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- DAZ 42/2016
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Deutscher Apothekertag 2016
Ernten – und säen
Gastkommentar der Adexa
So harmonisch ging es lange nicht mehr zu auf einem Deutschen Apothekertag. Aber wenn der Bundesgesundheitsminister mit dem tagesaktuellen Kabinettsbeschluss für eine erhöhte Honorierung von Rezepturen, Betäubungsmittel (BtM) und anderen dokumentationspflichtigen Arzneimitteln zur Eröffnung kommt und aus allen vier Bundestagsfraktionen dafür nur Zustimmung zu hören ist, kann man schlechterdings maulen. Auch Schreckensvisionen für die Zukunft verbieten sich in einer solchen Erntedank-Situation. Friedemann Schmidt stellte in Aussicht, dass das avisierte Geld in die Qualitätssicherung der Rezeptur fließen soll. Damit wurde ein Bereich indirekt gestreift, der ansonsten nicht explizit genannt wurde: die Mitarbeiter. De facto sind es PTA, die die Plausibilitätsprüfung, Herstellung und Dokumentation durchführen, unter Aufsicht von (vielfach) angestellten Approbierten. Hier muss also von den Inhabern verstärkt in Fortbildung und QMS investiert werden! Und auch wenn es um die Einstellung und Beschäftigung von qualifiziertem Personal geht, ist eine adäquate, wertschätzende und motivierende Bezahlung sicherzustellen. Das Ziel von Adexa, neben einer generellen Tariferhöhung künftig besondere Qualifikationen wie zum Beispiel eine Weiterbildung tariflich höher zu bewerten, geht genau in diese Richtung. Interessant und begrüßenswert aus gewerkschaftlicher Sicht waren drei Anträge, die der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) über die Kammern Niedersachsen, Westfalen-Lippe, Sachsen sowie Hessen eingebracht hatte. Sie wurden in München von BPhD-Präsidentin Friederike Zühl und BPhD-Generalsekretär Maximilian Buch engagiert vorgetragen und verteidigt. Zwar wurde gleich der erste zur Evaluation und Weiterentwicklung der Studieninhalte in den Ausschuss verwiesen. Immerhin gab es die verbindliche Zusage, dass der BPhD künftig in die existierende Arbeitsgruppe bei der Bundesapothekerkammer (BAK) aufgenommen wird – auch wenn dies die Diskussionen mit den Hochschullehrern konfrontativer machen dürfte.
Angenommen wurde ein zweiter Antrag, der die Bildung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe mit Ärztevertretern befürwortet, um die interprofessionelle Lehre von Pharmazie- und Medizinstudierenden in Studium und PJ von studentischen Pilotprojekten auf eine feste, institutionelle Ebene zu heben. Etwas anderes wäre nach den vorausgegangenen Debatten auch mit der Gesundheitspolitik kaum denkbar gewesen.
Schwieriger tat sich die Hauptversammlung mit dem dritten Antrag, der die Qualität der Ausbildung im Praktischen Jahr (PJ) verbessern und angleichen sollte. Wenn bereits das bloße „Anstreben“ einer verpflichtenden Anwendung des entsprechenden BAK-Leitfadens den Delegierten mehrheitlich nicht zumutbar erscheint, ist das nicht zukunftsweisend. Die Anwendung des Leitfadens sollte bereits heute im Regelfall eine Selbstverständlichkeit sein! Schließlich handelt es sich um eine Hilfestellung für beide Seiten, Ausbilder wie Pharmazeuten im Praktikum (PhiP). Nachdem das Wort „verpflichtend“ von den beiden antragstellenden Kammern einkassiert worden war, sprach sich immerhin die große Mehrheit für ein solches Verbesserungskonzept aus. Die Frage ist nur: Kann und wird dies verbindlicher sein als der BAK-Leitfaden? Zumal es hier eigentlich nicht nur um die öffentliche Apotheke, sondern auch um andere Tätigkeitsbereiche im PJ gehen müsste. Mag sein, dass der wachsende Fachkräftemangel künftig mehr Druck aufbaut, um die Ausbildungsstandards in der Apotheke und im Studium zu erhöhen und zu vereinheitlichen. Mit Blick auf das „Leitbild Apotheke 2030“ führt kein Weg daran vorbei. Wer sich über eine gute Ernte freuen will, muss rechtzeitig und ausreichend säen, die Aussaat pflegen und kontinuierlich für gute Wachstumsbedingungen sorgen.
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