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Stabilitätsfaktor Familie

Neue Daten zur Gesundheit von Angestellten

Arbeitnehmer mittleren Alters haben oft gleich mehrere Lasten zu tragen: Als „Sandwich-Generation“ werden sie zwischen der eigenen Familie und dem Job, manchmal auch schon der Pflege gebrechlicher Eltern eingezwängt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Angestellte mit Kindern trotzdem gesünder sind als kinderlose Erwerbstätige.
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Im aktuellen TK-Gesundheitsreport befassten sich Forscher mit Besonderheiten der „Sandwich-Generation“. Basis ihrer Analyse waren Krankschreibungen und Arzneimittelverordnungen von 4,6 Millionen Erwerbspersonen. Dazu zählen die Autoren sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld. Unter ihnen befanden sich 1,6 Millionen Versicherte zwischen 30 und 44 Jahren.

Seltener krank mit Kindern

Ihre Analyse lieferte ein überraschendes Ergebnis. Arbeitnehmer waren 2015 im Schnitt 15,4 Tage krankgeschrieben. Bei Personen mit familienversicherten Kindern berechneten Statistiker 14,3 Tage, und bei Versicherten ohne Kinder 16,5 Tage. Alle Unterschiede waren signifikant. Dabei gab es altersabhängige Trends. In den jüngeren Jahrgängen lagen die Fehlzeiten bei Eltern noch höher. Ab 40 dreht sich das Verhältnis um und die Schere wurde größer. Unterschiede zeigten sich in erster Linie bei Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, gefolgt von Erkrankungen des Nervensystems und der Atmungsorgane.

Dementsprechend fanden Wissenschaftler auch bei der Pharmakotherapie Besonderheiten. Über alle Altersgruppen verschrieben Ärzte Vätern und Müttern mit familienversicherten Kindern weniger Psychopharmaka. Bei den Männern betrug der Unterschied drei, bei den Frauen sogar fast sieben Tagesdosen pro Versicherungsjahr, jeweils verglichen mit Personen ohne Nachwuchs. „Wir wissen aus unseren bevölkerungsrepräsentativen Umfragen, dass Familie und Freunde immer wieder an erster Stelle genannt werden, wenn wir nach Anti-Stress-Strategien fragen“, sagt Dr. Sabine ­Voermans, Leiterin der TK-Prävention. Und Arbeitsmediziner Klaus Jumpertz bewertet soziale Bindungen wie Familie und Freunde als „wichtige Konstante“ und als „guten Rückzugsort“: zwei Themen, die immer wichtiger werden.

Wenig Wertschätzung

Das zeigt allein schon die TK-Studie „Job & Gesundheit“ (JuGs) auf Basis von 8500 Fragebögen. Zwischen 2002 und 2009 gaben drei von zehn Beschäftigten an, ihre Arbeit stresse sie auch nach Feierabend. Zwischen 2010 und 2015 waren es bereits 47 Prozent. Sabine Voermans empfiehlt Chefs als schnelle, kostengünstige Maßnahme, ihren Angestellten mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Fast jede vierte Kollegin oder jeden vierten Kollegen belaste mangelnde Aner­kennung. |

Quellen

TK-Gesundheitsreport 2016: http://bit.ly/29uoixe

TK-Studie „Job & Gesundheit“: http://bit.ly/29kXKgJ

Michael van den Heuvel

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