Wirtschaft

Bionorica setzt auf Phytothek

In Deutschland wird die Marktführerschaft in der Cannabis-Therapie angestrebt

ts | Der Hersteller pflanzlicher Arzneimittel Bionorica hat sich einem Wachstumskurs verschrieben und setzt dabei auch auf eine Erweiterung seiner „Phytothek“-Initiative. Während derzeit 950 deutsche Apotheken eine besondere Kompetenz in der pflanzlichen Therapie erworben haben, will das Oberpfälzer Unternehmen künftig bis zu 1300 Apotheken für das Konzept gewinnen.

Um seine pflanzlichen Arzneimittel wie Sinupret oder Imupret bekannt zu machen, setzt Bionorica weniger als seine Wettbewerber auf publikumsträchtige und teure Fernsehwerbung. Stattdessen geht das Unternehmen andere Wege – z. B. mit der „Phytothek“-Initiative. Dabei erwerben Apotheker und PTAs in zertifizierten Schulungen der Industrie- und Handelskammern (IHK) besondere Kompetenzen in der Vermittlung pflanzlicher Therapien. Außerdem werden in diesen Apotheken spezielle Inneneinrichtungen installiert.

Dieses Konzept soll nun ausgebaut werden, wie das Bionorica-Management auf der Jahrespressekonferenz in Düsseldorf mitteilte. Statt aktuell 950 teilnehmende „Phytotheken“ in Deutschland strebt das Unternehmen einen Anstieg auf 1200 bis 1300 Apotheken an, sagte Marketing- und Vertriebsvorstand Dr. Uwe Baumann.

Diese Entwicklung spiegelt sich in der Zahl der ausgebildeten Apotheker und PTAs wider: Im vergangenen Jahr nahm nach Unternehmensangaben die Zahl der Phyto-PTAs von 1685 auf 2036 zu, die Zahl der entsprechenden Apotheker stieg von 336 auf 515. Im laufenden Jahr peilt Bionorica an, dass 755 Apotheker diese Ausbildung absolvieren.

Für die Apotheken soll sich die Ausbildung wirtschaftlich auszahlen. Laut Baumann steigt der Umsatz im OTC-Bereich im Durchschnitt um 20.000 Euro pro Jahr.

Foto: Bionorica SE / Lars Langemeier
Von Haus aus Apotheker: Bionorica-Chef Prof. Dr. Michael A. Popp

Mühsames Wachstum in Russland

Diese Initiative ist Teil eines Wachstumskurses, dem sich das Unternehmen mit seinen weltweit 1532 Mitarbeitern verschrieben hat. Für das laufende Jahr strebt Bionorica sowohl bei den verkauften Packungen als auch beim Umsatz einen zweistelligen Zuwachs an. Im vergangenen Jahr lag der Erlös mit 253,7 Mio. Euro um 2,8 Prozent über dem Vorjahreswert. Gut 100 Mio. Euro davon entfielen auf Deutschland.

Mehr Mühe hatte das Unternehmen auf dem osteuropäischen und russischen Markt. Zwar habe sich Bionorica in dieser Region besser als die jeweiligen Märkte entwickelt und Marktanteile gewonnen, musste aber insbesondere in Russland und der Ukraine aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung, des Kaufkraftver­lustes und des Währungsverfalls bei Umsatz und Deckungsbeiträgen deutliche Einbußen hinnehmen. Dies wie auch erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung führten laut dem Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Michael A. Popp dazu, dass der Gewinn im vergangenen Jahr gegenüber 2015 um rund ein Drittel zurückging.

Zum Wachstumskurs des Unternehmens gehört auch die Erschließung neuer Märkte. Erste Aktivitäten hat Bionorica in Brasilien gestartet. In Mexiko wurde eine eigene Niederlassung gegründet und im Iran unterschrieb Biono­rica einen Vertrag mit einem heimischen Joint-Venture-Partner.

Bei Cannabis-Therapie inPoleposition

Einen zusätzlichen Wachstumsschub erwartet der Bionorica-Vorstand auch von der neuen Cannabis-Regelung, laut Firmenchef Popp ein „Meilenstein für Patienten“. Mit Dronabinol und Cannabis­extrakt verfügt das Unternehmen über zwei Produkte, die eine Erstattungszusage haben und künftig von Ärzten unter anderem zur Behandlung schwerkranker Schmerzpatienten verschrieben werden können. Damit will Bionorica in Deutschland die Marktführerschaft in der Cannabis-Therapie übernehmen. |

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