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Gegen die Neuropathie-Dunkelziffer

Aufklärungsinitiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ weist auf Bedeutung einer frühen Diagnose und Therapie hin

rei | Bei der distalen, sensorischen Polyneuropathie (DSPN) drohen nicht nur diabetische Fußulcera, sondern auch kardiovaskuläre ­Erkrankungen und eine erhöhte Sterblichkeit. So hat sich die nationale Aufklärungsinitiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ zum Ziel gesetzt, Häufigkeit und Risikofaktoren der DSPN zu ermitteln. Je früher eine Nervenschädigung erkannt wird, desto eher kann eine Therapie beginnen, die beim Krankheitsgeschehen ansetzt.

Die Ergebnisse der aktuellen PROTECT-Studie zeigten bei jedem Zweiten der 1589 Teilnehmer einen ­Verdacht auf eine DSPN, berichtete Professor Oliver Schnell, Vorstand der Forschergruppe Diabetes in München, vor Kurzem im Rahmen einer Pressekonferenz. Die Neuropathie war bei mehr als 60 Prozent der Patienten schmerzhaft, bei über 20 Prozent nur mit Brennen, Kribbeln und Taubheit verbunden.

Foto: Volker Hielscher

Von den Studienteilnehmern mit Typ-2-Diabetes und schmerzhafter DSPN war bei über 61 Prozent zuvor keine Neuropathie diagnostiziert worden, bei den Diabetikern mit nicht schmerzhaften Nervenschädigungen waren es sogar 81 Prozent. Daher sei neben der Diabetesdiagnose wichtig, die „silente Neuropathie“ rechtzeitig zu erkennen.

Neue Methoden der Früherkennung

Kleine, dünn oder nicht-myelinisierte Nervenfasern machen 85 Prozent aller Fasern in der Peripherie aus, erklärte Professor Dan Ziegler, Direktor des Institutes für Klinische Diabetologie am deutschen Diabetes Zentrum Düsseldorf. Für Veränderungen an diesen Nerven gibt es eine neue Methode der Früherkennung, bei der mittels Haut­biopsie die Nervenfaserdichte in der Epidermis quantifiziert wird. Wie die Deutsche Diabetes Studie zeigte, nahmen die kleinen Nerven­fasern in der Epidermis bereits kurz nach der Diagnose trotz guter Diabetes­einstellung um 20 bis 25 Prozent ab.

Blutzuckerspitzen vermeiden, Benfotiamin zuführen

Bevor Diabetes diagnostiziert wird, liegt oft schon eine Polyneuropathie vor, betonte Professor Kristian Rett, Chefarzt der Endokrinologie und Diabetologie am Krankenhaus Frankfurt-Sachsenhausen. In dieser Frühphase sollten Blutzuckerspitzen vermieden werden. Das gelingt durch Ernährungsumstellung und Öffnen eines unschädlichen Glucose-Abbauweges, des Pentosephosphatweges. Das Schlüsselenzym wird durch die Vitamin B1-Vorstufe Benfotiamin unterstützt. Kontrollierte klinische Studien zeigten, dass Benfotiamin die schmerzhaften und sensorischen Symptome der diabetischen Neuropathie signifikant verbessert.

B-Vitamine für die Nerven

Der Diabetes-typische Mangel an Vit­amin B1 bewirkt axonale Neuropathie und Muskelatrophie, so Professor Karlheinz Reiners, Neurologe aus Würzburg. Vitamin B1 kann oral über die fettlösliche, hoch bioverfügbare Vorstufe Benfotiamin (z. B. in milgamma® protect) zugeführt werden. Erhalten Diabetiker Metformin, verändert sich dosisabhängig das Mikrobiom und reduziert die Resorption von Vitamin B12. Um den Mangel auszugleichen, sei die hochdosierte orale, tägliche Gabe von B12 ­therapeutisch gleichwertig mit einer ­Injektionsbehandlung.

Quelle

Pressekonferenz der Aufklärungsinitiative „Diabetes! Hören sie auf Ihre Füße?“ anlässlich der 51. Jahrestagung der DDG, 4.5.2016, Berlin

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