Gesundheitspolitik

Kommentar: Sein eigener Chef sein

Benjamin Wessinger

75 Prozent der Deutschen können sich nicht vorstellen, sich selbstständig zu machen, insgesamt sind nur rund 10 Prozent der deutschen Erwerbstätigen ihr eigener Chef – EU-weit sind es über 14 Prozent. Unter den Apothekern ist das anders. Von den etwas über 50.000 Approbierten, die in Apotheken tätig sind, sind 16.000 Apothekenleiter, das ist fast ein Drittel!

Natürlich war die wirtschaftliche Lage der Apotheken schon einfacher, politische Entscheidungen – wird das Honorar angepasst oder nicht? – genauso wie rechtliche Rahmenbedingungen – hält die Preisbindung? Kommt doch irgendwann der Fremdbesitz? – können gravierende Auswirkungen auf die einzelne Apotheke haben.

Aber die Aussage von Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, (s. „Keine Angst vor der Selbstständigkeit“, S. 5 dieser AZ) ist richtig: Die Apotheke bewegt sich in einem Zukunftsmarkt, auch wegen der demografischen Entwicklung. Der geburtenstärkste Jahrgang aller Zeiten ist heute 52 Jahre alt – das sind die Apothekenkunden von morgen!

Nur: Die Apothekeninhaber ­altern mit ihren Kunden, das Durchschnittsalter liegt heute bei 51,5 Jahren. Um das heutige Apothekensystem zu erhalten, dessen Rückgrat eben die Freiberuflichkeit ist, müssen in den nächsten Jahren genügend junge Kolleginnen und Kollegen diese Apotheken übernehmen.

Damit diese nicht abgeschreckt werden, sollten Berufspolitiker und niedergelassene Kollegen nicht nur – wenn auch berechtigt – über ausbleibende Honorarerhöhungen jammern. Sondern dem Nachwuchs auch immer wieder zeigen, wie schön (und erfolgreich!) es sein kann, sein eigener Chef zu sein!


Dr. Benjamin Wessinger

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