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Deutscher Apothekertag
Der Thrill des Apothekertags
Warum man einen Apothekertag erlebt haben sollte
Da der Apothekertag dieses Jahr in München tagt: Böse Zungen sollen ihn schon mal mit einem Festzelt auf der Wiesn verglichen haben – unten berauscht sich das Volk, oben spielt die Musi und keiner hört zu. Aber das sagen nur ganz böse Zungen. Nein, den Apothekertag muss man sich wirklich so ein bisschen vorstellen wie das Hochamt der Pharmazeuten! Ehrlich! Große Predigten, starke Choräle, viel Weihrauch. Das fängt schon damit an, dass sich alle oder zumindest fast alle richtig gut aufbrezeln oder es zumindest versuchen. Da kann man sehen, was Apothekerinnen und Apotheker unter Mode verstehen: die Herren mit breiten Krawatten und dicken Knoten, die Damen mit jeder Menge Tüchern, bunten Schals und einer Handtaschen-Parade. Typisch für München: Manch bayerischer Apotheker läuft im obligatorischen Trachtenjanker ein, auch schon mal in Leder, wenn’s G’schäft noch gut läuft, und die Damen im Dirndl-Look: Ja mei, wer hat, der hat.
Als Tagungssaal fürs Hochamt dient eine umfunktionierte Messehalle mit dem Charme einer Bahnhofshalle.
Als Tagungssaal fürs Hochamt dient eine umfunktionierte Messehalle mit dem Charme einer Bahnhofshalle. Ausgestattet mit endlosen Tischreihen, eingeteilt nach Bundesländern. Hinten im Saal die Presseplätze, ganz hinten die Plätze fürs Volk, die Nicht-Delegierten. Dunkle Wände, ein wenig farbig angestrahlt, ansonsten spärlich beleuchtet – Wohlfühlfaktor mit Tendenz gegen Null.
Geschliffene Worte. Artiger Beifall, manchmal sogar viel Applaus.
Und dann geht’s endlich los
Kurz vor Sitzungseröffnung große Geschäftigkeit: Die Delegierten strömen in den Saal, suchen ihre Fraktionsreihe. Man kennt sich, man grüßt sich. Vor dem Podium das Stelldichein der Länderfürsten und der ABDA-Spitze – schließlich muss man doch von allen gesehen werden. Dann, mindestens zehn Minuten später als vorgesehen, läutet irgendeiner auf dem Podium eine Tischglocke – das Signal, doch jetzt endlich bitteschön seine Plätze einzunehmen. Und der ABDA-Präsident tritt ans Rednerpult: Begrüßung der Politiker und Ehrengäste. Applaus. Es folgt der erste Höhepunkt: Der ABDA-Präsident gibt seinen Lagebericht, etwa so: Wo stehen wir, wo wollen wir hin, wie geht’s uns, es hätte alles noch schlimmer kommen können und es gibt eine Zukunft. Geschliffene Worte. Artiger Beifall, manchmal sogar viel Applaus.
Dann der zweite Höhepunkt: die Gesundheitspolitiker zu Gast bei den Apothekern. Blitzlichtgewitter. In diesem Jahr sind Bundesgesundheitsminister Gröhe und Vertreter der Fraktionen des Deutschen Bundestags angekündigt. Oft ein Programmpunkt mit Unterhaltungswert: Ihr Apothekers seid die besten und größten im Gesundheitswesen, wir lieben Euch, wir brauchen Euch, nur, sorry, Geld haben wir keins für Euch. Trotzdem Beifall.
Auf dem Podium die ABDA-Männerriege, im Saal die Delegierten und Antragsteller.
Willensbildung ist harte Arbeit
Sind die Politiker verabschiedet, beginnt die eigentliche Apothekertagsarbeit: Der Hauptgeschäftsführer verliest seinen Geschäftsbericht. Kann dauern, gibt ja auch viele Baustellen. Es darf diskutiert werden, muss aber nicht.
Bis zum Freitagabend sind alle Anträge abgearbeitet. Garantiert.
Danach der Hauptteil des Apothekertags, der sich über die folgenden zwei Tage erstreckt: die Antragsberatung, die Willensbildung des Plenums. Auf dem Podium die ABDA-Männerriege, im Saal die Delegierten und Antragsteller. Wer was gelten will, stellt sich am Mikrofon an. Motto: Es ist alles schon gesagt, nur nicht von mir. Antrag für Antrag wird abgearbeitet, debattiert, Delegierte ringen um Formulierungen und feilschen um Kommata, flehen um Zustimmung. Bitte die gelbe Stimmkarte! Einstimmig angenommen. Oder abgelehnt? Unbequemes wird gerne auch mal in Ausschüsse verwiesen: Beerdigung erster Klasse. Und zur Auflockerung: Ad-hoc-Anträge, wenn der ABDA-Justiziar sein Plazet gibt, und ein Diskussionsforum, Thema etwa „Der Apotheker als Garant der Arzneimitteltherapiesicherheit“ oder so. Wer hungrig ist, schleicht sich aus dem Saal und holt sich eine Weißwurst bei der „Umschau“. Bis zum Freitagabend sind alle Anträge abgearbeitet. Garantiert. Punktlandung. Dann noch warme Schlussworte des Präsidenten. Das war’s. Und am Samstag geht’s dann auf die Messe. Endlich. |
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