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„Ökotest“ war wieder aktiv
Wie gut sind „Immunstimulanzien“ und Stilltees?
Die Zeitschrift „Ökotest“ hat sogenannte Stilltees aus Drogeriemärkten und Apotheken untersucht. Insgesamt 15 Tees prüfte Ökotest auf ihre Unbedenklichkeit, 13 von ihnen tragen ein Bio-Siegel. Die meisten Tees enthalten Anis, Fenchel, Kümmel und Zitronenmelisse. Die Kräutermischungen sollen die Milchbildung anregen, wissenschaftlich belegt sei dies allerdings nicht, schreiben die Tester.
Sieben Stilltees erhielten das Prädikat „sehr gut“, sechs der Tees bekamen die unliebsamen Stempel „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Dabei überzeugte Ökotest nur ein Apotheken-Stilltee durch die Abwesenheit der giftigen Pyrrolizidinalkaloide (PA): Sidroga® Bio Stilltee. Die anderen Silltees aus der Apotheke erhielten die Noten „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Bei Bombastus, Weleda, H&S, Aurica und Medesign fanden sich „stark erhöhte“ PA-Werte, die teilweise ein „Vielfaches“ über dem vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR) ausgewiesenen Maximalwert lagen. Außerdem fanden sich Pestizidrückstände.
Die Stilltees von Alnatura, Holle, Lebensbaum und Salus waren die mit „sehr gut“ ausgezeichneten Testsieger: Keine Pyrrolizidinalkaloide, keine Pestizide, und auch sonst fand Ökotest keine Mängel.
Beim ebenfalls analysierten Nitratgehalt überzeugten die Tees dagegen: Keines der Produkte überschritt den Grenzwert der Trinkwasserverordnung. Dieser wurde als Referenz herangezogen, da es keine speziellen Höchstmengen für Nitrat in Kräutertees gibt.
Stimulierung des Immunsystems „kontraproduktiv“
Insgesamt 16 Produkte zur Stimulierung des Immunsystems hat Ökotest ebenfalls untersucht. Dabei sei schon der Versuch, die Abwehrkräfte zu stimulieren, kontraproduktiv, wie Professor Manfred Lutz vom Institut für Immunologie und Virologie der Uni Würzburg erklärt. Die Gabe von Immunstimulanzien könne im schlimmsten Fall eine Überreaktion hervorrufen – von den rezeptfreien Mitteln sei eine solche Reaktionen aber nicht zu erwarten. Dem stimmte auch der Pharmazieprofessor und Ökotest-Experte Manfred Schubert-Szilavecz zu: Es gebe keine Daten, die belegen, dass diese Mittel für gesunde Verbraucher einen grundsätzlichen Nutzen bringen, vor Erkältungen schützen oder das Immunsystem pushen – weder allein noch in Kombination, erklärt er.
Mineralstoff- und Vitaminmangel sei selten, deswegen ist eine Ergänzung der Nahrung seiner Meinung nach meistens unnötig.
Im Test waren neben Drogeriemarktpräparaten auch Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke, zum Beispiel Orthomol Immun Pro, Unizink Immun Plus oder Wobenzym Immun Tabletten. Da neben dem fehlenden Wirksamkeitsbeleg auch noch Deklarationsmängel und Überdosierungen beanstandet wurden, fielen sie alle mit „ungenügend“ durch.
Die drei bilanzierten Diäten im Test, Aminoplus Immun, Kijimea Immun und Orthomol Immun Trinkfläschchen, erhielten ebenfalls das Urteil „ungenügend“. Die klinische Wirksamkeit der Mittel sei nicht belegt, kritisiert der Experte. Die Hersteller präsentierten zwar Studien, schreibt Ökotest. Überzeugend seien diese aber nicht. Methodische Mängel und bezahlte Autoren lauten die Kritikpunkte. Dazu kommt: Bilanzierte Diäten richten sich an definierte Patientengruppen, deren Nährstoffbedarf beispielsweise wegen einer Erkrankung nicht über die normale Ernährung gedeckt werden kann. Für an sich Gesunde seien bilanzierte Diäten nicht geeignet, erklärt Schubert-Zsilavecz.
Das einzige Arzneimittel im Test, Symbioflor I, schneidet mit „ausreichend“ zwar noch am besten ab. Überzeugt sind die Tester aber nicht. Es existierten zwar Studien vom Hersteller mit ersten Hinweisen darauf, dass das Arzneimittel wirkt. Die Evidenz reicht aber nach Ansicht von Ökotest nicht aus, um einen therapeutischen Einsatz zu empfehlen. |
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