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Arbeitsmarkt: Frauenbranchen, Männerdomänen

Geschlechterstereotype und institutionelle Barrieren

Erwerbstätige Frauen konzentrieren sich auf einige wenige Bereiche, bei Männern ist das berufliche Spektrum deutlich größer. Und wenn eine Frau zuerst einen männerspezifischen Beruf gewählt hat, wechselt sie später tendenziell eher in eine Frauenbranche, als es umgekehrt der Fall ist.
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Von den 138 Berufsgruppen in der Klassifikation des Statistischen Bundesamtes weisen nur fünf einen Frauenanteil von über 90 Prozent auf. Dagegen gibt es 26 Berufe mit einem vergleichbar hohen Männeranteil.

52 Prozent der weiblichen Berufstätigen arbeiten in einem frauendominierten Beruf. Von den Männern arbeiten 58 Prozent in Männerberufen. In Berufen, die stark vom anderen Geschlecht dominiert werden, sind nur jeweils ­unter zehn Prozent der männlichen und weiblichen Arbeitnehmer tätig.

„Segregation im Arbeitsmarkt“

Das Ausmaß der Geschlechter­trennung im deutschen Arbeitsmarkt ist groß, so das Ergebnis einer Studie der Hamburger Soziologin Anne Busch-Heizmann. Sie hat dafür ak­tuelle Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), des Mikrozensus sowie von Befragungen des Bundesinstituts für Berufsbildung und des Bundes­amtes für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ausgewertet. Zwei Gründe führt die Expertin dafür an:

  • zum einen Geschlechterstereotype, die die Berufswahl beeinflussen und zur (positiven und negativen) Diskriminierung der Geschlechter ­führen;
  • zum anderen institutionelle Bar­rieren wie die Arbeitszeitmuster in Männerberufen, die Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und familiären Verpflichtungen erschweren.

Selbst wer sich als Frau beim Berufseinstieg von solchen beruflichen Geschlechter- und Rollenklischees nicht abschrecken lässt und eine „untypische“ Arbeit ergreift, wechselt im Verlauf des Arbeitslebens häufiger in einen Frauenberuf als umgekehrt (15% versus 7%). Bei Männern ist diese Tendenz zum von Geschlechtsgenossen dominierten Berufsfeld sogar noch stärker: Hier wechselten innerhalb von zehn Jahren 18 Prozent aus einer Frauen- in eine Männerbranche, dagegen nur vier Prozent in die entgegengesetzte Richtung.

Was tun?

Allein mit Aktionen wie dem alljähr­lichen Boys‘Day und Girls‘Day wird man diese Spaltung des Arbeitsmarktes in Männer- und Frauendomänen wohl nicht überwinden. Um zu einer stärkeren Durchmischung und Aus­gewogenheit zu kommen, sind nach Busch-Heizmann vor allem zwei Dinge nötig: In den Männerberufen muss man wegkommen von der Norm des mindestens Vollzeit arbeitenden Fa­milienernährers (die durchschnittliche Arbeitszeit beträgt hier 43,4 Wochenstunden gegenüber 32,7 Stunden in Frauenberufen). Und Frauenberufe müssen finanziell existenzsichernd werden, sodass Arbeitnehmerinnen (und ihre Kinder) unabhängig von einem männlichen Ernährer werden.

Außerdem fordert die Studienautorin, Stereotype über typisch weibliche und männliche Fähigkeiten abzubauen. |

Quelle

Anne Busch-Heizmann: Frauenberufe, Männerberufe und die „Drehtür“ – Ausmaß und Im­plikationen für West- und Ostdeutschland. WSI-Mitteilungen 8/2015, S. 571-582

sjo

Frauenberufe (Anteil Frauen):

Medizinische Fachangestellte: 99%

Hauswirtschaft und Verbraucherberatung: 96%

Körperpflege: 90%

Männerberufe (Anteil Männer):

Fahrzeug-, Schifffahrt-, Luft- und Raumfahrttechnik: 97%

Energietechnik: 97%

Fahrzeugführung im Straßenverkehr: 93%

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