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Adexa-Info
Gute Arbeit fördert Rückkehr ins Berufsleben
Studie zu Arbeitsplatzqualität und Erwerbstätigkeit von Müttern
Gute Arbeitsbedingungen fördern die Gesundheit, das Wohlbefinden und die soziale Integration der Arbeitnehmer. Aber hat die „Job Quality“ auch einen Einfluss auf die Beschäftigungsquote von Frauen? Und gibt es dabei Unterschiede innerhalb der EU? Agnieszka Piasna vom European Trade Union Institute (ETUI) in Brüssel und Anke C. Plagnol von der City University London haben die Daten von über 12.000 berufstätigen Frauen im Alter von 20 bis 49 Jahren auf Basis des European Working Conditions Survey (EWCS) ausgewertet. Dabei haben sie vier Gruppen verglichen: Frauen ohne Kinder, Frauen in Paarhaushalten mit Kleinkindern bis fünf Jahren, Frauen in Paarhaushalten, wo das jüngste Kind mindestens sechs Jahre alt ist, sowie alleinerziehende Mütter.
Die Arbeitsplatzqualität wurde anhand von drei Kriterien bewertet:
1. Arbeitsplatzsicherheit, z. B. Befristung, Gefahr des Verlustes
2. Arbeitszeitqualität: z. B. unsoziale oder wechselnde Arbeitszeiten, kurzfristige Flexibilität, eigener Planungsspielraum
3. Intrinsische Qualität: Qualifikation und Entscheidungsspielräume; soziales Umfeld (Kollegen); physisches Umfeld (z. B. Lärm, Dämpfe, Steharbeit …); Arbeitsbelastung (z. B. Zeitdruck, Anforderungen und Leistungsziele, Beschwerden von Kunden …).
Ergebnisse im Überblick
Im Schnitt gehen berufstätige Mütter von Kindern im Alter bis fünf Jahren, die in einer Paarbeziehung leben, einer qualitativ höherwertigen Erwerbstätigkeit nach als Frauen ohne betreuungsbedürftige Kinder. Sie sind seltener befristet beschäftigt und schätzen die Arbeitszeitqualität höher ein. Außerdem beurteilen sie die intrinsische Qualität ihrer Arbeit am besten.
Alleinerziehende Mütter schneiden dagegen bei allen drei Kriterien schlechter ab als Mütter in Paarbeziehungen.
Im Vergleich der 27 EU-Länder haben die Autorinnen – entgegen ihren Erwartungen – kaum signifikante Unterschiede festgestellt: Überall sind Mütter kleiner Kinder an sichereren Arbeitsplätzen mit höherer zeitlicher und intrinsischer Qualität beschäftigt.
Woran liegt’s?
Als eine plausible Erklärungsmöglichkeit nennen Piasna und Plagnol, dass Frauen in qualitativ schlechteren Arbeitsplätzen ihre Familienplanung den Umständen anpassen und später oder gar keine Kinder bekommen – zumal solche Stellen auch meist niedriger bezahlt sind. Dies beeinflusst natürlich auch die europaweit ohnehin niedrigen Geburtenraten.
Auch der Wiedereinstieg in den Beruf ist bei einem qualitativ schlechteren Arbeitsplatz unattraktiver oder sogar unmöglich. Der Anteil der Mütter, die wieder zurückkehren, ist daher auch relativ niedrig.
In allen untersuchten Ländern ist die Beschäftigungsquote in der Gruppe der 20- bis 49-Jährigen bei den Müttern mit Kleinkindern niedriger als bei kinderlosen Frauen. Bei den Vätern ist sie dagegen höher als bei männlichen Arbeitnehmern ohne Kinder.
Aus den Ergebnissen lassen sich zwei Thesen herleiten:
- Eine höhere Arbeitsplatzqualität steigert die Wahrscheinlichkeit der Familiengründung.
- Je höher die Arbeitsplatzqualität, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Mütter nach der Babypause in ihren Job bzw. in den Arbeitsmarkt zurückkehren.
Die Autorinnen warnen deshalb: Die Tendenzen in der EU, der Wirtschaftskrise durch Deregulierung, Flexibilisierung und Aushöhlung von Tarifsystemen zu begegnen, wirken sich negativ auf Geburtenraten und Rückkehrquoten aus. Bemühungen, etwa durch bessere Kinderbetreuungsangebote die Berufstätigkeit von Frauen zu fördern, würden so konterkariert.
Positiv ausgedrückt liege dagegen in einer hohen Arbeitsplatzqualität sowohl „ein Schlüssel zur Erhöhung der Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen als auch zu einer Steigerung der Geburtenraten“, so Piasna und Plagnol.
Ein Blick auf die Apotheke
Was heißt das für die deutschen Apotheken? „Im Wettbewerb um Fachpersonal hat es jeder Apothekeninhaber ein Stück selbst in der Hand: Auch hier entscheidet neben den Gehältern die Arbeitsplatzqualität, ob Mitarbeiterinnen nach der Geburt ihrer Kinder überhaupt und nach nicht allzu langer Pause wieder einsteigen. Hier sind z. B. in puncto Kinderbetreuung innovative Ideen gefragt“, sagt die ADEXA-Vorsitzende Barbara Stücken-Neusetzer. Der beschriebene Effekt ist für die öffentlichen Apotheken umso wichtiger, da der Anteil der Frauen in den Teams so hoch ist. Zumal in Deutschland mit dem Ehegattensplitting noch ein weiterer Effekt dazukommt, der gerade Frauen mit niedrigeren Gehältern vom Arbeiten abhält. Stücken-Neusetzer: „Wer als Arbeitgeber in sein Team investiert, hat dann gegenüber der Konkurrenz die Nase vorn.“
Apothekenangestellte, die unter schlechten Arbeitsbedingungen leiden (und dadurch eventuell sogar auf einen Kinderwunsch verzichten), sei dagegen der Wechsel in eine andere Apotheke geraten. Bei der aktuellen hohen Nachfrage am Stellenmarkt ist das meist nicht schwer – und macht auch mit Blick auf die Höhe des späteren Elterngeldes Sinn. |
Quelle: Agnieszka Piasna, Anke C. Plagnol: Arbeitsplatzqualität und weibliche Erwerbsbeteiligung in Europa. WSI-Mitteilungen 04/2016
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