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Von der Politik nicht gut geregelt
Medikationsplan: Gerd Glaeske fordert in ZDF-Sendung Beteiligung der Apotheker
Eine ältere Dame kommt mit einer Antibiotikaverordnung in ihre Stammapotheke. Sie hat eine akute Bronchitis. Beim Abgleich mit der Kundenkartei stellt Apothekerin Ina Richling fest, dass sich das verordnete Präparat mit einem anderen Arzneimittel, das die Patientin einnimmt, nicht verträgt. Die Frau leidet unter Vorhofflimmern, Bluthochdruck und Rheuma. „Die Wechselwirkung kann zu Herzrhythmusstörungen führen, die unter Umständen lebensbedrohlich sind“, erklärt die Apothekerin. Im aktuellen Fall ist das Problem schnell gelöst. Ina Richling kontaktiert den Arzt, dieser erkennt den Fehler und ändert die Antibiotika-Verordnung.
Eine Szene, die sich so oder so ähnlich in jeder Apotheke abspielen könnte. Sie war in der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ im Rahmen eines Beitrages zum Thema Wechselwirkungen gezeigt worden. Obwohl alles gut gegangen ist, ist die Patientin verunsichert. Warum Ärzte keine Programme nutzen, die solche Wechselwirkungen bereits bei der Verschreibung erkennen, versteht sie nicht. Ein Hausarzt, der in dem Beitrag ebenfalls zu Wort kommt, sieht das Problem allerdings an ganz anderer Stelle. Kaum ein Arzt erstelle für jeden Patienten einen Medikationsplan. Dafür sei einfach keine Zeit, erklärt er.
Ab 1. Oktober soll das alles anders werden. Jeder Patient, der mehr als drei ärztlich verordnete Arzneimittel einnimmt, hat Anspruch auf einen Medikationsplan – vom Arzt erstellt. Doch die Mediziner sind auf die Mitarbeit der Patienten angewiesen. Neben dem Hausarzt sind multimorbide Patienten nämlich bei einem oder mehreren Fachärzten in Behandlung. Denen müssen sie den vom Hausarzt erstellten Plan aus Papier vorlegen, damit die dort verordneten Mittel ergänzt werden. Bei den OTC-Präparaten muss der Mediziner auf die Ehrlichkeit der Patienten bauen. Denn der Apotheker darf den Plan nur auf Wunsch des Patienten ergänzen. Die Pläne sollen dazu beitragen, dass sich Apotheker, Ärzte und Patienten besser abstimmen. Damit solche Fälle wie der eingangs beschriebene verhindert werden.
Entscheidend ist, dass Patienten in Zukunft etwas in der Hand haben, mit dem sie ihre Therapie mit dem Arzt und dem Apotheker besprechen können, erklärt der Pharmakologe Professor Gerd Glaeske. In diesem Fall ist alles optimal gelaufen. Leider erlebe er die Kommunikation in der Realität nicht immer so. Die Apothekerin habe Glück gehabt, den Arzt gleich zu erreichen, sagt Glaeske. Und auch dass dieser seinen Fehler sofort einsieht, sei nicht immer der Fall. Glaeske hält so etwas wie den Medikationsplan seit Langem für überfällig. Wichtig ist seiner Ansicht nach, dass es einen koordinierenden Arzt gibt. Ob dies der Hausarzt ist oder ein anderer, spiele dabei keine Rolle, sagt Glaeske. „Es muss nur jemand machen.“ Es gelte, sich mit den anderen Ärzten abzusprechen, aber auch mit dem Apotheker.
Patienten auch in der Pflicht
Letztere sind allerdings beim Medikationsplan weitestgehend außen vor. Ein Punkt, den Glaeske kritisiert. Das sei von der Politik oder den Interessenverbänden der Ärzte schlecht gelöst, sagt der Pharmakologe. Denn Apotheker wüssten mehr über Arzneimittel als die meisten Ärzte. Glaeske sieht aber auch die Patienten in der Pflicht. Sonst besteht immer die Gefahr, dass es Lücken gibt. Denn die Entscheidung, was im Medikationsplan steht und was nicht, liegt letztendlich beim Patienten. Sie müssten den Medikationsplan aktiv führen und darauf bestehen, dass er genau ist, erklärt Glaeske.
Der Pharmakologe weist zudem darauf hin, dass gefährliche Wechselwirkungen nicht allein ein Problem der älteren Multimorbiden sind. Außerdem könnten auch OTC-Arzneimittel Probleme verursachen und nicht nur solche, die der Arzt verschreibt, warnt Glaeske. So nähmen beispielsweise auch viele jüngere Menschen „Blutverdünner“ ein. Alle Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure verursachten dann Probleme. Daher Glaeskes Fazit: Patienten müssen sich informieren. Möglichkeiten dazu gibt es genug. |
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