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Arzneimittel und Therapie
Schlampig oder unwahr?
Ein Gastkommentar von Theodor Dingermann, Frankfurt
Die Zeitschrift Öko-Test lässt mal wieder aufhorchen: Stilltees sollen allesamt – soweit getestet – zu hohe Pyrrolizidinalkaloid(PA)-Werte aufweisen. Die Bewertungsschwelle ist hier der empfohlene Tagestoleranzwert des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) von 0,42 µg PA. Man mag über Toleranzwerte streiten, und nicht jeder zählt die Zeitschrift Öko-Test zu seiner bevorzugten Lektüre. Worüber jedoch nicht gestritten werden sollte, sind Messwerte, auch dann nicht, wenn sie nicht zwingend einfach zu bestimmen sind. Somit ist der Streit zwischen den Herstellern von Stilltees und der Zeitschrift Öko-Test ein Scheingefecht, das dringend nach einem Schiedsrichter verlangt. Denn einer der beiden Kontrahenten hat schlampig gemessen oder sagt womöglich nicht die Wahrheit. Das ist nicht akzeptabel, nicht einmal in Zeiten, wo „Postfaktisches“ hoch in Mode steht.
Stilltees haben mindestens eine Voraussetzung zu erfüllen: Sie müssen unbedenklich sein! Das mag nicht zwingend einfach sein, denn Pyrrolizidinalkaloide sind auf einem fragwürdigen Weg, zu einem relevanten Kontaminationsproblem zu werden. In Stilltees sind PAs tatsächlich Kontaminationen, denn die einschlägigen Pflanzen synthetisieren die toxischen Substanzen selbst nicht.
Aber wenn nicht hier, wo denn dann, sollten Toleranzwerte ernst genommen werden? Für Spielraum gibt es keinen Platz. Denn es gilt, gesundheitlichen Schaden von einer besonders schützenswerten Gruppe von Menschen fernzuhalten, wenn sie mit einem dieser Produkte exponiert wird. Es muss nachgemessen werden! Und die Ergebnisse müssen kommuniziert werden. Über die Ungereimtheiten nur zu streiten, ist keine Option, da es eine Wahrheit gibt.
Prof. Dr. Theodor Dingermann,
Goethe-Universität Frankfurt
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