogen (hier nicht dargestellt).

Atherosklerotische Plaques in Arterien bestehen im Wesentlichen aus einem Lipidkern und einer fibrösen Kappe, die vor allem aus Muskelzellen besteht. Je dicker diese Kappe ist, umso stabiler ist die Plaque, und je dünner sie ist, umso mehr droht eine Ruptur. Insbesondere große Plaques in der Nähe der Karotisbifurkation werden nach strenger Indikationsstellung ­chirurgisch entfernt, um einer Ruptur und einem möglichen Schlaganfall vorzubeugen. Das in Stockholm konservierte Plaque-Material, das bei solchen Endarteriektomien entfernt worden war, wurde nun bezüglich des Gehaltes an microRNA untersucht. Diese kleinen Moleküle spielen eine Rolle bei der Genexpression und können ­daher auch an Pathogenesen beteiligt sein. Bei den untersuchten Plaques ­fielen anormale Konzentrationen von acht microRNA auf, unter denen der Mangel an miR-210 am bedeutendsten war. Dieses Molekül hemmt die Expression des Gens APC (von „adenomatöse Polyposis coli“), das vielfältige Funktionen ausübt. So ist APC ein ­Tumorsuppressorgen und behindert zahlreiche Kanzerogenesen; andererseits fördert es die Proliferation, Migration und Differenzierung von Zellen der glatten Muskulatur und stabilisiert dadurch die fibrösen Kappen. Bei einem Mangel an miR-210 werden die Kappen also dünner.

Gentechnisch veränderten Mäusen, die kein Apolipoprotein E synthetisieren und deshalb sehr viele atherosklerotische Plaques bilden, wurde viermal wöchentlich ein miR-210-Modulator injiziert, der erwartungsgemäß die fibrösen Kappen stabilisierte und die Anzahl der Rupturen im Vergleich zur Kontrollgruppe erheblich senkte. Für den Menschen kommt eine solche systemische Therapie wegen der damit verbundenen Krebsrisiken jedoch nicht in Betracht. Vorstellbar sind hingegen lokal applizierte Stents, die mit dem Wirkstoff beschichtet sind. Kurz: Eine Arzneimittelentwicklung liegt hier noch in sehr weiter Ferne. |

Quelle

Eken SM et al. MicroRNA-210 Enhances Fibrous Cap Stability in Advanced Atherosclerotic Lesions. Circ Res 2017;120(4):633-644

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