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- DAZ 26/2016
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Rezeptur
Pflege alter Haut
Individuelle Rezepturen gegen den Juckreiz
Hauterkrankungen und -veränderungen im Alter entwickeln sich auch dann, wenn der Haut in jungen Jahren zu wenig Beachtung geschenkt wurde, da jüngere Haut in der Regel unproblematisch ist. Doch durch den Anstieg der Lebenserwartung und die damit verbundenen Veränderungen der Bevölkerungsstruktur, vorwiegend in den Industriestaaten, rückt die Geriatrie und auch die Gerontodermatologie immer mehr in den Mittelpunkt der täglichen Arbeit in der Apotheke, aber auch in den Arztpraxen. In Kliniken zählen stationär aufgenommene ältere Patienten mit Hauterkrankungen schon längst zum Alltag, wobei nicht nur Diagnostik und Therapie bestehender Erkrankungen zu managen sind, sondern auch das Augenmerk immer mehr auf die Prävention von Erkrankungen im Alter gelegt wird. Weltweit sind Hauterkrankungen wie Juckreiz, Infektionen, Lichtschäden oder Hauttumoren wie weißer und schwarzer Hautkrebs weit verbreitet [2]. Auf die Hauttumore soll in diesem Artikel nicht eingegangen werden.
Begriff Gerontologie
Die Definition der Geriatrischen Medizin wurde von der European Union Geriatric Medicine Society und der deutschen Gesellschaft für Geriatrie formuliert als Spezialdisziplin, die sich mit den körperlichen, mentalen, funktionellen und sozialen Bedingungen der akuten, chronischen, rehabilitativen, präventiven Behandlung und Pflege befasst. Komorbiditäten sind häufig, ein interdisziplinärer Ansatz ist Voraussetzung [1]. Häufig wird der Begriff Gerontologie mit dem Begriff Lehre des Alterns übersetzt. Die geriatrische Medizin ist nicht spezifisch altersdefiniert, behandelt allerdings überwiegend die älteren Patienten, die meist über 65 Lebensjahre alt sind. Hauptziel der Altersmedizin ist, die Funktionalität einer älteren Person zu erhalten, zu optimieren sowie Lebensqualität und Selbstversorgung zu verbessern. Grundsätzlich unterscheidet man das primäre vom sekundären Altern. Das primäre physiologische Altern wird durch zelluläre Alterungsprozesse bestimmt, während das sekundäre Altern durch äußere Faktoren wie Krankheiten, Bewegungsmangel, Fehlernährung, Suchtmittelkonsum und Umwelteinflüsse, also durch unser eigenes Zutun beeinflusst werden kann [2].
Physiologische Prozesse der Hautalterung
Grundsätzlich ist das physiologische Altern der Haut von vielen Faktoren abhängig. Man unterscheidet dabei die intrinsischen von extrinsischen Faktoren. Das intrinsische, innere Altern, ist genetisch determiniert und hat die gleichen Ursachen wie das Altern aller anderen Organe. Zu den intrinsischen Faktoren, die man nicht beeinflusst kann, gehören:
- Abnahme der proliferativen Aktivität der Keratinozyten,
- Verringerung von Epidermis und Dermis,
- Verminderung der Feuchtigkeit,
- Reduktion der Talg- und Schweißdrüsen,
- Abnahme der Differenzierungs- und Reparaturmechanismen der Basalzellen der Epidermis ,
- Verminderung der Kollagensynthese,
- Verlust der Elastizität und Kontraktilität der Haut,
- Verringerung der Sensibilität,
- Verminderung der Durchblutung,
- Verminderung der Immunfunktion durch Abnahme immunkompetenter Zellen z. B. der Langerhans-Zellen,
- Reduktion von Melanozyten,
- Erhöhung des pH-Wertes auf der Hautoberfläche sowie
- Abnahme des subkutanen Fettgewebes mit Änderung der Physiognomie.
Durch die geänderten pH-Bedingungen verändert sich auch die mikrobielle Flora der Hautoberfläche, was wiederum in Kombination mit der erhöhten Fragilität und erniedrigten Sensibilität zu einer erhöhten Infektanfälligkeit der Haut führen kann. Dies alles führt zu einer Schwächung der epidermalen Hautbarriere. Die Haut wird verletzlicher und leichter angreifbar durch extrinsische, umweltbedingte Faktoren. Dazu gehören Stress, Alkohol, Nicotin und vor allem Sonnenbestrahlung. Erschwerend kommt hinzu, dass Komorbiditäten wie Diabetes oder verminderte Entgiftung bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion sowie Durchblutungsstörungen und individuelle Einschränkungen wie verminderte Beweglichkeit, Adipositas oder Inkontinenz das Ganze verstärken können [3, 4, 5].
Was bei der Therapie und Pflege der Altershaut zu beachten ist
Durch die geänderten physiologischen Bedingungen der Altershaut, der häufig bekannten Komorbiditäten sowie der Lebensumstände der Patienten sind therapeutische Interventionen immer in einem interdisziplinären Setting anzugehen. Neben der Hauterkrankung und möglichen Komorbiditäten sind auch die Lebensumstände zu berücksichtigen. Daher sollten diesbezügliche Anleitungen möglichst einfach gehalten werden, damit sie vom Patienten umgesetzt werden können. Bei vielen therapeutischen Optionen gibt es keine Studien mit Patienten in fortgeschrittenem Alter, da der Einschluss in Studien bei neuen Wirkstoffen meist auf ein Höchstalter von 65 Jahren begrenzt ist. So sind nur schwer evidenzbasierte Aussagen zu treffen. Hautbarriere, Hautaufbau und Abwehrfunktionen sind im Alter weniger leistungsfähig, sodass die Resorption und Verarbeitung der Wirkstoffe nicht immer vorhersehbar und engmaschig zu kontrollieren ist. Möglich ist eine zunächst „einschleichende“ Therapie. Grundsätzlich sind Therapeutika zur Prävention und nicht-pharmakologische Interventionen mit in das Management von Altersdermatosen einzubeziehen [3, 5]. Durch die Alterungsprozesse ist die Haut funktionell geschwächt, sie wird leichter angreifbar durch extrinsische Einflüsse. Therapeutika, die die Hautbarriere angreifen, sollten daher möglichst gemieden oder nur kurzzeitig angewendet werden. Vorbeugend sind barrierreaufbauende bzw. barriereschützende Basistherapeutika und Pflegeprodukte anzuwenden. Arzneimittel, die die geänderte Struktur der Haut und die geschwächte Immunität der Haut forcieren, sollten zumindest in der Langzeitanwendung gemieden werden (z. B. keine langfristige Anwendung lokaler Corticosteroide oder Antibiotika). Wechselwirkungen mit anderen Therapeutika bei Komorbiditäten wie z. B. immunmodulierenden Therapien sollten bedacht werden. Weiterhin sollte die Therapie einfach strukturiert sein mit klaren Konzepten, die gegebenenfalls in schriftlicher Form detailliert vorgegeben werden. Durch gute Vehikel (z. B. Lotio, Schaum) wird die Therapie und Pflege der Altershaut einfach und praktisch anwendbar. Optimal ist es, wenn die Pflegebereiche und interdisziplinär mitbetreuende Ärzte in das Management einbezogen werden [3, 5].
Häufige Hauterkrankungen im Alter
Zu den häufigsten Erkrankungen der Altershaut zählen die trockene Haut – und damit verbundener Juckreiz – sowie Hautinfektionen, die durch Komorbiditäten wie Diabetes zusätzlich begünstigt werden. Aber auch gutartige und bösartige Hauttumoren oder Vorstufen werden bei der Altershaut häufig gesehen. Ein regelmäßiges Hautscreening (je nach Hauttyp und Vorbefunden einmal jährlich oder öfter) sollte unbedingt empfohlen werden. Die Aufklärung zum Thema Lichtschutz im Alter ist nicht zu vernachlässigen. Gerade ein reduziertes Immunsystem, Komorbiditäten, die geschwächte Hautbarriere oder die Einnahme diverser immunmodulatorischer Therapeutika kann die Lichtempfindlichkeit und das Auftreten von Hauttumoren negativ beeinflussen. Die Beratung zum Thema „Sonnenschutz/Prävention“ dieser Patienten durch den Apotheker oder Arzt sollte erfolgen und regelmäßig wiederholt werden [2].
Pflege der Altershaut
Die Hautpflege der meist trockenen Altershaut ist zum Schutz vor extrinsischen Faktoren wie Umweltgiften neben dem Sonnenschutz unabdingbar. Der regelmäßige, das heißt tägliche Einsatz von hydratisierender Hautpflege inklusive der Reinigung mit tensidarmen, synthetischen Detergenzien ist Grundvoraussetzung für eine präventive Versorgung der Altershaut und kann den Aufbau einer intakten Hautbarriere unterstützen. Damit kann der Entwicklung von Erkrankungen der Altershaut wie Infektionen, Irritationen, und Juckreiz entgegengewirkt werden.
Magistralrezepturen für die besonderen Gegebenheiten bei einzelnen Patienten
Magistralrezepturen werden dann häufig verordnet, wenn es keine adäquaten Fertigarzneimittel bzw. Basistherapeutika in der gewünschten Arzneistoffkonzentration gibt oder diese nicht in geeigneten Packungsgrößen zur Verfügung stehen, sodass das Kosten/Nutzen-Verhältnis ungünstig ist. Diese Rezepturen haben sich durch Erfahrung bewährt oder greifen auf rational begründbare Empfehlungen zum Beispiel aus dem Neuen Rezeptur-Formularium (NRF) zurück.
Pruritus bei trockener Haut
Die Ursachen des Juckreizes können sehr vielseitig sein. Heute unterscheidet man beim Pruritus
- Juckreiz auf unveränderter Haut von
- Juckreiz auf veränderter Haut.
Während der Anamnese sollten gerade in der Gerontodermatologie immer internistische Erkrankungen und Arzneimittel als mögliche Auslöser vorwiegend bei Juckreiz auf unveränderter Haut erfragt werden, vor allem, wenn neben der atopischen Diathese Allergien mit Kreuzreaktionen bekannt sind. Daneben führen extrinsische Faktoren wie tensidreiche Reinigungsmittel, austrocknende Hautpflegemittel oder geringe Flüssigkeitsversorgung gepaart mit metabolischen Systemerkrankungen (z. B. Adipositas, Diabetes mellitus) und verminderte Durchblutung sowie Immobilität vermehrt zur Austrocknung der Haut. Dies ist der Beginn von Pruritus, der dann zu Ekzemen führen kann. Zu den häufigsten Ursachen des Juckreizes zählt die trockene Haut [3, 5].
Neben einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr sollte gerade die Altershaut mit einer geeigneten topischen Basistherapie mindestens einmal täglich versorgt werden. Die Anwendung ist präventiv täglich auch in symptomfreien Intervallen fortzuführen. Harnstoff-, Glycerin- und Natriumchlorid-haltige Externa sind geeignete Moisturizer, um die Basistherapie zu optimieren. Eine ausgewogene haut- und jahreszeitenadaptierte auf den Hauttyp abgestimmte Zusammensetzung aus Lipiden, Wasser und Feuchthaltefaktoren ist Voraussetzung. Wasserfreie fettreiche Systeme sind für die trockene Altershaut nicht geeignet und sollten – wenn überhaupt – nur kurzfristig angewendet werden. Ein wichtiges therapeutisches Ziel bei der Altershaut ist es, die Hautbarriere zu erhalten oder wiederaufzubauen [6]. Bei einer erfolgreichen Therapie des Alterspruritus spielen Basistherapien mit Harnstoff oder auch Polidocanol eine große Rolle. Es werden viele geeignete Fertigprodukte angeboten. Patienten benötigen zur effektiven Basistherapie und Hautpflege bis zu einem Kilogramm Externa pro Monat. Mit Magistralrezepturen können manchmal preisgünstigere Alternativen angewandt werden, was von den Patienten, die diese Therapien selbst tragen müssen, dankbar angenommen wird:
Beispiele zur Basistherapie bei Juckreiz
- lipophile Harnstoff-Natriumchlorid-Salbe NRF 11.75.
- hydrophile Harnstoff-Creme 5%; 10% NRF 11.71.
- lipophile Harnstoff-Creme 5%; 10% NRF 11.129.
- hydrophile Harnstoff-Emulsion 5%; 10% NRF 11.72.
- Harnstoff-Cetomacrogolsalbe 10% NRF 11.73.
- wasserhaltige Harnstoff-Wollwachsalkoholsalbe 5%; 10% NRF 11.74.
- lipophile Polidocanol-Creme 5% mit Harnstoff 5% NRF 11.120.
- hydrophile Polidocanol-Creme 5%; 10% NRF 11.118.
- lipophile Polidocanol-Creme 5%; 10% NRF 11.119. [7]
Wünschenswert wäre, wenn das NRF ein größeres Spektrum moderner Grundlagen wie Ceramide oder Derma-Membran-Struktur(DMS)-Systeme mit Arzneibuchqualität für Rezepturen im 21. Jahrhundert führen würde.
Prurigo / stark juckende Ekzeme
Kommt es durch die herabgesetzte Hautbarriere und Immunität der Altershaut leicht zu chronisch verlaufenden Ekzemen mit papulösen, entzündlichen Komponenten, die von einem immensen Juckreiz begleitet werden, so spricht man vom Prurigo. Da die Patienten häufig bereits schon viele Systemtherapeutika einnehmen, sollte eine effiziente Lokaltherapie in der Regel Mittel der ersten Wahl sein. Hier helfen immunmodulatorische Externa wie Corticosteroide oder Calcineurin-Antagonisten. Der Fertigarzneimittelmarkt mit Corticosteroiden ist zwar gut ausgestattet, und es werden verschiedene Wirkstärken und Grundlagen angeboten. Doch auch beim Prurigo werden häufig Magistralrezepturen verordnet, denn gerade bei sehr sensibler Haut muss für eine optimale Therapie ein geeignetes Vehikel gefunden werden. So können Wirkstoffstärke oder die Konzentration bei gleicher Grundlage (z. B. DAC-Basiscreme) ausgetauscht und an die Bedürfnisse angepasst werden [8]:
Variable Corticoid-Konzentration bei gleicher Grundlage (Beispiele)
- hydrophile Prednisolonacetat-Creme 0,5% NRF 11.35.
- hydrophile Prednicarbat-Creme 0,08%; 0,15%; 0,25% NRF 11.144.
- hydrophile Betamethasonvalerat-Creme 0,025%; 0,05%; 0,1% NRF 11.37.
- hydrophile Betamethasonvalerat-Emulsion 0,025%; 0,05%; 0,1% NRF 11.47.
- hydrophile Triamcinolonacetonid-Creme 0,025%; 0,05%; 0,1% NRF 11.38.
- hydrophile Triamcinolonacetonid-Emulsion 0,025%; 0,05%; 0,1% NRF 11.38.
- hydrophile Clobetasolpropionat-Creme 0,05% NRF 11.76. [7]
Bei dem Einsatz von Corticosteroiden über einen längeren Zeitraum in der Vergangenheit oder Gegenwart müssen gerade bei der Altershaut Nebenwirkungen bedacht werden. Corticosteroide mit einem guten therapeutischen Index (Quotient aus Wirkung und Nebenwirkung) sollten vorgezogen werden: z. B. Prednicarbat oder Mometason. Hier gibt es im NRF bislang eine Magistralrezeptur mit Prednicarbat (NRF 11.144.), Mometason-haltige Magistralrezepturen werden von Firmen, die Fertigarzneimittel herstellen, in geeigneten Magistralrezeptur-Sammlungen angeboten.
Calcineurin-Inhibitoren werden mittlerweile bei vielen entzündlichen Dermatosen gern empfohlen. Leider sind die Grundlagen dieser Fertigarzneimittel nicht immer für alle Hauttypen oder Lokalisationen optimal (z. B. Schleimhautbereich). Magistralrezepturen dazu fehlen. Wünschenswert wären Magistralrezepturen mit Calcineurin-Inhibitoren. Hier sind neue Grundlagen erforderlich, da die vorhandenen Fertigarzneimittel eine optimale Versorgung an bestimmten Hautregionen zum Beispiel Schleimhäuten oder Intertrigines nicht abdecken.
Pruritus im Anal- und Genitalbereich
Gerade bei älteren Patienten ist der chronische Pruritus im Anal- und Genitalbereich weit verbreitet. Meist sind die Ursache veränderte pH-Werte, Zusammensetzungen der Schleimhautflora und veränderte Stuhlgewohnheiten. Häufig ist der Juckreiz ein Begleitsymptom anderer Erkrankungen wie Candidosen oder Analfissuren bei Obstipation. Hier haben sich kurzzeitig angewendete Kombinationen von Corticosteroiden und Antiseptika oder Zink-haltige Externa akut und präventiv in der Vergangenheit bewährt (siehe unten). Zur Therapie der Analfissuren stehen Rezepturen mit Calcium-Antagonisten zur Verfügung, die als Creme- oder Gelgrundlage angeboten werden:
Rezepturen mit Calcium-Antagonisten (Beispiele)
- hydrophile Diltiazemhydrochlorid-Rektalcreme 2% NRF 5.7.
- hydrophiles Diltiazemzhydrochlorid-Rektalgel 2% NRF 5.6.
- hydrophile Glyceroltrinitrat-Rektalcreme 0,2% NRF 5.10.
- hydrophile Isosorbiddinitrat-Rektalcreme 1% NRF 5.9.
Die Anwendung erfolgt in der Regel zweimal täglich über vier bis acht Wochen [9].
Weitere Wirkstoffe bei chronischem Pruritus
Teere oder Schieferöle
Teer- oder Schieferöl-haltige Externa sind gerade bei dem schwer zu therapierenden chronischen Alterspruritus wirksam. Die immer wieder diskutierte Kanzerogenität wurde bislang selbst nach jahrelanger Anwendung nicht belegt.
Steinkohlenteer-haltige Rezepturen (Liquor Carbonis detergens, LCD) stehen neben sulfonierten Schieferölen (Ammoniumbitumino-Sulfonat) ausreichend zur Verfügung. Sie wirken entzündungshemmend und antiseptisch sowie juckreizlindernd. Gerade bei der Altershaut steht häufig die knotige Ekzemform (Prurigo) im Vordergrund und kann so therapeutisch versorgt werden. Auf die spezielle Duftnote sollte der Patient hingewiesen werden.
Teer- oder Schieferöl-haltige Externa (Beispiele)
- hydrophile LCD-Creme 5%; 10% NRF 11.86.
- hydrophile Salicylsäure-Creme 5% mit Steinkohlenteer-Spiritus 10% NRF 11.107.
- lipophile Steinkohlenteer-Salbe 2 bis 20% NRF 11.46.
- lipophile Ammoniumbituminosulfonat-Creme 5%; 10%; 20% NRF 11.12.
- hydrophile Zinkoxid-Paste 40% mit Ammoniumbituminosulfonat 5% NRF 11.108. [7]
Hyperämisierende Therapieoption
Capsaicin-haltige Externa wirken antipruritisch und sind bei Altersjuckreiz ein geeignetes therapeutisches Mittel vorwiegend bei Juckreiz auf primär nicht entzündeter Haut oder Prurigo-Knoten. Da die Therapie nur bei mehrfach täglicher Anwendung und in aufsteigender Dosierung Wirksamkeit zeigt, setzt die Anwendung eine hohe Adhärenz voraus [10].
Hyperämisierende Externa (Beispiele)
- hydrophile Capsaicinoid-Creme 0,025%; 0,05%; 0,1% NRF 11.125.
- lipophile Capsaicinoid-Creme 0,025%; 0,05%; 0,075%; 0,1%; 0,25% 11.146. [7, 10].
Menthol/Chloralhydrat
Menthol ist ein geeigneter Wirkstoff bei Juckreiz, da es kühlend und somit antipruritogen wirkt. Rezepturen mit 1 bis 3% Levomenthol in DAC-Basiscreme sind empfehlenswert. Verordnet wird auch eine Kombination mit 1% Levomenthol, 2% Campher, 3% Chloralhydrat in DAC-Basiscreme bei starkem Pruritus. Diese Rezeptur ist bislang ohne NRF-Nummer, aber trotzdem auf Plausibilität durch das NRF überprüft [11].
Infektionen auf der Haut
Bakterien, Pilze, Parasiten können leicht durch die geschwächte Barriere der Altershaut eindringen und zu Entzündungen führen oder bereits bestehende Hauterkrankungen verschlimmern (Superinfektion). Gerade in den Intertrigines (Hautfalten) oder im Windelbereich kommt es dadurch häufig zu einer Candida-Besiedlung, gefolgt von Rötung, Juckreiz und/oder Ekzembildung. Zink-haltige Externa wie weiche Zinkpaste oder Zinkschüttelmixtur sind hier gut vorbeugend einsetzbar und bei minimalem Befall auch ohne spezifische Wirkstoffe gut therapeutisch zu nutzen. Zu beachten ist, dass die Lokaltherapie mit Zink zur Austrocknung der Haut führen kann.
Zink-haltige Externa (Beispiele)
- weiche Zinkpaste DAB NRF 11.21.
- Ethanol-haltige Zinkoxidschüttelmixtur 2,5%; 5%; 10% NRF 11.3.
- Zinkoxidöl DAC (Grundlage: Olivenöl) NRF 11.20.
- Zinkoxidschüttelmixtur DAC oder Zinkoxidschüttelmixtur, hautfarben NRF 11.22.
- Ethanol-haltige hydrophile Zinkoxid-Paste 18% (18er-Lotio, da 18% Glycerolanteil) NRF 11.49.
- Polidocanol-600-Zinkoxidschüttelmixtur 3 bis 10% NRF 11.66. (z. B. bei herpetiformen Veränderungen) [7]
Antibiotika oder Antiseptika
Antibiotika sollten heute – wenn überhaupt – nur noch kurzzeitig bei akuten Infektionen auf der Haut angewendet werden. Besser geeignet sind Antiseptika wie Chlorhexidin, Polihexanid oder Octenidin:
Antiseptische Externa (Beispiele)
- hydrophile Chlorhexidindigluconat-Creme 0,5 bis 1% NRF 11.116.
- Octenidindihydrochlorid 0,1% in DAC Basiscreme (noch ohne NRF-Nummer)
- Polihexanid-Lösung 0,02, 0,04% NRF 11.128.
- Polhexanid-Macrogolsalbe 0,04, 0,1% NRF 11.137.
- hydrophiles Polihexanid-Gel 0,04, 0,1% NRF 11.131.
Kombination mehrerer Arzneistoffe
Wirkstoffkombinationen sind bei Ekzemen oder hyperkeratotischen Hauterkrankungen gewünscht, wenn Keratolytika oder zum Beispiel im Falle einer Superinfektion Antiseptika zur antiinflammatorischen Wirkung erforderlich sind:
Wirkstoffkombinationen (Beispiele)
- hydrophile Prednicarbat-Creme 0,08%; 0,15%; 0,25% mit Octenidindihydrochlorid 0,1% NRF 11.145.
- hydrophile Triamcinolonacetonid-Creme 0,025%; 0,05%; 0,1% mit Chlorhexidindigluconat 1% NRF 11.136.
- abwaschbares Salicylsäure-Öl 2/5/10% mit Triamcinolonacetonid 0,1% NRF 11.140. [7]
Literatur
[1] European Union Geriatric Medicine Society. www.eugms.org/home.html
[2] Blume-Peytavi U, Kottner J, Sterry W, Hodin MW, Griffiths TW, Watson RE, Hay RJ, Griffiths CE. Age-Associated Skin Conditions and Diseases: Current Perspectives and Future Options. Gerontologist 2016;56:230-242
[3] Kottner J, Lichterfeld A, Blume-Peytavi U, Kuhlmey A. Förderung der Hautgesundheit im Alter. Z Gerontol Geriat 2015;48:231-236
[4] Wohlrab J, Hilpert K, Wolff L. Epidermale Alternsprozesse und Anti-Aging-Strategien. Hautarzt 2015;67:107-111
[5] Wohlrab J, Hilpert K, Wohlrab A. Besonderheiten der Altershaut. Hautarzt 2014;65:911-922
[6] Staubach P, Lunter DJ. Basic or maintenance therapy in dermatology. Appropriate vehicles, possibilities and limitations. Hautarzt 2014;65(1):63-72
[7] Neues Rezeptur-Formularium (NRF) Loseblattsammlung auf dem Stand (2015) 8. Auflage, Govi-Verlag Pharmazeutischer Verlag, Eschborn
[8] Ständer S, Darsow U, Mettang T et al. S2k guideline--Chronic Pruritus. J Dtsch Dermatol Ges 2012;4:1-27
[9] Knight J, Birks M, Farouk R. Topical diltiazem ointment in the treatment of chronic anal fissure. Br J Surg 2001;88:553-556
[10] Ständer S, Metze D. Treatment of pruritic skin diseases with topical capsaicin. In: Yosipovitch G, Greaves MW, Fleischer AB, McGlone F. Itch: Basic mechanisms and therapy. New York: Marcel Dekker, 2015:287-304
[11] Staubach P, Metz M. Magistral formulations and pruritus therapy - What is established, what is confirmed, what is new? J Dtsch Dermatol Ges 2013;11(11):1049-1055
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