Arzneimittel und Therapie

Omega-3-Fettsäuren gegen das ­Erblinden?

Positiver Effekt bei diabetischer Retinopathie bestätigt

Die diabetische Retinopathie gilt als eine schwerwiegende Komplikation bei Diabetes und ist in Europa die häufigste Erblindungsursache bei Menschen im Alter von 20 bis 65 Jahren. Experimentelle Studien weisen darauf hin, dass die Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren einen protektiven Einfluss besitzen kann. Im Rahmen einer klinischen Studie wurde diese Hypothese nun geprüft.

Langkettige, mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren, wie Docosahexaensäure und Eicosapentaensäure, regulieren wichtige Körperfunktionen wie Immunsystem, Blutgerinnung und Blutdruck, wobei ihnen antientzündliche und sogar stimmungsaufhellende Effekte zugeschrieben werden. Auch wird vermutet, dass diese Fettsäuren der Entwicklung einer diabetischen Retinopathie entgegenwirken können.

Ernährung senkt Risiko

Im Rahmen der prospektiven Interventionsstudie PREDIMED, in der mögliche Effekte mediterraner Kost auf das kardiovaskuläre Risiko evaluiert wurden, dokumentierten spanische Forscher anhand von individuellen Fragebögen die Ernährungsgewohnheiten von insgesamt 3614 Typ-2-Diabetikern im Alter von 55 bis 80 Jahren [1]. Im Zeitraum von 2003 bis 2009 nahmen 2611 Personen die täglich empfohlene Menge von mindestens 500 mg Omega-3-Fettsäuren zu sich, was in etwa zwei Portionen öligem Fisch wöchentlich entspricht. Nach einem Beobachtungszeitraum von im Median sechs Jahren wurden insgesamt 69 Fälle von Sehbehinderung dokumentiert. Dabei zeigten Patienten mit der täglich empfohlenen Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren ein um 48% verringertes relatives Risiko einer diabetischen Retinopathie als Personen gleichen Alters, Geschlechts und Lebensgewohnheiten, aber ohne ausreichend fettsäurehaltiger Ernährung.

Eher Fisch statt Kapseln

Die Autoren sehen somit die Ergebnisse initialer präklinischer Studien bestätigt, wobei es nun noch weiterer Untersuchungen bedarf, um einen kausalen Zusammenhang zwischen den Beobachtungen zu verifizieren. Um der Entwicklung einer diabetischen Retinopathie entgegenzuwirken, sollte für Typ-2-Diabetiker eine ausreichend hohe Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren – genauer gesagt eine Fisch-reiche Ernährung – empfohlen werden. Ob ähnliche Effekte nämlich auch durch einfache Supplementierung mit Omega-3-Präparaten erzielt werden können, bleibt abzuwarten.

Letztlich stellt wohl nur eine Kombination aus einer engmaschigen medikamentösen Blutzuckerregulation sowie diätetischen Maßnahmen eine optimale Basis dar, um schwerwiegende Komplikationen und Folgeerkrankungen von Diabetes effektiv zu verhindern. |

Quelle

Sala-Vila A, et al. Dietary Marine ω-3 Fatty Acids and Incident Sight-Threatening Retinopathy in Middle-Aged and Older Individuals With Type 2 Diabetes. JAMA Ophthalmol 2016;134(10):1142–1149

Apotheker Dr. André Said

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