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Arzneimittel und Therapie
Zweifel an Bisphosphonaten
Erhöhen sie bei Hyperparathyreoidismus sogar das Frakturrisiko?
Der primäre Hyperparathyreoidismus, die zweithäufigste Stoffwechselerkrankung des Knochens, definiert sich durch eine dysregulierte Überproduktion von Parathormon aufgrund einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen. Eine der Folgen des Hyperparathyreoidismus ist der Abbau von Knochensubstanz, was die Entwicklung von Osteoporose fördern und das Frakturrisiko erhöhen kann.
Parathyreoidektomie ohne Frage
Als einzig kurative Therapie gilt die Parathyreoidektomie, die Entfernung von pathologisch veränderten Nebenschilddrüsen, wobei auch Medikamente wie Bisphosphonate zum Schutz vor Knochenverlust eingesetzt werden.
Eine retrospektive Kohortenstudie untersuchte den präventiven Effekt beider Behandlungsarten durch Analyse der Daten zu Frakturrate und gemessener Knochenmineraldichte von 6272 Patienten mit diagnostiziertem primärem Hyperparathyreoidismus und Osteoporose oder Osteopenie im Zeitraum von 1995 bis 2010. Zunächst bestätigte sich, dass die Parathyreoidektomie sowie die Anwendung von Bisphosphonaten die Knochenmineraldichte erhöhten. Jedoch zeigte sich auch, dass zwar die chirurgische Entfernung der Nebenschilddrüsen mit einer Reduktion des Frakturrisikos assoziiert ist, die Anwendung von Bisphosphonaten aber mit keiner effektiven Prävention einherging bzw. das Risiko zum Teil sogar zu erhöhen schien. Nach zehn Jahren lag das Risiko für Hüftfrakturen bei 55,9 Ereignissen pro 1000 Patienten ohne Intervention, bei 20,4 Frakturen pro 1000 Patienten nach chirurgischer Parathyreoidektomie sowie bei 85,6 Brüchen pro 1000 Patienten unter Bisphosphonat-Gabe. Für jegliche Frakturarten lag das Risiko bei 206,1, 156,8 bzw. 302,5 Ereignissen pro 1000 Patienten unter den jeweils beschriebenen Therapieoptionen.
Beweis steht noch aus
Die hier publizierten Daten stellen die Parathyreoidektomie als womöglich einzige tatsächlich wirksame präventive Option gegen Frakturen bei primärem Hyperparathyreoidismus dar, wohingegen Bisphosphonate entgegen der vorherrschenden Meinung unwirksam, möglicherweise sogar risikoerhöhend sind. Doch das retrospektive Studiendesign sowie die nicht-randomisierte Therapiezuweisung sind die relevanten Limitationen der Studie, was auch die Autoren einschränkend berücksichtigen. Eine plausible Begründung für das erhöhte Frakturrisiko unter Bisphosphonat-Behandlung, trotz erhöhtem Mineralisierungsgrad der Knochen, bleibt zudem aus und sollte in zukünftigen Studien thematisiert werden. |
Quelle
Yeh MW et al. The Relationship of Parathyroidectomy and Bisphosphonates With Fracture Risk in Primary Hyperparathyroidism: An Observational Study Fracture Risk in Primary Hyperparathyroidism. Ann Intern Med 2016, online 5. April 2016; doi:10.7326/M15-1232
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