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Aus der Hochschule
Wege ins Berufsleben
Forum Beruf an der Universität Bonn
In seinem Grußwort erwähnte Kammerpräsident Lutz Engelen die Nachwuchssorgen vieler Apothekenleiter. Offenbar streben viele Pharmaziestudierende heute keine eigene Apotheke mehr an, sondern Tätigkeiten mit einer ausgeglichenen Work-Life-Balance.
„Apotheker sind eine knappe Ressource“, stellte Prof. Dr. Ulrich Jaehde, in seinem Grußwort im Namen der DPhG fest. Auch Tim Ostrowski vom Alumni-Club begrüßte die Teilnehmer, bevor die Präsentationen begannen.
Offizin und Krankenhaus
Karl Meyer, Apothekenleiter in Köln, erläuterte die Kriterien, die bei der Entscheidung für oder gegen eine Selbstständigkeit eine Rolle spielen. Andreas Förster, angestellter Apotheker in Velbert, empfahl den Studierenden, sich eine Apotheke zu suchen, die zu ihnen passt: „Reiten Sie Ihr Steckenpferd!“ Zudem empfahl er eine Weiterbildung zum Fachapotheker.
Dr. Andrea Liekweg, Uniklinik Köln, erläuterte, dass in einer Krankenhausapotheke die Arzneimittelinformation und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegepersonal im Vordergrund stehen. Auch die logistischen Anforderungen seien enorm, z. B. wenn es Lieferprobleme bei Antibiotika gibt. In großen Unikliniken mit mehreren Kollegen ergibt sich aus der Arbeitsteilung eine höhere Spezialisierung als in kleinen Krankenhäusern.
Pharmazeutische Industrie
Dr. Claudia Selbach ist bei Bayer Animal Health in der galenischen Entwicklung von Tierarzneimitteln tätig. Andere Apotheker arbeiten in der Arzneimittelproduktion, wo Führungs- und Entscheidungsstärke gefragt sind, oder im Projektmanagement, wo man u. a. gut moderieren und koordinieren muss. Pharmazeuten im Praktikum erhalten meist ein kleines Projekt, das sie relativ selbstständig bearbeiten.
Krankenkasse und Behörden
Christina Pehe arbeitet als Apothekerin bei der Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg. Anfangs musste sie sich in die gesetzlichen Bestimmungen einarbeiten, inzwischen nimmt sie abwechslungsreiche Aufgaben wahr und ist mit Ärzten, Apothekern usw. interdisziplinär vernetzt. So ist sie auch an der Entwicklung und Betreuung von AMTS-Projekten beteiligt.
Dr. Bodo Haas erläuterte seine Tätigkeit am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn. Je nach Abteilung (Zulassung, Pharmakovigilanz, Forschung, Bundesopiumstelle, Medizinprodukte, klinische Prüfung) erwartet das BfArM vom Apotheker Zusatzqualifikationen, z. B. in Pharmakologie, Toxikologie, Analytik oder Epidemiologie. Dort ist auch ein Pharmaziepraktikum möglich.
Bundeswehr
Oberfeldapothekerin Christina Theisen trat nach dem Pharmaziestudium in die Bundeswehr ein, wo man viele Entsprechungen aus dem zivilen Leben findet, z. B. die Krankenhausapotheken in den Bundeswehrkrankenhäusern Berlin, Hamburg, Koblenz und Ulm. Theisen schätzt die sektorübergreifende Zusammenarbeit mit Ärzten, Veterinären und Truppenoffizieren und das intakte soziale Gefüge. Je nach Tätigkeitsfeld seien sogar Telearbeitsplätze möglich.
Forschung und Wissenschaft
Prof. Dr. Gerd Bendas, Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Bonn, und sein Doktorand Fabian Baltes stellten die Wissenschaft als pharmazeutisches Tätigkeitsfeld vor. Eine Doktorandentätigkeit ist meist hochinteressant und sehr anspruchsvoll, aber die damit meistens verbundene Stelle an der Uni ist weniger gut bezahlt, weshalb viele Doktoranden am Wochenende oder im Notdienst in Apotheken arbeiten. Wer sich nicht sicher ist, ob der Weg in Forschung und Wissenschaft der richtige ist, könne dies im Masterstudiengang Arzneimittelforschung in Bonn herausfinden, so Bendas.
Im Anschluss an die Kurzvorträge nutzten die Pharmaziestudierenden die Gelegenheit, bei einem kleinen Imbiss den berufserfahrenen Apothekern ihre persönlichen Fragen zu stellen. |
Quelle: Dr. Sabine Viefhues, AK Nordrhein
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