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- DAZ 34/2016
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Arzneimittel und Therapie
Fehlbildungen ja, aber nicht durch Antipsychotika
Begleitumstände sind für den Fetus gefährlicher
Die Zahl der Frauen, die während der Schwangerschaft mit Antipsychotika therapiert werden, hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre verdoppelt. Trotzdem ist wenig über die Risiken für die Entwicklung des Kindes bekannt. Frühere epidemiologische Studien kommen zu teils widersprüchlichen Ergebnissen. Um die Auswirkungen von Antipsychotika auf die Embryogenese und das Risiko für Fehlbildungen besser abschätzen zu können, wurden in einer Kohortenstudie die Daten des amerikanischen Gesundheitsfürsorgeprogramms Medicaid von über 1,3 Millionen Schwangeren untersucht. Betrachtet wurden Frauen, deren Kinder während der Schwangerschaft keinen Teratogenen ausgesetzt waren und keine chromosomalen Defekte hatten. Relevant war, ob die Frauen während der ersten 90 Tage der Schwangerschaft mindestens ein Rezept für ein Antipsychotikum einlösten. Unterschieden wurden klassische Antipsychotika und Atypika. Häufig verschriebene Antipsychotika wurden darüber hinaus auch isoliert betrachtet. Alle innerhalb der ersten drei Monate nach der Geburt diagnostizierten Fehlbildungen wurden in die Auswertung eingeschlossen.
Begleitfaktoren verzerren das Ergebnis
Von den Schwangeren wurden 9258 (0,69%) mit atypischen und 733 (0,05%) mit klassischen Antipsychotika therapiert. Es zeigten sich 32,7 Fehlbildungen auf 1000 Geburten bei den Kindern von nicht therapierten Frauen. Bei den mit Atypika behandelten Schwangeren waren es 44,5; nach der Therapie mit klassischen Antipsychotika waren es 38,2 Fehlbildungen. Diese Ergebnisse implizieren, dass die Einnahme von Antipsychotika während der Schwangerschaft mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Fehlbildungen des Kindes assoziiert ist. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn die Begleitfaktoren berücksichtigt werden. Dazu wurden Frauen mit den gleichen Risikofaktoren (z. B. Rauchen, Fettleibigkeit, Drogenmissbrauch und auch die Grunderkrankung) miteinander verglichen, die sich nur durch die Einnahme von Antipsychotika unterschieden. Angepasst an die Begleiterscheinungen war das Risiko einer Fehlbildung des Kindes nach Einnahme von klassischen Antipsychotika (Relative Risk RR = 0,90) und Atypika (RR = 1,05) nicht signifikant erhöht im Vergleich zu nicht medikamentös therapierten Schwangeren. Lediglich Frauen, die Risperidon einnahmen, hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Fehlbildung zur Welt zu bringen (RR = 1,26).
Das Risiko besser einschätzen
Die Einnahme von Antipsychotika war nur dann mit dem Risiko für Fehlbildungen assoziiert, wenn die Begleitfaktoren nicht berücksichtigt wurden. Das deutet darauf hin, dass die Umstände einer antipsychotischen Therapie mehr Einfluss auf die Entstehung von Fehlbildungen haben als die Arzneimittel selbst. Diese sind nach Anpassung der Ergebnisse mit Ausnahme von Risperidon unbedenklich. Die Autoren schlagen weitere Studien vor, um das Risiko von Risperidon besser zu untersuchen. Die Behandlung von psychotischen Erkrankungen bietet wenig vielversprechende Alternativen zur medikamentösen Therapie. Gerade deshalb ist es wichtig zu wissen, ob ein Arzneimittel auch während der Schwangerschaft eingenommen werden kann. Die aktuellen Ergebnisse könnten Ärzten und Apothekern helfen, das Sicherheitsprofil von Antipsychotika besser einzuschätzen. |
Quelle
Huybrechts KF et al. Antipsychotic Antipsychotic Use in Pregnancy and the Risk for Congenital Malformations. JAMA Psychiatry, published online 17. August 2016
Wisner KL et al. Use of Antipsychotics During Pregnancy – PregnantWomen Get Sick - SickWomen Get Pregnant. JAMA Psychiatry, published online 17. August 2016
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