Gesundheitspolitik

Medikationskonsil in Greifswald startet

GREIFSWALD (tmb) | Das Medikationskonsil Greifswald geht in die Testphase: Ärzte können nun Versicherten der AOK Nordost die Erstellung eines Medikationsplans verordnen.

Am 1. März ist das Medikationskonsil Greifswald in seine Testphase gestartet. Nun können Greifswalder Ärzte ihren Patienten der AOK Nordost die Erstellung eines umfassenden Medikationsplans durch eine Apotheke verordnen. Das gemeinsame Projekt der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern, des Greifswalder Ärztenetzes Grypsnet, des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern und der AOK Nordost zielt auf die verstärkte Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern beim Medikationsmanagement.

Anders als beim Modellprojekt ARMIN wird die Leistung in Greifswald durch eine Verordnung des Arztes ausgelöst. Dadurch erübrigt sich eine Einschreibung des Patienten. Der Patient kann sich mit dem Rezept an eine beliebige Apotheke in Greifswald oder in der Umgebung wenden. Dort wird ein Termin vereinbart. Dann findet ein ­typisches Brown-bag-review statt. Die Ergebnisse werden auf einem speziellen Dokumentationsbogen erfasst, der auch die Erklärungen zum Datenschutz und die Informationen an den Arzt umfasst. Patient und Arzt erhalten vom Apotheker einen Medikationsplan. Der Arzt bekommt zusätzlich Anmerkungen zu möglichen arzneimittelbezogenen Problemen übermittelt. Anschließend ist vorgesehen, dass der Arzt auch den Apotheker über seine Interventionen informiert. Die Apotheke kann das Rezept mit einer Sonder-PZN zur Abrechnung einreichen und erhält eine am ­ARMIN-Projekt orientierte Vergütung für einen angenommenen Zeitaufwand von maximal 60 Minuten. Der Arzt erhält eine ent­sprechende Honorierung.

Offene Testphase

Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, betonte gegenüber der AZ, dass das Projekt zweigeteilt sei und jetzt erst eine zwölfmonatige Testphase starte. Der vertraglich vereinbarte Kern der Leistungen sei die Erstellung des Medikationsplans, aber den Apothekern gehe es noch mehr darum, die Compliance im Gespräch mit dem Patienten zu fördern und den Kontakt zum Arzt zu intensivieren. Wie die Leistungen genau zu beschreiben sein werden, solle bei dem Test erprobt werden. Pudimat begrüßte, dass alle Beteiligten sich geeinigt hätten, für ein Jahr die Zugangsvoraussetzungen zum Medikationskonsil Greifswald auszusetzen, um sinnvolle Konditionen zu testen. Derzeit könnten die Ärzte nach eigenem Ermessen entscheiden, welche Patienten eine solche Verordnung erhalten. Außerdem könnten alle Apotheken an der Testphase teilnehmen. Erst aufgrund der gewonnenen Erfahrungen würden dann die nötigen Qualifikationsmaßnahmen entwickelt, „damit die Seminare nicht neben der Praxis liegen“, so Pudimat. Die Arbeit werde daher von einem Koordinator und einem Lenkungsausschuss eng begleitet, der auch während der laufenden Testphase ergänzende Regelungen vorsehen könne. Die entscheidende Frage, die der Ausschuss beantworten solle, ist für Pudimat: „Was braucht die Praxis?“ Außerdem hofft Pudimat, dass sich die Anwender im Mai zu einem ersten Erfahrungsaustausch treffen.

Foto: DAZ/tmb

Axel Pudimat will Nähe zur Praxis.

Sollten Rezepte für das Medikationskonsil in Apotheken außerhalb Greifswalds vorgelegt werden, die nicht über das Projekt informiert sind, hofft Pudimat, dass diese die Patienten nicht abweisen. Stattdessen sollten sie sich beim AV Mecklenburg-Vorpommern über die nötigen Leistungen informieren.

Vertrauen in Heilberufler

Vor dem Start der Testphase wurden die Apotheker in Greifswald in Veranstaltungen des Apothekerverbandes informiert. „Die Apotheker sind bereit“, erklärte Verbandsgeschäftsführer Carsten Pelzer gegenüber der AZ. Pelzer betonte die Konzeption als lernendes System. Derzeit seien die Leistungen „in die Verantwortung der Heilberufler gelegt“. Nun sei abzuwarten, wie die Ärzte das neue Instrument annehmen und welche Erfahrungen die Apotheken bei der Umsetzung machen. Aus Sicht des Apothekerverbandes müsse insbesondere erprobt werden, wie viel Zeit die neuen Leistungen tatsächlich in Anspruch nehmen. |


Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Bestechende Idee" in dieser AZ-Ausgabe.


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