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Entchen vom Versender
Zentiva verlinkt von Produkt-Webseite direkt auf Versandapotheken
Mitosyl® N ist eine Zinkoxid-Salbe zur Behandlung von Windeldermatitis bei Kleinkindern und Säuglingen. Die wichtigste Zielgruppe für den Hersteller Zentiva dürften also junge Eltern sein. Dementsprechend wichtig ist eine attraktive Internetpräsenz. Auf der Seite www.mitosyl.de beschreibt die tschechische Sanofi-Tochter denn auch ausführlich die Vorteile – und bietet seinen Kunden auch gleich eine Kauf- bzw. Bestellmöglichkeit.
Links zu 16 Online-Apotheken
Am Ende der Internetseite befindet sich ein Kasten mit dem Titel „Apothekensuche“. Der Nutzer hat zwei Möglichkeiten: Entweder er klickt auf „Bestellen Sie Mitosyl® jetzt in Ihrer Online-Apotheke“ oder er gibt seine Postleitzahl an, um alle Vor-Ort-Apotheken im Umkreis aufgelistet zu sehen. Folgt man jedoch dem Hinweis „Jetzt direkt online bestellen!“, erscheinen die Logos von 16 ausgewählten Versandapotheken. Darunter bekannte Namen wie DocMorris, Mycare, Europa-Apotheek, Vitalsana, Aponeo oder Apo-Rot.
Bis vor Kurzem leuchtete über dieser Aufzählung noch ein weiteres Angebot: Denn wer bei den beiden Anbietern Aponeo und Apo-Rot bestellte, bekam als Dankeschön ein Gratis-Quietscheentchen zugeschickt. Eine Sprecherin des Pharmakonzerns Sanofi wollte auf die Frage, warum Kunden ausgerechnet bei diesen beiden Versendern ein Entchen erhalten, keine Antwort geben.
Zu der direkten Weiterleitung an mehrere Versandapotheken sagte die Sprecherin: „Die Entscheidung, Mitosyl® auch über Versandapotheken anzubieten, wurde getroffen, um wirklich allen interessierten Kunden die Möglichkeit zu bieten, Mitosyl® rasch zu erhalten. Das Baby, das Mitosyl® benötigt, sollte nicht unnötig lange warten müssen.“ Die Sprecherin wies aber zugleich darauf hin, dass die Apotheke vor Ort für Sanofi weiterhin wichtig sei: „Selbstverständlich ist die Präsenzapotheke für die Vermarktung unserer OTC-Produkte die wichtigste Anlaufstelle. Leider ist das Netz der Präsenzapotheken, die Mitosyl® anbieten, noch stark ausbaufähig.“ Man habe sich dazu entschieden, mehrere Links zu Online-Apotheken anzubieten, damit möglichst viele Menschen Zugang zu dem Angebot haben.
Aponeo: Badeente als Geschenk ist erlaubt
Die Hamburger Versandapotheke Apo-Rot wollte auf die Fragen zum Thema „Quietscheentchen“ überhaupt nicht antworten. Eine ausführliche Auskunft erteilte hingegen die Versandapotheke Aponeo. „Es wurde abgesprochen, dass im Onlineshop von Aponeo ab April 2016 ein Mitosyl®-Produkt mit einer von Sanofi als geringwertige Beigabe zur Verfügung gestellten Badeente verkauft wird (limitiert auf 100 Stück)“, erklärte eine Sprecherin. Seit April seien etwa 70 Bestellungen eingegangen, bei denen man eine solche Badeente verschenkt habe. Die Sprecherin schloss aus, dass die Kooperation zwischen Sanofi und Aponeo irgendwelche Auswirkungen auf die Einkaufskonditionen der Versandapotheke habe.
Aponeo hat auch keine Sorge, dass das Quietscheentchen-Angebot wettbewerbsrechtlich anfechtbar ist. Die Sprecherin der Versandapotheke wies darauf hin, dass bei OTC-Produkten Beigaben bis zu einem Wert von einem Euro möglich seien. Und vergleichbare Badeenten seien auf Ebay „günstig (= unter 1 Euro)“ zu erwerben. „Die Aktion ist aus unserer Sicht daher nach der aktuellen Rechtslage wettbewerbsrechtlich unbedenklich“, erklärte die Sprecherin.
Angebot inzwischen gelöscht
Einige Apotheker haben das offenbar anders gesehen und die Wettbewerbszentrale eingeschaltet. Unklar ist derzeit noch, ob und wie diese sich zu diesem Thema verhält. Fest steht allerdings, dass Sanofi, Apo-Rot und Aponeo ihr Angebot vorerst auf Eis gelegt haben. Derzeit gibt es auf der Mitosyl-Internetseite keine Quietscheentchen mehr als Kaufgeschenk.
Der Fall erinnert sehr an das Angebot des Pharmaunternehmens Dr. Wolff. Der Hersteller verlinkt auf der Internetseite seiner Produktreihe „Vagisan“ direkt auf die Versandapotheke www.medikamente-per-klick.de. Einigen Apothekern war dies aufgestoßen, die Wettbewerbszentrale hatte Dr. Wolff abgemahnt, weil der Link den Anschein gebe, dass der Hersteller die Medikamente selbst zum Verkauf anbiete. Noch ist der Link auf der Internetseite von Dr. Wolff aber nicht verschwunden. |
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