- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 19/2016
- Soziale Unterstützung ...
Prisma
Soziale Unterstützung bei Stress hilft nicht jedem
Ursache: Genotyp des Oxytocinrezeptors
cae | Das Wehenhormon Oxytocin spielt eine große Rolle im zentralen Nervensystem, wo es u. a. die Aufnahme und Pflege sozialer Beziehungen reguliert. Seine Substitution erscheint theoretisch bei bestimmten Verhaltensstörungen, chronischer Depression und Autismus indiziert, doch derzeit reicht das Wissen über die vielfältigen, teilweise unerwünschten Wirkungen des Hormons noch nicht aus, um es praktisch anwenden zu können. Ein wichtiger Aspekt dabei ist das individuell unterschiedliche Ansprechen auf Oxytocin, das mit dem Oxytocinrezeptor (OXTR) zusammenhängt. Hauptursache dafür ist ein Polymorphismus im Nucleotid rs53576 (GG, AG oder AA) des betreffenden Gens. Die Durchschnittsbevölkerung besitzt in beiden Chromosomensätzen das G-Allel; das einfache oder doppelte Vorkommen des A-Allels ist mit einer erhöhten Stresssensitivität, geringeren sozialen Kompetenzen und häufigeren psychiatrischen Erkrankungen verbunden.
Die Arbeitsgruppe des Freiburger Psychologen Markus Heinrichs hat nun an körperlich gesunden Studenten (Ø 23 Jahre) getestet, ob der Genotyp eine Rolle bei der Stressbewältigung im sozialen Umfeld spielt: 40 Probanden mit den drei Genotypen wurden dem Trier Social Stress Test (TSST) unterworfen, der auch bei der klinischen Prüfung von Anxiolytika eingesetzt wird. Die Hälfte der Probanden erhielt als „Therapie“ eine „soziale Unterstützung“, die andere Hälfte blieb sich selbst überlassen. Die Auswirkung des Stress wurde an der Variabilität der Herzfrequenz im Verlauf von 4 ½ Stunden gemessen. Ergebnis: Nur die Probanden mit dem GG-Genotyp profitierten von der sozialen Unterstützung, indem ihre Herzfrequenz sank. Dies weist darauf hin, dass psychologische Maßnahmen der Stressbewältigung über das Oxytocinsystem wirken. |
Quelle
Kanthak MK, et al. Oxytocin receptor gene polymorphism modulates the effects of social support on heart rate variability. Biol Psychol 2016;117:43-49
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.