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DAZ aktuell
Hürde für viele zu hoch gesetzt!
ABDA-Geschäftsführerin Dr. Christiane Eckert-Lill zu Akademischen Ausbildungsapothekenund der Novellierung des Dritten Ausbildungsabschnitts
DAZ: Frau Dr. Eckert-Lill, die BAK hat zusammen mit der DPhG und dem BPhD ein Konzept zur Verbesserung der Ausbildung im Dritten Abschnitt entwickelt. Was war das vordringliche Ziel, was sind die Kernpunkte?
Eckert-Lill: Wie schon erwähnt, haben wir im Jahr 2014 eine Arbeitsgruppe mit Vertretern von DPhG und des BPhD einberufen. Ziel war die Aktualisierung der Inhalte des Dritten Ausbildungsabschnitts, soweit dies im Rahmen der gültigen Approbationsordnung für Apotheker möglich ist. Und wir wollten Anreize setzen, dass sich die angehenden Apotheker in der Apotheke auch strukturiert mit dem beschäftigen, was sie nach der Approbation können müssen.Die Arbeitsgruppe hat sich dazu auf ein Konzept mit vier Modulen verständigt:
- Die Überarbeitung der BAK-Empfehlungen für den begleitenden Unterricht, die noch aus dem Jahr 2004 stammten. Sie ist inzwischen abgeschlossen und wird zurzeit von den Apothekerkammern curricular umgesetzt.
- Die Erarbeitung eines Leitfadens für die praktische Ausbildung von Pharmazeuten in der Apotheke, der im Frühjahr 2015 verabschiedet worden ist.
- Die Definition von Anforderungen an die Akkreditierung „Akademische Ausbildungsapotheken“ durch die Apothekerkammern. Dieser Vorschlag wurde von der Mitgliederversammlung abgelehnt.
- Die Erstellung von Empfehlungen für die Durchführung der Prüfungen. Hier liegt ein Entwurf vor, der zurzeit von den verantwortlichen Stellen geprüft wird.
DAZ: Demnach wurde also lediglich das Konzept „Akademische Ausbildungsapotheke“ abgelehnt. Warum?
Eckert-Lill: Dieses Konzept hat sich eng an die Anforderungen für akademische Ausbildungsapotheken in Baden-Württemberg angelehnt. Unter anderem war vorgesehen, dass ein Apotheker der Apotheke entweder in Allgemeinpharmazie oder Klinischer Pharmazie weitergebildet ist, außer dem Apothekenleiter weitere Approbierte entsprechend eines Vollzeitäquivalents beschäftigt sind und dass die Apotheke QMS-zertifiziert ist. Diese Anforderungen wurden als zu hoch angesehen. Inhaltlich kann ich die Vorbehalte der Kammern sehr gut nachvollziehen. Die Hürde wäre für viele Apotheken einfach zu hoch gesetzt gewesen. Auch in Baden-Württemberg gibt es kein flächendeckendes Angebot. Etwa 30 Apotheken sind als Akademische Ausbildungsapotheken akkreditiert. Damit keine Missverständnisse entstehen: Das Instrument „Akademische Ausbildungsapotheke“ wäre ein freiwilliges gewesen. An dem Grundsatz, dass jeder Apothekenleiter ausbilden darf, hätte sich nichts geändert.
DAZ: Die Empfehlungen für die Inhalte des begleitenden Unterrichts sind verabschiedet. Was hat sich geändert?
Eckert-Lill: Bei diesen Empfehlungen handelt es sich um eine Themensammlung, die auf einen Umfang von 140 bis 160 Stunden abzielt. Daran hat sich nichts geändert. Wir haben aber die großen Abschnitte von vier auf drei reduziert und das Kapitel „Industrielle Arzneimittelentwicklung und -herstellung“ stark zugunsten des Kapitels „Pharmazeutische Praxis“ gekürzt. Zudem haben wir auch zeitliche Empfehlungen für die Inhalte der einzelnen Kapitel gegeben. So sind für den Komplex „Pharmazeutische Beratung und Betreuung, Beschaffung von Informationen“ 35 Stunden vorgesehen. Damit machen wir den Stellenwert bestimmter Themen deutlich. Das hatten wir so vorher nicht.
DAZ: Sie sagten, dass diese Empfehlungen zurzeit curricular umgesetzt werden. Wie ist der Stand?
Eckert-Lill: Ich denke, dass der begleitende Unterricht schon jetzt im Frühjahr von einzelnen Kammern auf Basis der neuen Empfehlungen durchgeführt werden wird. Spätestens 2017 sollte der Prozess bundesweit abgeschlossen sein.
DAZ: Der Leitfaden für die Ausbildung in der Apotheke wurde schon vor einem Jahr verabschiedet. Was bietet er?
Eckert-Lill: Der Leitfaden ist das eigentliche Kernstück des Konzepts. Hier haben wir erstmals eine zeitliche und inhaltliche Gliederung für die Ausbildung in der Apotheke erarbeitet. Der Leitfaden ist auf 6 Monate ausgelegt und besteht aus einem Musterausbildungsplan, 26 Arbeitsbögen und Evaluationsbögen. Wir empfehlen den Pharmazeuten im Praktikum und Ausbildungsapothekern, den Musterausbildungsplan in den Ausbildungsvertrag zu integrieren. Die Inhalte des Musterausbildungsplans bauen aufeinander auf. Begleitend dazu sollte der Pharmazeut im Praktikum pro Woche einen den Inhalten entsprechenden Arbeitsbogen bearbeiten. Diese Arbeitsbögen sollen idealerweise zur Vorbereitung auf die Dritte Pharmazeutische Prüfung dienen.
DAZ: Der Leitfaden ist vor gut einem Jahr verabschiedet worden, und es handelt sich, wie bei den Ausführungen zum begleitenden Unterricht, lediglich um Empfehlungen. Werden sie angenommen?
Eckert-Lill: Die Akzeptanz ist da und die Resonanz gerade auf die Arbeitsbögen ist sehr gut. Sie werden ja unter www.abda.de zum Download bereitgestellt, die Zugriffszahlen sind sehr erfreulich.
DAZ: Auch wenn jetzt das Konzept der akademischen Ausbildungsapotheken bei den Kammern nicht auf Gegenliebe gestoßen ist, so gibt es sie ja schon, beispielsweise in Baden-Württemberg. Man könnte theoretisch schauen, ob hier die Pharmaziepraktikanten besser ausgebildet werden.
Eckert-Lill: Ob Baden-Württemberg das plant, weiß ich nicht. Ich stelle mir das auch ausgesprochen schwierig vor. Was wir jedoch innerhalb des Leitfadens für die praktische Ausbildung in den Apotheken vorgesehen haben, ist eine Evaluation des Musterausbildungsplans und der Arbeitsbögen. Dazu stellen wir – wiederum auch zum Download – entsprechende Evaluationsbögen zur Verfügung.
DAZ: Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft hatte ja massive Kritik an der Ausbildung im Dritten Abschnitt geäußert. Wünsche nach einer Stärkung der Klinischen Pharmazie innerhalb des Studiums wurden gerade von der Gruppe der pharmazeutischen Chemiker immer wieder abgeschmettert mit der Begründung, dass Inhalte wie Medikationsanalyse und Medikationsmanagement Gegenstand des Dritten Ausbildungsabschnittes sein müssten. Fiel diese Kritik auf fruchtbaren Boden?
Eckert Lill: Ich denke ja, aber ich sehe bei dem Themenkomplex Information und Beratung, pharmazeutische Betreuung und Medikationsanalyse sowohl Aufgaben für die Ausbildung von Pharmazeuten im Praktikum, als auch für die Universität und auch für die Weiterbildung. Die Universität muss sicher die wissenschaftlichen Grundlagen und die Methoden vermitteln, die praktische Umsetzung „im Echtbetrieb“ muss im Dritten Ausbildungsabschnitt geübt werden.
DAZ: Werden die notwendigen Grundlagen in klinischer Pharmazie – auch vor dem Hintergrund des Perspektivpapiers 2030 – heute schon an allen Universitäten ausreichend vermittelt? Und wenn es Lücken gibt, lassen sich diese im Rahmen der bestehenden Approbationsordnung schließen oder muss auch die Approbationsordnung novelliert werden?
Eckert-Lill: Die Diskussion um die Notwendigkeit einer Novellierung der Approbationsordnung führen wir ergebnisoffen. Wir werden uns in diesem Jahr gerade vor dem Hintergrund des Perspektivpapiers 2030 sehr genau mit den Hochschullehrern anschauen, was gelehrt wird, was gelehrt werden muss und an welcher Stelle das geschehen kann. Wenn sich das innerhalb der bestehenden Approbationsordnung machen lässt, dann ist es gut, wenn nicht, muss die Novellierung vorangetrieben werden.
DAZ: Frau Dr. Eckert-Lill, herzlichen Dank für das Gespräch! |
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