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Keine eindeutigen Zu- oder Absagen
Diskussionsrunde mit Gesundheitspolitikerinnen auf dem Wirtschaftsforum
Selbst dem erfahrenen gesundheitspolitischen Journalisten Andreas Mihm von der FAZ, der die Moderation übernommen hatte, gelang es nicht, die Gesundheitspolitikerinnen zu klaren Aussagen zu bewegen. Für ABDA-Sprecher Reiner Kern stand als Resüme dann fest: Sie sprachen wie ein Orakel.
Immerhin, zur Apotheke und ihren Leistungen in der flächendeckenden Versorgung bekannten sich alle vier: Maria Michalk (CDU/CSU), Hilde Mattheis (SPD), Kordula Schulz-Asche (Die Grünen) und Kathrin Vogler (Die Linke). Dass Apotheken schließen müssen, „tut weh“, so Michalk, „ist aber eine unternehmerische Entscheidung und normal unter wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten“. Für Mattheis stellt sich die Frage, wie die Apotheker die Versorgung auf dem Land sicherstellen wollen. Für Vogler muss sich eine Apotheke auch auf dem Land noch lohnen und Schulz-Asche regt an, über neue Strukturen nachzudenken. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, und Fritz Becker, Vorsitzender des DAV, ließen die Politikerinnen wissen, dass Apotheker insbesondere auf dem Land gegensteuern: „Wir bieten Botendienste, wir brauchen keinen Versand und kein Pick-up“, so Becker, „und wir haben Rezeptsammelstellen, das regeln wir selbst!“
Zum Apothekerberuf als Freien Beruf bekannten sich ebenfalls alle, aber, so Mattheis, wie vertrage es sich dann, dass der Freie Beruf Apotheker die Politik anrufe, damit sie für Sicherheit sorge? Kiefer hielt entgegen: Freier Beruf bedeute auch, dass der Staat die Berufsregelungen in die Hand der Kammern gegeben habe. Kiefer: „Das System steht durch die Selbstverwaltung, sei aber höchstreglementiert. Dem System darf man nicht durch Regelungen Geld entziehen, sonst entsteht eine Schieflage.“ Daher muss die Arzneimittelpreisverordnung mit dem Fixum angepasst und immer wieder überprüft werden. Becker: „Das in Auftrag gegebene Gutachten des Bundeswirtschaftsministeriums empfinden wir als Verschleppungstaktik, eine überfällige Anpassung hinauszuziehen.“
Das könne sie nicht nachvollziehen, meinte Mattheis, denn das Gutachten habe auch die Aufgabe, Hintergrundinfos zu liefern, um die komplexen Zusammenhänge zu verdeutlichen. Und Michalk war sich mit Mattheis einig: „Eine Grundlage für die Honorardiskussion zu haben, ist ein Gebot der Stunde.“ Immerhin: Mehr Geld müsse es aber für Rezepturen geben, zeigte sie sich verständnisvoll.
Honorardeckel, Dokugebühr, Rezepturpreise
Michalk ist sich bewusst, dass ihr gemeinsam mit Mattheis verfasstes Positionspapier „zur Schnappatmung bei Apothekern“ geführt hat: Deckelung der Honorare bei Hochpreisern. Aber diese Deckelung solle unterm Strich nicht zur Minderung des Apothekerhonorars führen, weshalb man daran denke, die Dokugebühr und Rezepturpreise zu erhöhen, so Michalk. Es könne auch sein, dass man nach einer Diskussion darüber keine Deckelung vornehme. Vogler sprach sich deutlich gegen eine Deckelung aus, da es mit den Apothekern die Falschen treffe. Sie würde lieber an den zu hohen Pharmapreisen ansetzen.
Wenn eine Deckelung dadurch aufgefangen werden soll, dass im Gegenzug Rezepturpreise und Dokugebühr erhöht würden, bedeutet das unterm Strich keine Anhebung der Honorare. „Die Apotheker finanzieren sich quasi selbst“, machte Kiefer deutlich, „so nicht, nicht mit uns!“
Michalk versuchte zu beschwichtigen: Noch in diesem Jahr könnte ein Gesetz kommen, das Rezepturpreise und BtM-Gebühr erhöhe. Aber die Apotheker profitierten von der Abgabe der Hochpreiser – das müssen wir analysieren, nicht aufrechnen, aber auch nicht unberücksichtigt lassen. Und Mattheis: „Ich bin überzeugt davon, dass wir bei der BtM-Gebühr und den Rezepturpreisen etwas machen müssen“, ließ sie die Apotheker wissen, aber ohne konkreter zu werden.
Mehr Vernetzung
Weitere Diskussionspunkte waren die Ergebnisse des Pharmadialogs. Das Podium begrüßte, wenn OTC-Arzneimittel nicht nur für Kinder, sondern auch für ältere Multimorbide zulasten der GKV verordnet werden können, wobei Vogler die OTC-Verordnung gerne für alle befürwortete.
Und konsensfähig waren auch die Aussagen des Pharmadialogs, sich um das Problem Lieferengpässe kümmern zu wollen.
Die Apotheker aus dem Präventionsgesetz außen vor zu lassen, sei nicht logisch gewesen, so Mattheis, „diese Debatte müssen wir neu aufmachen“.
Darüber hinaus kann sich Mattheis vorstellen, dass Apotheker insbesondere auf dem Land mehr Verantwortung übernehmen, aber: „Sie müssen eine Vernetzung mit den Ärzten hinbekommen.“ Und Michalk, auch hier recht einig mit Mattheis: „Wir sind gespannt, wie sich die Arzt-Apotheker-Verzahnung entwickelt. |
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