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Arzneimittel und Therapie
Augengrippe in Schach halten
Prävention steht im Vordergrund
Die Augengrippe oder Keratoconjunctivitis epidemica (KCE) wird durch Adenoviren (Serotypen 8, 19, 37) ausgelöst und überwiegend durch Schmierinfektion übertragen. Überträger sind kontaminierte Hände sowie kontaminierte Gegenstände (z. B. Handtücher, Instrumente, kontaminierte Augentropfen). Eine Ansteckung kann auch direkt von Mensch zu Mensch durch eine Übertragung von Augensekreten erfolgen. Die Inkubationszeit beträgt fünf bis zwölf Tage, eine Ansteckung ist möglich, solange das Virus in Sekreten nachweisbar ist, in der Regel während der ersten zwei Wochen der Erkrankung. Die Augengrippe ist meldepflichtig.
Unspezifische Symptome, keine kausale Therapie
In der Frühphase ist es oft schwierig, allein aufgrund des klinischen Befundes eine Keratoconjunctivitis epidemica von anderen Ursachen eines „roten Auges“ zu unterscheiden. Die Betroffenen klagen zunächst über einseitig auftretende, schmerzhafte Augenbeschwerden, die mit Tränen, Brennen, Fremdkörpergefühl und Photophobie einhergehen. Die Entzündung setzt typischerweise unilateral ein und nimmt einen biphasischen Verlauf. Bei der Hälfte der Patienten kommt es nach kurzer Zeit – meistens innerhalb von sieben Tagen – zur Infektion des anderen Auges; Symptome und Verlauf sind jedoch milder ausgeprägt. Man unterscheidet zwischen einer akuten und einer chronischen Phase der Infektion. In der akuten Phase zeigt sich eine follikuläre Konjunktivitis, die chronische Phase ist durch subepitheliale Infiltrate der Hornhaut gekennzeichnet. Die Diagnose erfolgt meist aufgrund der Anamnese und dem klinischen Bild, ein Virusnachweis kann mittels Nukleinsäurenachweis, Antigennachweis aus dem Konjunktival-Abstrich oder Virusisolierung in Zellkulturen erfolgen. Die Behandlung beschränkt sich auf eine symptomatische Pflege der Augenoberfläche, da keine wirksame viruzide Therapie bekannt ist. Einige Studien sprechen sich für Ciclosporin-A- oder Tacrolimus-Augentropfen aus, die Behandlung mit topischen Steroiden wird kontrovers diskutiert.
Aktuelle Zahlen aus Deutschland
Endemische Ausbrüche einer Keratoconjunctivitis sind nicht selten. So kam es beispielsweise 2012 ausgehend von rund 200 Erkrankten an einer Augenklinik im Ruhrgebiet zu einer größeren Endemie. Derzeit tritt die „Augengrippe“ vermehrt in Bonn auf; innerhalb der letzten zwei Wochen wurden mehr als 100 Fälle gemeldet. 2015 wurden in Deutschland in den ersten 41 Kalenderwochen 416 Fälle gemeldet, 2016 im selben Zeitraum 506 Fälle (Stand: 2. November 2016).
[Quelle: Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten, Deutschland 40. Woche 2016, Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Instituts Nr. 44 vom 7. November 2016, www.rki.de]
Prävention ist möglich
Da sich die Erkrankung aufgrund ihrer hohen Kontagiosität rasch ausbreitet, kommt der Prävention eine besondere Bedeutung zu. Diese umfasst unter anderem Hände- und Flächendesinfektion und eine konsequente Hygiene im Alltag. So sollte streng darauf geachtet werden, dass erkrankte Personen Handtücher, Waschlappen usw. separat benutzen. Die Patienten sollten insbesondere angewiesen werden, jeglichen Hand-Augen-Kontakt zu vermeiden und eine sorgfältige Händehygiene zu betreiben. Erkrankte Patienten sollten in Arztpraxen von den übrigen Patienten getrennt werden. |
Quelle
Pleyer U et al. Adenovirus-Keratokunjunktivitis. Der Ophthalmologe. 2015;5.10.1007/s00347-015-0006-x
Pleyer U. Keratoconjunctivitis epidemica (KCE). Der Augenspiegel 2015;3:50-54
Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Instituts Nr. 43 vom 31. Oktober 2016, www.rki.de
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