Gesundheitspolitik

Kommentar: Den Rückhalt demonstrieren

Kommentar von Benjamin Wessinger

Eine Million Unterschriften haben britische Apotheker innerhalb weniger Wochen gesammelt, um gegen Sparpläne des Gesundheitsministeriums und des nationalen Gesundheitsdienstes NHS zu protestieren (s. „Briten kämpfen für ihre Apotheken“, S. 8 dieser AZ). Um 6 Prozent sollen die Apothekerhonorare gekürzt werden, Gesund­heitspolitiker gehen davon aus, dass bis zu einem Viertel der rund 12.000 britischen Apotheken in ihrer Existenz bedroht wären. Die Apotheker kämpfen erbittert gegen die Pläne, die offenbar auch von vielen Briten nicht gutgeheißen werden.

Auch die deutschen Apotheker haben schon einmal bewiesen, dass sie die Bevölkerung hinter sich versammeln können. Ihre Initiative „Pro Apotheke“ gegen Ulla Schmidts „Liberalisierungspläne“ und vor allem den Versandhandel haben 2002 über 7,5 Millionen Menschen unterzeichnet. Das zeigte damals sehr deutlich, dass die Begeisterung für die „Liberalisierung“ in der Bevölkerung erheblich weniger ausgeprägt war als in der Politik – nicht nur, aber vielleicht besonders im Gesundheitswesen.

In Deutschland wurde der Arzneimittelversand 2004 trotz aller Proteste eingeführt – den britischen Kollegen sei heute mehr Erfolg gewünscht!

Doch auch hier in Deutschland könnte man durchaus darüber nachdenken, ob man nicht bei Gelegenheit wieder einmal deutlich machen sollte, wie groß der Rückhalt der Apotheken in der Bevölkerung wirklich ist. Denn Petitionen wie jetzt in England können klarer als jede „Reader’s Digest“-Umfrage zeigen, wie wichtig den meisten Menschen eine gute pharmazeutische Versorgung durch die Apotheke vor Ort ist.

Dr. Benjamin Wessinger

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