Wirtschaft

Bar oder mit Karte?

Was die unterschiedlichen Zahlarten die Apotheke kosten

az |  Immer mehr Kunden erwarten, dass ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Zahlung ­angeboten werden. Um diesen Wünschen zu entsprechen, muss die Apotheke auf die erforderlichen Abläufe vorbereitet sein. Doch welche Kosten fallen überhaupt bei den unterschiedlichen Zahlarten an?

Zwar zahlen die Deutschen noch immer am liebsten bar, doch im langjährigen Vergleich zeigt sich, dass dieser Anteil kleiner wird: Lag er 2005 bei 63,6 Prozent, waren es 2014 nur noch 53,3 Prozent, so die Übersicht der Statista GmbH zu den Anteilen der Zahlungsarten im deutschen Einzelhandel. Demnach bezahlten knapp 38 Prozent der Kunden 2014 ihren Einkauf mit der ec-Karte, 5,3 Prozent wählten die Kreditkarte. Von der Zahlung auf Rechnung oder per Kundenkarte machten nur wenige Gebrauch.

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Klingelgeld oder Karte? Bei kleinen Beträgen verursachen Bargeldzahlungen geringere Kosten, insgesamt gesehen entstehen dem Handel jedoch dadurch jährliche Kosten in Höhe von rund 6,7 Mrd. Euro.

Kartenterminals übernehmen den Geldeinzug

Damit Apotheken die Kartenzahlungen akzeptieren können, benötigen sie entsprechende Kartenterminals. Diese können in der Regel alle Zahlungen mit der ec-Karte, also Electronic cash, Electronic cash vom Chip oder Lastschrift, und auch die Zahlungen mit Kreditkarten verarbeiten. Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) vermittelt als größte Bank im Gesundheitswesen Geräte, die sich auch mit den in Apotheken üblichen Kassen- und Warenwirtschaftssystemen verbinden lassen.

Die Geräte selbst unterscheiden sich im Wesentlichen durch die technische Anbindung und können lokal, per WLAN oder auch mobil per GPRS verbunden werden. Beispielhaft werden im Folgenden stets die Kosten genannt, die bei der apoBank anfallen. So liegen die monatlichen Kosten für die Terminalnutzung bei einer Laufzeit von 60 Monaten zwischen 14,90 Euro für die Anbindung per ISDN, analog oder digital, und 22,90 Euro mit einer Anbindung über WLAN, Mobilfunk und GPRS-Datenkarte für den mobilen Einsatz. „Nicht jede Apotheke benötigt ein Kartenterminal, das an verschiedenen Standorten eingesetzt werden kann“, so Christian Poggemann, Leiter des Vertriebsmanagements bei der apoBank. Hier lohnt sich also ein Blick auf die jeweiligen Gegebenheiten in der Apotheke.

Auch sollte überlegt werden, wer sich um die Technik kümmert. Bei der Installation und Kontenwahl für die Gutschrift auf bis zu vier verschiedenen Konten fallen bei der apoBank einmalig 30,00 Euro und monatlich 9,00 Euro an. Bei der Einrichtung der Technik vor Ort kann gewählt werden. Soll ein Techniker die Installation inklusive einer Einweisung vor Ort durchführen, wird dies mit 105 Euro berechnet. Die Eigeninstallation, mit einer Zusendung des vorkonfigurierten Gerätes, schlägt mit 50 Euro zu Buche.

Laufende Kosten müssen einkalkuliert werden

Ein Bezahlvorgang mit der ec-Karte kostet 5 Cent Transaktionsgebühren. Für die Autorisierung bei ec-cash-Zahlungen mit PIN fallen Abwicklungsgebühren an. Diese werden in 10er-Blöcken zu je 1 Cent abgerechnet. Hinzu kommen die ec-cash-Entgelte, deren Höhe von der Bank des Kunden abhängt. Sie liegen zwischen 0,160 und 0,195 Prozent vom Warenwert.

Die Kosten für die Zahlung mit Kreditkarte sind abhängig vom Herausgeber der Karte. Für Master- und Visakarten fallen beispielsweise aktuell 0,9 Prozent vom Warenwert für den Netzbetrieb und als Serviceentgelt an sowie Interbankengebühren um die 0,3 Prozent, je nach Kredit­kartenmarke, Herkunft und Typ der Karte. Teurer ist die Zahlung mit American Express, für den Netzbetrieb fallen hier Kosten ab 1,9 Prozent vom Warenwert an.

Unterschiedliche Kosten­faktoren bei Barzahlung

Statistisch betrachtet zahlen etwas mehr als die Hälfte der Kunden bar. „Beim Blick auf die Gebühren des elektronischen Zahlungsverkehrs mag der Eindruck entstehen, dass die Bezahlung günstiger ist. Mit welchen Kostenfaktoren aber die Barzahlung verbunden ist, wird dabei häufig außer Acht gelassen“, so Poggemann. Die Kosten für die Kartenzahlungen lassen sich vergleichsweise genau errechnen und auch dem einzelnen Kauf zuordnen. Die Kosten für Bargeld sind hingegen schwieriger zu ermitteln und können nur pauschal auf die Ware umgelegt werden. Häufig fallen auch für die Münzgeldbeschaffung Gebühren an, worauf die apoBank bei ihren Kunden jedoch verzichtet.

Bargeld belastet den Handel

Eine Studie zu den Kosten des Zahlungsverkehrs und den Kostenfaktoren für Bargeld hat die Steinbeis-Hochschule Berlin 2013 veröffentlicht. Demnach wechselt ein durchschnittlicher Euroschein, von der Herstellung über die Verteilung und Überprüfungen bis zur Vernichtung knapp 150 Mal den Besitzer. Die Kosten für Bargeld trennt die Studie nach den unterschiedlichen Marktteilnehmern, also Bundesbank, Banken, Bürger, Handel und Wertdienstleister wie z. B. Geldtransporteure.

Im Handel bindet Bargeld große Ressourcen, da eine Reihe von Prozessschritten sicherzustellen ist. Hierzu zählt die Bereitstellung der Münzen und Scheine mit Transport, Abrechnung, Wechselgeld. Beim Zahlungsvorgang an der Kasse muss auf Falschgeld ­geachtet werden und es können Wechselfehler passieren. Bei der Kassenleerung wird mehrfach nach dem Vier-Augen-Prinzip gezählt, es kommen die Versicherung, der Transport und die Aufbewahrung ins Spiel und schließlich muss die Überweisung auf das Geschäftskonto vorgenommen werden, bei der ggf. Kosten für den Geldtransport und Bankgebühren anfallen können. Wesentlicher Kostentreiber beim Umgang mit Bargeld sind die Personalkosten, hinzu kommen Zinsverluste. Der Studie zufolge verursacht Bargeld für den Handel jährlich Kosten von rund 6,7 Mrd. Euro.

Kartenzahlungen: Volkswirtschaftliche Kosten geringer

Hinzu kommen die gesellschaft­lichen Kosten. Der sogenannten Schattenwirtschaft in Deutschland wurde 2011 ein Umsatz von 300 Mrd. Euro, außerhalb der Sozialsysteme und meist auf Bargeld basierend, zugerechnet. Insgesamt ermittelt die Studie volkswirtschaft­liche Kosten für das deutsche Bargeldsystem in Höhe von 8 Mrd. Euro im Jahr. Die volkswirtschaft­lichen Kosten für den kartenbasierten Zahlungsverkehr beziffert sie mit etwa 800 Mio. Euro, also deutlich unter dem Bargeldsystem. Wenngleich die Studie zu dem Schluss kommt, dass Kartenzahlungen eine effiziente Alternative sind, weist sie auch darauf hin, dass Bargeldzahlungen volkswirtschaftlich betrachtet bei kleinen Beträgen geringere Kosten verursachen. „Unabhängig von den jeweiligen Kostenfaktoren, entscheidet am Ende der Kunde, welche Zahlungsweise er bevorzugt“, so Poggemann. |

1 Kommentar

Bar oder Karte

von Chris am 29.10.2016 um 13:45 Uhr

Meine Frage dazu, auch wenn der Artikel schon älter ist:
Wie verhält es sich mit dem Ausfallrisiko? Besonders interessant wäre ja auch das kontaktlose Bezahlen per Handy.

Danke

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