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Arzneimittel und Therapie
Mit Vitamin D gegen Atemwegsinfekte?
Eine neue Analyse bringt signifikante Ergebnisse nur bei Mangel
Vitamin D und seine Metabolite haben vielfältige Funktionen. So sind sie in Abläufe des angeborenen Immunsystems involviert und an der Bildung antimikrobieller Peptide oder reaktiver Sauerstoffspezies beteiligt. Das unterstützt die Hypothese, dass Vitamin D das Risiko akuter Atemwegsinfekte senken könnte. In einer kürzlich erschienenen Metaanalyse sind die Autoren dieser Frage nachgegangen.
Erkrankungsrate reduziert
Betrachtet wurden die individuellen Daten von insgesamt 11.321 Teilnehmern. Sie stammten aus 25 randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studien, die den Effekt einer Vitamin-D2- oder Vitamin-D3-Supplementation auf die Wahrscheinlichkeit, an einem Atemwegsinfekt zu erkranken, als primären oder sekundären Endpunkt hatten. Insgesamt beobachteten die Forscher eine Reduktion des Erkrankungsrisikos um 12%, aber die Unterschiede in den einzelnen Probandengruppen waren beachtlich.
Vitamin-D-Status entscheidend
So konnte bei Patienten, die mindestens eine Bolusinjektion Vitamin D (Dosierungen in Größenordnungen von 2,5 mg D3 monatlich bis 2,5 mg alle drei Monate) mit oder ohne zusätzliche wöchentliche/tägliche Supplementation erhielten, kein signifikanter Effekt festgestellt werden. Dagegen traten bei Probanden, die in täglichem oder wöchentlichem Abstand niedrigere Dosierungen (je nach Studie 10 bis 50 Mikrogramm täglich) erhalten hatten, 19% weniger Atemwegsinfekte auf. Einen großen Einfluss hatte der Vitamin-D-Spiegel der Teilnehmer zu Beginn der Studien. So war bei Probanden, die zuvor nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt waren (unter 25 nmol/l), das Erkrankungsrisiko nach der Intervention um durchschnittlich 42% vermindert. Bei den restlichen Teilnehmern war kein signifikanter Vorteil zu beobachten.
Analyse mit Limitationen
Diese Analyse liefert Anhaltspunkte für eine mögliche Indikation von Vitamin D außerhalb der Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Allerdings hat die Publikation auch einige Schwächen, die ihre Aussagekraft vermindern. So variierten die als Endpunkt definierten Atemwegsinfekte zwischen den einzelnen Studien stark von Erkältungen über Influenza bis zu radiologisch bestätigter Pneumonie. Ähnlich heterogen waren auch die Teilnehmergruppen, deren Alter von 0 bis 95 Jahren schwankte und von denen nur bei 40% der Vitamin-D-Spiegel zu Studienbeginn bekannt war. Auch adressierten die ausgewählten Studien keine Patienten mit einem ausgeprägten Vitamin-D-Mangel. Solche Studien fehlen.
Warten auf prospektive Studien
In einem begleitenden Kommentar wird die Frage, ob die Ergebnisse der Metaanalyse Auswirkungen auf die Praxis haben sollten, daher auch mit „eher nicht“ beantwortet. Weitere prospektive Studien zu dieser Fragestellung müssen folgen.
Für die Hypothese spricht jedoch ein neuer Cochrane-Review, der zu dem Ergebnis kam, dass Vitamin-D-Supplementation das Risiko von schweren Asthma-Exazerbationen vermindern kann, die oft mit Atemwegsinfektionen zusammenhängen. Wie allerdings mit den Ergebnissen des Cochrane-Reviews in der Praxis umgegangen werden soll, ist unklar. Die Autoren fordern auch hier weitere Untersuchungen. So muss geklärt werden, ob Kinder und Erwachsene gleichermaßen profitieren und bei welchem Schweregrad und Vitamin-D-Status mit welcher Vitamin-D-Dosierung das Exazerbationsrisiko gesenkt werden kann. |
Quelle
Martineau AR., Vitamin D supplementation to prevent acute respiratory tract infections: systematic review and meta-analysis of individual participant data, BMJ, 15. Februar 2017
Bolland MJ., Do vitamin D supplements help prevent respiratorytract infections?, BMJ, 15. Februar 2017
Martineau AR et al.: Vitamin D for management of asthma. The Cochrane Library. Published online 5. Sept. 2016 DOI: 10.1002/14651858.CD011511.pub2
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