Arzneimittel und Therapie

Neuer Zoster-Impfstoff ist willkommen

Vor allem immungeschwächte Patienten könnten von einem Totimpfstoff profitieren

Seit drei Jahren ist ein Impfstoff gegen Herpes Zoster für Personen ab 50 Jahren in Deutschland zugelassen und verfügbar. Eine bundesweite Impfempfehlung gibt es nicht. Welche Fragen noch offen sind, erläutert Prof. Dr. Andreas Sauerbrei vom Uniklinikum Jena.
Prof. Dr. Andreas Sauerbrei

DAZ: Warum tritt Herpes Zoster vor allem bei Personen über 50 Jahre auf? Unter welchen Bedingungen bricht die Erkrankung aus?

Prof. Sauerbrei: Der Zoster entsteht durch endogene Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus, das nach Windpocken lebenslang im Organismus verbleibt. Die Erkrankung tritt nach dem 50. Lebensjahr gehäuft auf, da es mit zunehmendem Alter zur Reduktion der zellulären Immunantwort kommt. Bei normaler Immunantwort wird das Varicella-Zoster-Virus auch reaktiviert, ein Zoster-Ausbruch jedoch verhindert. Unterschreitet die zelluläre Immunität einen gewissen Grenzwert (mit zunehmendem Alter), so kann der Ausbruch eines Zosters nicht mehr verhindert werden.

DAZ: Welchen Stellenwert hat die Herpes-Zoster-Impfung derzeit in Deutschland?

Prof. Sauerbrei: Der Zoster-Impfstoff ist in Deutschland seit September 2013 erhältlich. Bis heute fehlt jedoch für Deutschland eine allgemeine Impfempfehlung durch die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO). Der Grund dafür ist vermutlich, dass noch nicht alle Daten, die für eine allgemeine Impfempfehlung notwendig sind, geklärt sind, beispielsweise wann die Impfung nach einem Zoster erfolgen und wann und ob sie wiederholt werden muss. Aufgrund der fehlenden allgemeinen Empfehlung ist die Zoster-Impfung keine Pflichterstattung der Krankenkassen. Es gibt in Deutschland einzelne Bundesländer, die schon eine Empfehlung für die Zoster-Impfung ausgesprochen haben. Die Sächsische Impfkommission beispielsweise empfiehlt die einmalige Impfung für alle Personen über 50 Jahre ohne Rücksicht auf stattgehabte Erkrankungen.

DAZ: Brauchen wir neben Zostavax® einen zweiten Impfstoff?

Prof. Sauerbrei: Bei Zostavax® gab es über viele Jahre Liefer- bzw. Herstellungsprobleme, da das Virus in hohen Konzentrationen im Lebendimpfstoff verfügbar sein muss. Bereits 2006 wurde Zostavax® in der EU zugelassen, in Deutschland wegen der genannten Probleme jedoch bis 2013 nicht vermarktet, da der Impfstoff vor allem für den Markt in den USA zur Verfügung gestellt wurde. Ein zweiter Impfstoff könnte den vorhandenen Markt in der EU besser abdecken. Außerdem besteht Zostavax® aus lebenden Viren (Lebendimpfstoff), die hinsichtlich ihrer krankmachenden Wirkung abgeschwächt sind. Der neue Impfstoff von GSK basiert auf einem Virusprotein, dem Glykoprotein E, das für die Immunität gegen Zoster entscheidend ist. Es handelt sich also um keinen Lebendimpfstoff, was den Umgang mit dem Impfstoff sicherlich erleichtert und wahrscheinlich auch eine Impfung von Personen mit geschwächtem Immunsystem möglich machen wird.

Prof. Dr. med. Andreas Sauerbrei

Direktor des Instituts für Virologie und Antivirale Therapie

Universitätsklinikum Jena


Lesen Sie hierzu den Beitrag "Rosige Aussichten bei Gürtelrose?" in dieser DAZ-Ausgabe


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