Prisma

Trim28 und sein „Netzwerk“

Wie das Programm „Fettleibigkeit“ ein- oder ausgeschaltet wird

cae | Ein epigenetischer Schalter entscheidet bei genetisch identischen Mäusen darüber, ob sie dazu neigen, ein Übergewicht zu entwickeln, oder nicht. Dies deutet darauf hin, dass auch beim Menschen die Epigenetik eine größere Rolle spielt, als bisher bekannt ist.

Wenn einem bestimmten Genotyp mindestens zwei Phänotypen ent­sprechen, spricht man von Polyphänie oder Polyphänismus. Ein Beispiel dafür sind Mäuse, die nur ein Allel des Gens Trim28 besitzen statt (normal) zwei: Etwa die Hälfte dieser Mäuse ist übergewichtig, die andere Hälfte normalgewichtig – vorausgesetzt, dass die Tiere genug Nahrung haben. Unbekannt war bisher, warum diese beiden Zustände stabil sind, sodass es keinen Wechsel von der einen Gruppe in die andere gibt; zudem treten Zwischenstufen nur sehr selten auf.

Forscher des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg entdeckten, dass die Expression von Trim28 auf einem „Netzwerk“ weiterer Gene beruht, bei denen aufgrund epigenetischer Inaktivierung nur das eine der beiden Allele aktiv ist; in der Fachsprache heißt dies „genomische Prägung“ (engl. genomic imprinting bzw. imprinted genes). Der Leiter der Gruppe, Andrew Pospisilik, beschreibt diese Prägung als unabänderlich: „Ist der Schalter erst einmal betätigt, so ist das Körpergewicht lebenslang vorgegeben.“ Der An-aus-Mechanismus bedeutet, dass es keinen „Dimmer“ gibt.

Für den Menschen spielt Trim28 zwar nicht die alles entscheidende, aber ­fallweise doch eine wichtige Rolle. In einer Stichprobe übergewichtiger Kinder fanden sich bei etwa jedem zweiten Kind veränderte Expressionsraten von Trim28. |

Quelle

Dalgaard K, et al. Trim28 Haploinsufficiency Triggers Bi-stable Epigenetic Obesity. Cell 2016;164:1-12

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