Arzneimittel und Therapie

Zehn Jahre sind besser als fünf

Erweiterte antihormonelle Therapie verlängert progressionsfreies Überleben bei Brustkrebs

Eine zehnjährige antihormonelle Therapie führte bei Brustkrebs­patientinnen zu einem längeren progressionsfreien Überleben als die übliche fünfjährige Behandlung. Das ist das Ergebnis einer beim diesjährigen amerikanischen Krebskongress vorgestellten Studie mit Letrozol. Der Benefit beruhte vor allem auf der Prävention kontralateraler Karzinome.
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Aromatase-Hemmer – eine Option zur Prävention von Brustkrebs?

Bei einer Hormonrezeptor-positiven Brustkrebserkrankung erfolgt in der Regel nach Operation und gegebenenfalls Chemotherapie eine mehrjährige antihormonelle Behandlung, um mög­liche hormonabhängige Wachstumssi­gnale zu unterbinden. Eingesetzt werden dazu Aromatase-Inhibitoren und/oder Tamoxifen. Die derzeit empfohlene Therapiedauer beträgt fünf Jahre, doch verdichten sich die Hinweise, dass eine längerfristige Therapie mit einem zusätzlichen Benefit verbunden ist. Diese Hinweise wurden durch eine auf dem diesjährigen amerikanischen Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellte Studie einer kanadischen Forschergruppe erneut bestätigt.

Weniger Karzinome in kontralateraler Brust

An der doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie nahmen 1918 postmenopausale Frauen teil, die aufgrund einer Hormonrezeptor-positiven Brustkrebserkrankung bereits antihormonell behandelt worden waren (4,5 bis 6 Jahre Einnahme eines Aromatase-Hemmers, teilweise nach vorhergehender Tamoxifen-Einnahme). Sie erhielten für weitere fünf Jahre täglich 2,5 mg Letrozol oder Placebo. Der primäre Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben nach fünf Jahren. Dieses betrug in der Letrozol-Gruppe 95% und in der Placebo-Gruppe 91%. Das entspricht einer Risiko­abnahme für das Wiederauftreten der Erkrankung um 34% (Hazard Ratio [HR] 0,66; p = 0,01). Das Gesamtüberleben nach fünf Jahren unterschied sich in den beiden Gruppen nicht. Der Benefit einer verlängerten Letrozol-Gabe zeigte sich vor allem in einer verringerten Rate kontralateraler Karzinome, also Tumoren an der gegenseitigen Brust. So lag die jährliche Inzidenzrate für ein Wiederauftreten der Erkrankung in der kontralateralen Brust in der Letrozol-Gruppe bei 0,21% versus 0,49% in der Placebo-Gruppe (p = 0,007).

Wie zu erwarten war, schlug sich die verlängerte Letrozol-Gabe in der Knochengesundheit nieder mit mehr Knochenschmerzen, Knochenbrüchen und neu auftretender Osteoporose.

Eine befürchtete Zunahme kardiovaskulärer Ereignisse blieb aus. Die Abbruchraten waren in beiden Gruppen gering (5,4% in der Letrozol-Gruppe vs. 3,7% in der Placebo-Gruppe), was laut Studienautoren möglicherweise der Patientenselektion geschuldet war – alle Teilnehmerinnen hatten ja bereits mehrere Jahre lang einen Aromatase-Hemmer eingenommen und tolerierten die Medikation. Im Hinblick auf die Lebensqualität wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen festgestellt.

In einem Editorial zu dieser Studie werden die Ergebnisse als mögliches Signal zur Chemoprävention mit Aromatase-Hemmern gedeutet. Die gute Verträglichkeit, die hohe Adhärenz und der gezeigte Benefit könnten die Möglichkeiten zur Prävention eines Mammakarzinoms erweitern. |

Quelle

Goss PE et al. Extending aromatase-inhibitor adjuvant therapy to 10 years. N Engl J Med 2016, published online 5. Juni; doi: 10.1056/NEJMoa1604700

Chlebowski R et al. Changing adjuvant breast-cancer therapy with a signal for prevention. N Engl J Med 2016, published online 5. Juni; doi: 10.1056/NEJMe1606031

Goss PE et al. A randomized trial (MA.17R) of extending adjuvant letrozole for 5 years after completing an initial 5 years of aromatase inhibitor therapy alone or preceded by tamoxifen in postmenopausal women with early-stage breast cancer. J Clin Oncol 2016;34 (suppl; abstr LBA1)

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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