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Arzneimittel und Therapie
Liraglutid senkt Diabetes-Risiko
Inkretin-Mimetikum scheint Lebensstiländerungen überlegen und eine Option für Adipöse zu sein
Glucagon-like peptide-1 Rezeptoragonisten (GLP-1-Analoga) sind injektabile Arzneistoffe, die vor zehn Jahren zur Therapie des Typ-2-Diabetes eingeführt wurden. Sie stimulieren bei erhöhten Plasmaglucose-Werten die Insulin-Sekretion und hemmen ebenso Glucose-abhängig die Glucagon-Sekretion. Aufgrund dieser Eigenschaften werden sie zur Diabetes-Therapie eingesetzt und weisen dabei nur ein niedriges Hypoglykämierisiko auf.
Darüber hinaus haben GLP-1-Analoga weitere nicht-glykämische Wirkungen, die bei der Diabetes-Therapie vorteilhaft sind. Sie verlangsamen die Magenentleerung und stimulieren zentralnervös das Sättigungsgefühl. Über diese beiden Mechanismen wird der Gewichtsverlust erklärt, der bei der Therapie auftritt. Auch der Blutdruck wird körpergewichtsunabhängig gesenkt. Mittlerweile sind zwei kardiovaskuläre Studien publiziert, die Vorteile einer Therapie mit GLP-1-Analoga bezüglich kardiovaskulärer Endpunkte zeigen.
Prädiabetes gestoppt
Nun wurde erstmals gezeigt, dass Liraglutid bei Patienten mit Adipositas und Prädiabetes das Fortschreiten des Prädiabetes zum vollausgeprägten Typ-2-Diabetes signifikant verhindern kann [1].
„Darüber hinaus haben GLP-1-Analoga weitere nicht-glykämische Wirkungen, die bei der Diabetes-Therapie vorteilhaft sind. Sie verlangsamen die Magenentleerung und stimulieren zentralnervös das Sättigungsgefühl.“
Gewichtsreduktion bahnt Weg
Im Jahr 2015 wurde Liraglutid zur Unterstützung einer Reduktionsdiät zur Gewichtsabnahme bei Adipositas außerhalb der Diabetes-Indikation in einer Dosierung von 3 mg täglich zugelassen, also in einer höheren Dosierung, als die für die Diabetes-Therapie empfohlene von 1,2 oder 1,8 mg pro Tag. Im großangelegten Studienprogramm „SCALE Obesity and Prediabetes“ wurden die Wirksamkeit und Sicherheit bezüglich der Gewichtsabnahme bestätigt. Die insgesamt dreijährige Beobachtungszeit zeigte nun, dass die Neuerkrankungen an Typ-2-Diabetes nur 26 von 1472 Studienteilnehmern im Liraglutid-Behandlungsarm (2%) betrafen, in der Placebogruppe waren es dagegen 46 von 738 Teilnehmern (6%). Die Hazard Ratio (HR) betrug 0,21 (95%-Konfidenzintervall 0,13 – 0,34; p < 0,0001). Das bedeutet: Liraglutid senkte das relative Erkrankungsrisiko um 79%.
Besser als andere Antidiabetika?
In früheren Studien zur Progression des Prädiabetes zum Typ-2-Diabetes konnte durch nichtmedikamentöse Lebensstilintervention (sowohl in der Finnischen Diabetes Prevention Studie als auch im US-amerikanischen Diabetes-Prevention Program) eine relative Risikoreduktion von 58% gezeigt werden. Medikamentöse Interventionen bei Prädiabetes mit Metformin, Acarbose oder einem Glitazon waren hier mit relativen Reduktionsraten zwischen 30 bis 40% weniger effektiv als die Lebensstilintervention. Diese Ergebnisse werden jetzt von Liraglutid übertroffen. Es sollte in weiteren Studien geklärt werden, ob die Menschen mit Prädiabetes neben dem Vorteil bezüglich der Progression zum Typ-2-Diabetes auch kardiovaskuläre Vorteile durch die Behandlung haben und wie lang anhaltend die vorteilhaften Effekte nach Beendigung einer Therapie sind. Mit den jüngsten Studienergebnissen ist jedoch ein weiteres Argument auf dem Tisch, dass eine medikamentöse Adipositas-Therapie bei Prädiabetes eine Alternative zu einer bariatrischen Operation sein kann. |
Quelle
[1] Le Roux CW et al, Lancet 2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)30069-7
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