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Psychische Gefährdungsbeurteilung – Teil 3

Gefährdungsfaktor Monotonie

Psychische Belastung und Gefährdung wird häufig mit Stress und Überforderung assoziiert. Selten denkt man an mögliche Folgen oder Gefahren aufgrund einer chronischen Unterforderung und Mono­tonie am Arbeitsplatz.

Monotonie wird generell als Zustand herabgesetzter Aktivität sowie des Erlebens von Müdigkeit und Schläfrigkeit beschrieben. Sie tritt bei gleichförmigen, kommunikationsarmen Tätigkeiten auf, die routinemäßig und stundenlang ausgeführt werden müssen. Im Handverkauf der öffentlichen Apotheke werden Mitarbeiter äußerst selten mit solchen Situationen konfrontiert. Häufiger dagegen können monotone Arbeiten im Bereich der Arzneimittelherstellung und Abfüllung anfallen. Besonders im Bereich der sterilen Herstellung von Arzneimitteln, bei der die Kommunikation mit Kollegen nur begrenzt möglich ist, die Daueraufmerksamkeit aufseiten des Mitarbeiters gefordert wird und der Bewegungsradius oder die Möglichkeit der spontanen Änderung der Haltung sehr eingeschränkt sind, können monotone Tätigkeiten den Mitarbeiter psychisch belasten.

Auch erfahrene und engagierte Mit­arbeiter, die für eine Tätigkeit überqualifiziert sind, können aufgrund der chronischen Unterforderung ihre Motivation und Freude an der Arbeit verlieren und auf Dauer ihre Arbeitskraft und ihr Engagement reduzieren.

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Unfall- und Fehlergefahr durch Monotonie

Analog zum Stresserleben ist auch die Belastung, die durch monotone Tätigkeiten erlebt wird, individuell. Dennoch stellt Monotonie eine potenzielle Gefahr dar, da sie sowohl die Leistung mindern als auch die Reaktionsfähigkeit herabsetzen kann. Kurzfristig können Fehler und Un­fälle die Folge sein. Langfristig hingegen kann eine chronische Unterforderung und Monotonie zu ähnlichen Beschwerden führen wie eine dauerhafte Überforderung.

Boreout: dauerhaft unterfordert

In Schulen hat man die Folgen chronischer Langeweile im Unterricht auf den Erfolg der Schüler bereits früh erkannt. Im beruflichen Kontext sprechen Psychologen von Boreout, der als Folge einer chronischen Unterforderung am Arbeitsplatz definiert wird. Die Forschungen zur chronischen ­Unterforderung am Arbeitsplatz und ihren Folgen – sowohl für den Betrieb als auch für den Betroffenen selbst – stehen erst am Anfang. Einige mög­liche Auswirkungen sind jedoch bereits ermittelt: Der Betroffene zeigt Desinteresse, wird depressiv und ­unzufrieden mit der eigenen Arbeit. Schließlich reduziert er seine Leistung auf ein Mindestmaß, was sich negativ auf die Effektivität und Qualität seiner Arbeit auswirkt. Ähnlich wie bei einer Überforderung können Fehlzeiten aufgrund gesundheitlicher Beschwerden entstehen und damit zusammen­hängend organisatorische Probleme im Betrieb.

Langeweile: Mitarbeiter beklagen sich selten

Das Phänomen Stress ist zu einem Modewort geworden: Keine Zeit zu haben, wird heute vielfach als „Normalzustand“ angesehen.

Dagegen klagt selten ein Mitarbeiter über Langeweile oder Unterforderung am Arbeitsplatz. Manche Betroffene entwickeln sogar Strategien, um die erlebte Langeweile am Arbeitsplatz zu verbergen und damit die Konfronta­tion mit dem Unverständnis im Team oder um mögliche Konsequenzen (Arbeitsplatzverlust) zu vermeiden.

Balance zwischen Unter- und Überforderung

Der „Generalisten-Anspruch“ kann sich, je nach Qualifikation der Mitarbeiter, auf verschiedene Weisen belastend auswirken. Mitarbeiter, die ihren Stärken entsprechend eingesetzt werden, beeinflussen positiv die Qualität der in der Apotheke angebotenen Leistungen. Einfache organisatorische Änderungen und Umstrukturierungen im Team können maßgeblich zur Verringerung der Monotonie und deren Folgen beitragen. Eine rotierende, den Interessen und Stärken der Mitarbeiter entsprechende Aufgabeneinteilung kann Abhilfe schaffen und mittelfristig einen positiven Einfluss auf das Teamklima ausüben.

Im Rahmen der psychischen Gefährdungsbeurteilung sind deshalb die beiden Aspekte (Stress und Mono­tonie) gleichermaßen zu berücksich­tigen, um eine Balance zwischen Überforderung und Unterforderung im Betrieb herzustellen und letztlich dauerhafte Belastungen weitgehend zu reduzieren.

Gesundheits- und Stress­management für Mitglieder

ADEXA-Mitglieder haben die Möglichkeit, sich zum Thema Stressmanagement, betriebliches Gesundheits­management und psychische Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz beraten zu lassen: per E-Mail (rg-west@adexa-online.de) oder telefonisch unter 02 51 59 08 31 11. |

Quelle

Cürten S. Boreout-Syndrom und Coaching. Organisationsberatung Supervision Coaching 2013;20:473-478

Tatiana Dikta,
PTA, B.Sc. Psychologie mit Schwerpunkt Stressmanagement &
betrieb­liches Gesundheitsmanagement


Stressmanagement­seminare für ADEXA-Mitglieder

Essen: Samstag, 24.09.2016, 14.00 - 17.30 Uhr

Bochum: Samstag, 29.10.2016, 14.00 - 17.30 Uhr

Münster: Samstag, 19.11.2016, 14.00 - 17.30 Uhr

Die Seminare sind für ADEXA-Mitglieder kostenfrei. Die Teilnehmerzahl ist jeweils auf zehn Personen begrenzt. Anmeldung unter Tel. 0176 5347232 oder rg-west@adexa-online.de.

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